Kommentar
17:45 Uhr, 11.05.2022

Biden fordert entschiedene Inflationsbekämpfung von Fed - BMW: Halbleiterengpässe auch 2023 möglich

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  • US-Inflationsrate sinkt nur leicht
  • Swedish Match stimmt Übernahme durch Philip Morris zu
  • Lagarde deutet baldige EZB-Zinswende an
  • US-Hedgefondsdebakel kostet die Allianz €5,6 Mrd.
  • Ukraine stellt Gas-Transit nach Europa teilweise ein
  • Wirtschaftsministerium sieht keine Gas-Engpässe
  • Chinas Erzeugerpreise steigen langsamer
  • Thyssenkrupp erhöht Prognose
  • Siemens Energy wird vorsichtiger
  • Bayer hat nun die US-Regierung gegen sich

Markt

  • Neue Inflationsdaten aus den USA haben am Mittwochnachmittag zu einer hohen Volatilität an den Aktienmärkten geführt. Die US-Inflationsrate sank im April zwar etwas, allerdings weniger stark als erwartet. Die US-Futures fielen nach Veröffentlichung der Daten zunächst deutlich und auch der DAX konnte sich dem Abwärtssog nicht entziehen. Anschließend kam es allerdings zu einer kräftigen Erholung und der DAX ging mit einem Plus von 2,17 Prozent bei 13.828,64 Punkten aus dem Handel.

Chartanalysen & Artikel des Tages

Unternehmen & Branchen

  • Der Automobilhersteller BMW erwartet eine schrittweise Verbesserung bei der Verfügbarkeit von Halbleitern, hält es aber auch für möglich, dass die Probleme teilweise noch bis ins kommende Jahr anhalten werden. "Die Engpässe bei den Halbleitern werden uns noch eine Weile fordern. Mindestens bis ins zweite Halbjahr. Auch 2023", sagte BMW-Vorstandschef Oliver Zipse laut einem Bericht von Dow Jones Newswires auf der Hauptversammlung des Autobauers.
  • Der Baustoffanbieter HeidelbergCement hat im ersten Quartal einen Umsatz von 4,43 Milliarden Euro (Vorjahr 3,96 Mrd, Prognose 4,3 Mrd) und eine operatives Ergebnis von 91 Millionen (Vorjahr 223 Mio, Prognose 51 Mio) erzielt. Für 2022 erwartet das Unternehmen ein deutliches Umsatzplus. Die Jahresziele wurden bestätigt.
  • Das Biotechunternehmen Qiagen hat einen 96-Prozent-Anteil an Blirt, einem polnischen Pharmaunternehmen und Enzym-Hersteller, erworben. Das Unternehmen hatte im Jahr einen Umsatz von unter 10 Millionen Dollar erzielt. Die Transaktion wird sich nicht auf den Jahresausblick auswirken.
  • Jorge Gomez, der neue Finanzvorstand (CFO) des mRNA-Impfstoffherstellers Moderna, hat seinen neuen Arbeitgeber am Dienstag nach nur einem Arbeitstag wieder verlassen, nachdem sein früherer Arbeitgeber Dentsply Sirona eine interne Untersuchung bezüglich der Finanzberichterstattung veranlasste. Der zuvor in den Ruhestand getretene David Meline übernimmt den Posten wieder. Gomez erhält sein Jahresgehalt von 700.000 Dollar, tritt aber seine Rechte auf Boni ab.
  • Der schwedische Tabak- und Streichholzkonzern Swedish Match hat einer Übernahme durch den US-Konzern Philip Morris zugestimmt. Philip Morris zahlt umgerechnet rund 16,1 Milliarden Dollar für den schwedischen Konzern. Das Übernahmeangebot beläuft sich auf 106 schwedische Kronen je Swedish-Match-Aktie, was einem Aufschlag von 46,6 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 90 Handelstage entspricht.
