Kommentar
15:12 Uhr, 15.08.2017

Überbewertung? Ja, aber sie baut sich rasant ab!

Der Markt hat gerade einmal ein paar Prozente abgegeben, da soll die Überbewertung schon wieder korrigiert sein. Wie kann das sein?

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In den vergangenen Monaten hat sich der US-Markt immer weiter nach oben geschraubt. Praktisch jeder Anleger ist sich bewusst, dass die Bewertung hoch war. Dabei ist es unerheblich, ob man das KGV, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, Kurs-Umsatz-Verhältnis oder sonst irgendeinen dieser Indikatoren anwendet. Alle sagen bzw. schreien geradezu: Vorsicht!

Obwohl das allen bewusst ist, wollte es einfach nicht zu einer Korrektur kommen. Das hat Verwunderung ausgelöst. Zweifel, ob Maße wie das KGV überhaupt angebracht sind, um die Bewertung zu beurteilen, kamen auf. Es kann ja nicht sein, dass sich eine so offensichtliche Schieflage nicht von selbst korrigiert.

Dazu sind zwei Dinge zu sagen. Erstens: der Markt kann sehr lange irrational sein. Zweitens: es ist alles eine Frage der Relation. Das KGV allein sagt noch nicht viel aus. Man muss es im Zusammenhang sehen. Dies wird häufig mit dem Sentiment getan. Das Sentiment war gut, aber nicht so euphorisch, dass man eine Korrektur erwarten musste.

Nun kommt trotz gutem, aber nicht euphorischen Sentiments eine kleine Korrektur. Auch das ist unerwartet, passt letztendlich aber ins Bild. Das Sentiment war nicht euphorisch, weil jeder gesehen hat, dass der Markt hoch bewertet war. Das hat viele überzeugt, dass eine Korrektur noch nicht beginnen kann.

Persönlich halte ich das Sentiment für einen guten und wichtigen Indikator. Wichtiger als das Sentiment ist aber das, was Anleger wirklich tun. Das ist immer noch der beste Indikator. Und was haben Anleger getan? Sie haben völlig irrational und euphorisch Aktien gekauft und für täglich neue Allzeithochs gesorgt.

Wenn nun das Sentiment nicht mehr als zuverlässiger Indikator taugt, was kann man dann machen? Man kann die Bewertung des Marktes zu der Unbekümmertheit der Anleger vergleichen. Die Unbekümmertheit – oder auf der anderen Seite Panik und Angst – lässt sich durch die Volatilität messen.

Die Volatilität war zuletzt historisch niedrig bei gleichzeitig hoher Bewertung. Das Ausmaß der Sorglosigkeit war also extrem hoch. Das lässt sich auch grafisch darstellen. Grafik 1 zeigt das Verhältnis von KGV zum VIX bzw. dessen Vorgänger VXO. Je höher dieses Verhältnis ist, desto unbekümmerte sind Anleger im Verhältnis zur hohen Bewertung.

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State Street Global waren, glaube ich, die ersten, die diesen Zusammenhang so schön auf den Punkt gebracht haben. Der Indikator ist selbst volatil, bringt die Lage aber auf den Punkt. Zuletzt war der Indikator auf einem Rekordhoch, doch durch den Anstieg der Volatilität hat sich ein Teil der außergewöhnlichen Sorglosigkeit und empfundenen Überbewertung abgebaut.

Der Indikator lässt sich weiter zurückverfolgen. Dies tut Grafik 2. Da es den VIX und VXO erst seit 1990 bzw. 1986 gibt, wurde hier die realisierte Volatilität verwendet. Das Ergebnis ist sehr ähnlich. Überraschend ist lediglich, dass das Verhältnis 1929 zwar hoch war, aber im historischen Kontext nicht ungewöhnlich.

Überbewertung-Ja-aber-sie-baut-sich-rasant-ab-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Derzeit fällt das Verhältnis jedenfalls rasant. Ich gehe daher davon aus, dass der Spuk nicht lange anhält. Die empfundene Überbewertung baut sich gerade schneller ab als z.B. 2008/09. Für mich bedeutet dies: die große Trendwende lässt noch auf sich warten.

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6 Kommentare

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  • thomas84
    thomas84

    der Markt kann auch sehr schnell kippen ohne Zuspitzung der Nordkorea Sache

    10:49 Uhr, 16.08.2017
  • thomas84
    thomas84

    nur künstlich werden die Indizies aktuell noch hoch gehalten dies könnte sollte sich ändern recht zeitnah bitte , um dann wieder wie bei Air Berlin einfach mal den Staat anrufen, der wird schon noch was beisteuern, die Manager haben Ihre Milliönchen da schon längst in der Tasche

    10:31 Uhr, 16.08.2017
  • Wissen
    Wissen

    es wird sich zeigen, welche macht die Zentralbanken gegenüber dem Markt haben, ich wette auf null

    16:21 Uhr, 15.08.2017
  • Wissen
    Wissen

    extreme Schwankungen, Gold Euro Dollar BTC

    15:55 Uhr, 15.08.2017
  • Wissen
    Wissen

    er kollabiert

    15:53 Uhr, 15.08.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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