  • Der Finanzriese Allianz muss laut aktuellem Stand rund 5,6 Mrd. Euro für die Verluste von Großanlegern in den USA verbuchen. Im ersten Quartal nahm der Konzern deshalb weitere 1,9 Mrd. Euro an Rückstellungen vor, wie er überraschend am Mittwoch mitteilte. Die Mittel dienen der Entschädigung der Investoren bestimmter Hedgefonds und die Einigung mit den US-Aufsichtsbehörden. Im Jahresabschluss für 2021 hatte die Allianz bereits eine Belastung von 3,7 Mrd. Euro ausgewiesen. Die nun vorgenommenen Rückstellungen sollen die finanziellen Risiken für den Konzern insgesamt abdecken.
  • Apple stellt den iPod ein. Der MP3-Player habe „nicht nur die Musikindustrie beeinflusst, sondern auch die Art und Weise neu definiert, wie Musik entdeckt, gehört und geteilt wird“, erklärte Marketing-Vizepräsident Greg Joswiak am Dienstag. Der iPod Touch werde in den Verkaufsstellen der Marke erhältlich bleiben, solange der Vorrat reicht. Mittlerweile sei das Musikerlebnis des iPods jedoch in allen Apple-Produkten integriert.
  • Die deutsche Solarbranche wächst kräftig. Nachdem bereits im vergangenen Jahr der Zubau an Photovoltaikanlagen in Deutschland auf rund 6 Gigawatt Leistung gestiegen war, verzeichnet die Branche im ersten Quartal nun ein Plus von 32 Prozent, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) am Mittwoch mitteilte. Weltweit wurden im letzten Jahr laut BSW 181 bis 189 Gigawatt Leistung neu installiert. Für dieses Jahr geht BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig von mehr als 200 Gigawatt aus.
  • Der US-Rechtsstreit um mutmaßliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat wird für den Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer immer verzwickter. Um Rechtsklarheit zu gewinnen, hatte der Konzern sich um ein Urteil des Supreme Courts bemüht. Doch dass das oberste Gericht der USA sich mit dem Fall befasst, ist nun unwahrscheinlicher geworden. Denn das US-Justizministerium empfahl dem Gerichtshof von der Annahme eines maßgeblichen Falls ab. Es geht um die Überprüfung eines Urteils zugunsten des Klägers Edwin Hardeman, der glyphosathaltige Produkte des von Bayer übernommenen US-Herstellers Monsanto für seine Krebserkrankung verantwortlich macht. Ihm waren 2019 nach einem Gerichtsprozess gut 25 Mio. Dollar Schadenersatz zugesprochen worden. Bayer wollte, dass der Supreme Court die Entscheidung zurücknimmt. Das Justizministerium folgt nun aber der Argumentation der Klägerseite. Das Verfahren hätte Signalwirkung für viele weitere US-Klagen ausgeübt. Für den DAX-Konzern hängen davon milliardenschwere Rechtsrisiken ab. „Wir sind weiterhin überzeugt, dass es gute rechtliche Argumente für den Supreme Court gibt, den Fall Hardeman zu überprüfen und das Urteil zu korrigieren", teilte Bayer in einem Statement mit. Dies bestätigten auch zahlreiche Stellungnahmen, die bei Gericht dazu eingereicht worden seien. Für den Fall, dass der Supreme Court sich mit dem Glyphosat-Verfahren nicht befassen will oder letztlich gegen Bayer entscheidet, hatte der Konzern im Sommer Rückstellungen von 4,5 Mrd. Dollar gebildet.
  • Die Strompreise steigen und steigen, doch der Energiekonzern E.ON konnte davon im ersten Quartal noch nicht profitieren. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber Ebitda) ging um gut 14 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro zurück. Der bereinigte Konzernüberschuss belief sich auf 679 Mio. Euro und lag damit 16 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Unter anderem gab es in den ersten drei Monate Belastungen durch höhere Beschaffungskosten, die erst nach dem ersten Quartal an die Kunden weitergegeben werden können, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Der Vorstand bestätigte seine Jahresziele für 2022. „Wir sind trotz der Herausforderungen im ersten Quartal auf Kurs“, so Finanzchef Marc Spieker.
  • Der Chemikalienhändler Brenntag ist stark in das neue Jahr gestartet. Der Umsatz stieg in den ersten drei Monaten um 44,7 Prozent auf rund 4,5 Mrd. Euro, der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda zog um 54,2 Prozent auf 463 Mio. Euro an. Unter dem Strich blieb in den ersten drei Monaten ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 249,3 Mio. Euro nach 97,5 Mio. im Vorjahr.
  • Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat im ersten Quartal deutlich weniger verdient. Der Konzerngewinn brach um 45 Prozent auf 245 Mio. Euro ein, wie der Konzern am Mittwoch bekannt gab. Vor allem in der Autozulieferung lief es schlecht. Immerhin holte Continental für diese Sparte neue Aufträge in Höhe von über 5,8 Mrd. Euro herein, rund die Hälfte mehr als ein Jahr zuvor. Stabil verlief zum Jahresstart das Reifengeschäft. Insgesamt verzeichnete Conti im ersten Quartal ein Umsatzwachstum von acht Prozent auf 9,3 Mrd. Euro. Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt sank das operative Ergebnis um fast 40 Prozent auf 438,5 Mio. Euro.
  • Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp profitiert von den höheren Preisen im Materialhandel sowie im Stahlgeschäft. Belastungen durch steigendeKosten sowie die Verschärfung der Lieferkettenprobleme konnten dadurch mehr als wettgemacht werden. Im zweiten Geschäftsquartal schnitt das Unternehmen besser ab als von Experten erwartet. Unterm Strich wurde nach dem Verlust im Vorjahresquartal wieder ein Gewinn erzielt. Für das laufende Geschäftsjahr, das bis Ende September läuft, erwartet Thyssenkrupp einen Umsatzanstieg im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Bislang war er Konzern von einem mittleren einstelligen prozentualen Wachstum ausgegangen. Das bereinigte operative Ergebnis soll von 796 Mio. auf mindestens zwei Mrd. Euro zulegen.
  • Dem Energietechnikkonzern Siemens Energy macht die schwächelnde Windkrafttochter Siemens Gamesa weiter das Leben schwer. Der Konzern wird nun für das am 30. September endende Geschäftsjahr vorsichtiger. Das Management erwartet nun für 2021/22 Umsatz und Ergebniswerte am unteren Ende der bisher angegebenen Prognosespannen. Zudem schließe Siemens Energy weitere negative Auswirkungen nicht aus, hieß es. So stelle der Vorstand eine steigende Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg sowie des Teillockdowns in China fest. Siemens Energy hat eine Umsatzentwicklung von minus zwei bis plus drei Prozent auf dem Zettel, dazu eine bereinigte operative Marge (Ebita) von zwei bis vier Prozent.
  • Der Industriedienstleister Bilfinger ist im ersten Quartal weiter gewachsen. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 961 Mio. Euro, wie das SDAX-Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das operative Ergebnis (Ebita) stagnierte wegen hoher Kosten aus dem Rückzug des Russland-Geschäfts mit neun Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Unter dem Strich schrieb Bilfinger einen Verlust von sechs Mio. Euro. Für das laufende Jahr rechnet Bilfinger weiterhin mit einem deutlichen Umsatzplus. Der Konzerngewinn soll hingegen zurückgehen.
  • Die anhaltenden Lieferketten-Probleme bei elektronischen Chips belasten den Solartechnik-Konzern SMA Solar. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im ersten Quartal um rund ein Viertel auf 14,8 Mio. Euro. Netto verdiente SMA Solar nun 3 Mio. Euro nach 8 Mio. im Vorjahr. Die Jahresprognose bestätigte der Vorstand. „Im ersten Quartal 2022 haben wir den höchsten Auftragseingang der vergangenen zehn Jahre verzeichnet", sagte Reinert laut Mitteilung. Insbesondere der März sei noch einmal sehr gut gewesen. Die Kunden fragten sowohl die bestehenden als auch die in den vergangenen Monaten neu in die Märkte eingeführten Produkte und Lösungen stark nach. Der Auftragsbestand von SMA Solar knackte in den ersten drei Monaten die Milliardenmarke. Mit 572 Millionen Euro entfiel dabei die Hälfte auf das Produktgeschäft. Der Rest entfällt auf das Servicegeschäft.
  • Der Düngerkonzern K+S geht trotz hoher Preise für Kalidünger von einer weiterhin robusten Nachfrage aus. „Die Landwirte verdienen auch sehr gut, trotz der hohen Kalipreise", sagte Unternehmenschef Burkhard Lohr am Mittwoch. Zudem mache Kali nur einen kleinen Teil der Kosten von Landwirten aus. Der erst im April angehobene Jahresausblick wurde bestätigt. Im ersten Quartal stieg der Umsatz von K+S um fast zwei Drittel auf 1,2 Mrd. Euro. Allerdings ging die verkaufte Menge zurück. Dies sowie gestiegene Energie- und Logistikkosten seien aber durch höhere Verkaufspreise und positive Währungseffekte überkompensiert worden, hieß es. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreichte mit 524 Mio. Euro mehr als das Vierfache des Vorjahreswertes.
  • Der Technologiekonzern Jenoptik profitierte im ersten Quartal von einem boomenden Kerngeschäft und Übernahmen. Der Umsatz legte in den fortgeführten Geschäften um gut 39 Prozent auf 208,5 Mio. Euro zu, wie Jenoptik am Mittwoch mitteilte. Das Betriebsergebnis (Ebitda) verbesserte sich um mehr als ein Viertel auf 21 Mio. Euro, der Nettogewinn zog um 15 Prozent auf 3,1 Mio. Euro an. Die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigte der Vorstand.
  • Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hat im ersten Quartal seinen Umsatz um 82 Prozent auf 1,64 Mrd. Euro nach oben gepeitscht. Die Berliner steigerten dabei das Rohergebnis je Auto spürbar. Insgesamt stieg der Absatz wie bereits bekannt um 30 Prozent auf 169.610 Autos. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie um Sondereffekte bereinigt lag der Verlust aber bei 47,6 Mio. Euro. Auto1 investiert stark in den Ausbau vor allem des Privatkundengeschäfts.
  • Der Telekommunikationsanbieter Telefonica Deutschland hat im ersten Quartal mehr verdient als erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um rund sieben Prozent auf 602 Mio. Euro. Der Nettogewinn legte nach Abschreibungen infolge der Abschaltung seines 3G-Netzes auf 23 Mio. Euro zu. Telefonica hatte im Vorjahresquartal noch einen Verlust von 40 Mio. Euro ausgewiesen. Mit 1,95 Mrd. Euro setzte das Unternehmen zudem 5,2 Prozent mehr um als im Vorjahr und übertraf damit ebenfalls die Expertenschätzungen. Die bisherige Prognose behielt Konzernchef Markus Haas bei. Umsatz und bereinigtes Betriebsergebnis sollen im laufenden Jahr im einstelligen Prozentbereich wachsen.
  • Die Beteiligungsgesellschaft Indus Holding hat zum Jahresstart Federn gelassen. In den Bereichen Fahrzeugtechnik und Metalltechnik seien Vorräte und Forderungen aus direktem Russland- und Ukraine-Geschäft wertberichtigt worden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Auf Nettobasis blieb daher mit 4,6 Mio. Euro deutlich weniger als die 12,1 Mio. vor einem Jahr übrig.
  • Der Gewerbeimmobilien-Finanzierer Aareal Bank muss um Kredite für zwei Bürogebäude in Russland fürchten, dafür legte er im ersten Quartal rund 60 io. Euro zurück. Der Betriebsgewinn dürfte daher im laufenden Jahr nur das untere Ende der bisherigen Zielspanne von 210 bis 250 Mio. Euro erreichen, teilte das Institut am Mittwoch mit. Im ersten Quartal ging das Betriebsergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 30 Mio. Euro zurück. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss sank um sechs Prozent auf 15 Mio. Euro.
  • Für die Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung steht bei der gesetzlich vorgeschriebenen Füllmenge von Speichern auch die Politik in der Verantwortung. Das Gesetz sei vernünftig, sagte Geschäftsführer Andreas Auerbach der dpa. „Wenn wir die Speicher aber zu den gegenwärtig hohen Preisen füllen, kostet das sehr viel Geld." Das Befüllen der Speicher müsse vorfinanziert werden. Man könne das Preisrisiko nicht den Versorgern allein überlassen. Die Mitgas habe vorausschauend einen Kavernenspeicher in Staßfurt mit einem Volumen von 1,8 Mio. Terrawattstunden angemietet. „Wenn wir den zu einem Preis wie aktuell von 100 Euro pro Megawattstunde füllen, kostet das 180 Mio. Euro. Das ist ein Vielfaches unseres Jahresergebnisses." Zwar komme beim Verkauf des Gases Geld wieder herein, aber niemand könne eine verlässliche Prognose über die Preisgestaltung abgeben.

Konjunktur & Politik

  • US-Präsident Joe Biden hat die US-Notenbank Fed zu einem entschiedenen Kampf gegen die hohe Inflation aufgefordert. In einem offiziellen Statement schrieb Biden: "Obwohl ich mich niemals in die Unabhängigkeit der Fed einmischen werde, glaube ich, dass wir eine starke Wirtschaft und einen starken Arbeitsmarkt aufgebaut haben, und ich stimme dem zu, was Fed-Chef Powell letzte Woche sagte, dass die größte Bedrohung für diese Stärke die Inflation ist. Ich bin zuversichtlich die Fed wird ihre Arbeit unter Berücksichtigung dessen erledigen."
  • Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 8,5 Millionen Barrel auf 424,2 Millionen Barrel gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 1,5 Millionen Barrel. Die inoffiziellen Daten des privaten American Petroleum Institute (API) vom Vorabend hatten eine Zunahme um 1,6 Millionen Barrel gezeigt. Die US-Ölproduktion sank um 0,1 Millionen Barrel auf 11,8 Millionen Barrel pro Tag.
  • Die US-Inflationsrate ist leicht von 8,5 Prozent im März auf 8,3 Prozent im April gesunken, wie die US-Arbeitsstatistikbehörde BLS am Mittwoch mitgeteilt hat. Damit fiel der Rückgang allerdings etwas schwächer als erwartet aus. Die Volkswirte der Banken hatten im Schnitt für April mit einer Inflationsrate von 8,1 Prozent gerechnet. Im März hatte die Inflationsrate noch den höchsten Stand seit dem Jahr 1981 erreicht. Die sogenannte Kerninflationsrate, bei der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausgeklammert werden, sank von 6,5 Prozent auf 6,2 Prozent. Auch hier war ein etwas stärkerer Rückgang auf 6,0 Prozent erwartet worden. Im Monatsvergleich legten die Verbraucherpreise im April um 0,3 Prozent zu, was ebenfalls höher als erwartet war.
  • EZB-Chefin Christine Lagarde hat die Märkte mit für sie ungewöhnlich deutlichen Aussagen auf eine Zinswende im Juli eingestimmt. Die Anleihenkäufe dürften zu Beginn des dritten Quartals auslaufen, gefolgt von einer Zinserhöhung, die womöglich „einige Wochen später“ kommen könne, sagte Lagarde am Mittwoch auf einer Konferenz in Slowenien. „Noch haben wir nicht genau definiert, was ‚einige Zeit danach‛ bedeutet“, sagte Lagarde. „Ich habe aber sehr klar gesagt, dass es sich dabei um einen Zeitraum von nur wenigen Wochen handeln könnte“. Der Rat der EZB berät am 9. Juni das nächste Mal über die künftige Geldpolitik, das anschließende Treffen findet am 21. Juli statt. Danach kommt der EZB-Rat erst wieder im September zu einer geldpolitischen Sitzung zusammen. Zuletzt hatte eine Reihe von EZB-Vertretern eine erste Zinserhöhung für den Juli signalisiert. EZB-Direktor Frank Elderson sagte am Mittwoch: Zunächst könne man „bei nächster Gelegenheit" die konjunkturstützenden Wertpapierkäufe beenden. „Das wird es uns ermöglichen, im Juli über eine Normalisierung der Leitzinsen nachzudenken, natürlich wie immer abhängig von den eingehenden Daten“.
  • Bundesfinanzminister Christian Lindner will sich stärker um die Unternehmen in Deutschland bemühen. „Was Preisdruck reduziert und Produktivität stärkt, muss Priorität haben", sagte der FDP-Chef in einer Grußbotschaft für eine Veranstaltung der DZ Bank. „Ein höheres Produktivitätswachstum ebnet ja den Weg zu höherem Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig sinkendem Druck auf die Preise.“ Weniger Wachstum in Verbindung mit steigender Inflation sei eine gefährliche Kombination, so Lindner. „Wir dürfen die Gefahr einer Stagflation nicht unterschätzen. Wir tun es nicht." Es müsse jetzt eine maßvolle Wirtschafts- und Finanzpolitik geben. Er arbeite an einer weiteren steuerlichen Entlastung. Lindner will am Mittwoch in Berlin ein Strategiepapier zur Finanzpolitik vorstellen. Die Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften sei im internationalen Vergleich zu hoch, heißt es darin. „Niedrigere Produktionskosten für Unternehmen, etwa durch geringere Lohnzusatzkosten oder niedrigere Abgaben, können den Wirtschaftsstandort durch steigende Gewinnaussichten attraktiver für private Investitionen machen."
  • Bundesagrarminister Cem Özdemir strebt an, die EU-Vorgaben für den Wechsel von Ackerpflanzen zu verschieben. „Damit könnten unsere Bauern mehr Weizen produzieren", sagte der Grünen-Politiker der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft und der "Stuttgarter Zeitung"/"Stuttgarter Nachrichten". Dabei geht es um 2023 greifende Vorgaben, wonach auf einer Fläche zum Beispiel nicht mehr zwei Jahre in Folge Winterweizen angebaut werden dürfte. „Ich verhandle nun mit der EU-Kommission darüber, diese Regelung zurückzustellen", sagte Özdemir. Mit diesem Vorschlag müsste man zudem „nicht an die wenigen Flächen für den Artenschutz ran". Infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind die internationalen Märkte angespannt, und die Preise steigen.
  • Zwischen ukrainischen und russischen Konzernen ist über eine der Pipeline-Routen für den Erdgas-Transport nach Europa Streit ausgebrochen. Der ukrainische Gasnetzbetreiber GTSOU kündigte an, am Mittwochmorgen den Transit von Gas in der Region Luhansk über die damit verbundene Sochraniwka-Route einzustellen. Sochraniwka ist Teil der Sojus-Pipeline, die vom russischen Gebiet Orenburg bis ins ukrainische Uschhorod führt. Über die Route fließt laut GTSOU fast ein Drittel des Erdgases, das von Russland über die Ukraine nach Europa geleitet werde. Als Grund wurde die russische Besatzung in der Region genannt. Diese mache es mittlerweile unmöglich, wichtige Knotenpunkte des Netzes zu kontrollieren. Das russische Energieunternehmen Gazprom erklärte dagegen, die Ukrainer hätten in den vergangenen Wochen ungestört arbeiten können. Die nun wegfallenden Lieferungen über andere Routen umzuleiten, sei technisch nicht möglich. Engpässe drohen Deutschland nach den Transit-Einschränkungen nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums derzeit nicht. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet“, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. „Wir beobachten die Lage genau“, sagte die Sprecherin weiter. Die Bundesnetzagentur solle in ihrem täglichen Lagebericht, der in der Regel gegen Mittag veröffentlicht wird, eine Einschätzung abgeben.
  • Die ukrainischen Streitkräfte haben Geländegewinne rund um die zweitgrößte Stadt Charkiw im Osten des Landes vermeldet. „Die Ortschaften Tscherkassy Tyschky, Rusky Tyschky, Rubischne und Bayrak wurden befreit", erklärte der ukrainische Generalstab auf Facebook. Während die russischen Streitkräfte dadurch die Stadt Charkiw „noch weniger" mit Artiellerieangriffen treffen könnten, habe die „Intensität der Bombardierungen im Bezirk Charkiw zugenommen". Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte die „übermenschliche Stärke“ der ukrainischen Truppen nach den Erfolgen bei Charkiw, warnte aber zugleich davor, deswegen „übermäßige Emotionen“ aufkommen zu lassen. Zu den im Stahlwerk von Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Soldaten sagte er nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“ vom Dienstag: Diese dürften das Gelände nach dem Willen der russischen Belagerer nicht verlassen. Das russische Militär habe jeden Vorschlag zum unbehinderten Abzug der belagerten Kämpfer aus dem Werk Azovstal abgelehnt. „Die Verteidiger Mariupols bleiben dort, sie setzen den Widerstand auf dem Gelände von Azovstal fort“, sagte Selenskyj. Kiew bemühe weiterhin alle zur Verfügung stehenden diplomatischen Möglichkeiten, um die Rettung der Soldaten zu ermöglichen. Russland besteht auf der Kapitulation der Azovstal-Verteidiger.
  • Die Inflationsrate in Deutschland lag im April bei 7,4 Prozent, wie das Statische Bundesamt am Mittwochmorgen mitteilte. „Die Inflationsrate erreichte damit im zweiten Monat in Folge einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland“, sagt der Präsident des Bundesamtes, Georg Thiel. Im Vormonat März waren die Verbraucherpreise im Jahresvergleich sprunghaft auf 7,3 Prozent gestiegen, insbesondere infolge der Preisentwicklung der Energieprodukte. Auffallend sind im April laut den Statistikern die überdurchschnittlichen Preissteigerungen bei den Nahrungsmitteln. Hier werden zunehmend die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine sichtbar. Wie das Bundesamt weiter mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise gegenüber März um 0,8 Prozent. Die Bundesbank rechnet inzwischen mit einer Inflationsrate von durchschnittlich sieben Prozent in diesem Jahr. Vor allem wegen des Anstiegs der Energiepreise seien die Inflationsraten im Euroraum auf ein nie dagewesenes Niveau gestiegen, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Mittwoch bei einer Veranstaltung der DZ Bank.
  • Die chinesischen Erzeugerpreise sind im April trotz steigender Rohstoffpreise und der Lieferengpässe so langsam wie seit einem Jahr nicht mehr gestiegen. Der Erzeugerpreisindex legte im Jahresvergleich um 8,0 Prozent zu, teilte das Statistikamt in Peking mit, nach +8,3 Prozent im März. Der Verbraucherpreisindex erhöhte sich dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent und damit so schnell wie seit fünf Monaten nicht mehr. Chinas Wirtschaft hat sich zu Beginn des zweiten Quartals drastisch verlangsamt, weil die Regierung in Peking in vielen Städten strikte Lockdowns verhängte, um Corona-Ausbrüche unter Kontrolle zu bekommen.
  • Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht ein Einfuhrverbot von russischem Öl kritisch. Mit Blick auf ein geplantes sechstes Sanktionspaket der EU gegen Russland sagte er: „Es ist, glaube ich auch, jetzt an der Zeit, genau hinzuschauen: Wem schadet es wirklich?" Es gebe eine globale Nachfrage nach Steinkohle, Öl und Gas. Wenn europäische Länder anderswo als in Russland Energie kauften, fehle es dort und die Lücke würde mit großer Wahrscheinlichkeit von russischen Quellen aufgefüllt, so der CDU-Politiker. Kretschmer sagte bei einem Besuch in Brüssel zudem, es müsse darum gehen, die Kriegstreiber in Russland - die Oligarchen, die Geheimdienstleute, den Präsidenten - zu treffen und nicht, die Kraft in Europa weiter zu schwächen. „Energie ist die Achillesferse einer jeden Volkswirtschaft." Bereits jetzt seien die Öl- und Gaspreise toxisch. Sollte es zu einem Energiemangel kommen, gehe es nicht darum, dass Wohnungen nicht mehr ganz so warm seien. „Es geht hier darum, dass wir die Produktion anhalten, dass Arbeitsplätze verloren gehen."
  • Die Zahl der beantragten Insolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im April um 20,8 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Der im März beobachtete Anstieg (+27,0 % gegenüber Februar 2022) hat sich somit nicht fortgesetzt. Die Insolvenzzahlen waren im Verlauf der Corona-Pandemie durch gesetzliche Sonderregelungen und Wirtschaftshilfen zeitweise deutlich zurückgegangen; seit Mai 2021 sind keine Sonderregeln aufgrund der Corona-Pandemie mehr in Kraft.
  • Im ersten Quartal wurden in Deutschland gut 35.000 Betriebe gegründet, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen, wie das Statistische Bundesamt nach Auswertung der Gewerbemeldungen mitteilte. Das waren 2,7 Prozent mehr als im noch von der Corona-Krise geprägten Vorjahresquartal. Auch gegenüber dem Vorkrisenniveau (1. Quartal 2019) hat sich die Zahl der Gründungen demnach leicht erhöht.

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