Turnaround bei Banken in der europäischen Peripherie
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Es ist leicht, Banken aus europäischen Peripherieländern in den gleichen Topf zu werfen – nämlich in den mit denjenigen Werten, um die man einen großen Bogen macht. Nach Jahren mit schlechten Nachrichten und Bankenkrisen in den Peripherieländern setzen die Anleger mittlerweile routinemäßig darauf, dass sich Kreditinstitute aus europäischen Kernländern besser entwickeln, wie von Davide Marchesin, Fondsmanager des GAM Star (Lux) Financials Alpha, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Umso mehr dürfte es überraschen, dass etwa inlandsorientierte italienische Banken in diesem Jahr zu den Spitzenreitern im europäischen Bankensektor gezählt hätten. Banken aus anderen Peripherieländern dürften diesem Beispiel folgen, da viele davon derzeit rekapitalisiert würden und sich ihre Gewinne dank niedrigerer Kosten für Kreditausfälle erholten. Die Bankbilanzen in den Peripherieländern würden weiterhin stark durch notleidende Vermögenswerte belastet – ein Überbleibsel der jüngsten Krise. Die jüngsten Trends deuteten jedoch insbesondere in Spanien und Italien auf eine Stabilisierung hin, die sich unserer Meinung nach fortsetzen werde, heißt es.
„Banken von Kernländern könnten dagegen künftig bei den Anlegern weniger gefragt sein. Ein Grund für den Kauf dieser Aktien waren die steigenden Dividendenzahlungen, da die Aussichten für das Ertragswachstum und den rentablen Kapitaleinsatz schlecht waren. Nun müssen die Dividendenerwartungen aber möglicherweise zurückgeschraubt werden, da die Regulierungsbestimmungen immer schärfer werden und die nächste Aktualisierung der Basel-Vorschriften bereits auf der Agenda steht“, so Marchesin.
Italienische Inlandsbanken seien immer noch attraktiv, obwohl sie in diesem Jahr bereits um 35 Prozent gestiegen seien. „Wir bevorzugen Unternehmen, deren Rentabilität sich weiter verbessern dürfte – gestützt durch geringere Kreditverluste und das Wachstum der Kreditvergabe und der Kommissionsgebühren. Das inlandsorientierte Geschäftsmodell sollte diese Banken gegenüber der Volatilität und der Abschwächung der Fundamentaldaten in Schwellenländern und Energiesektoren abschirmen. Die erwartete Konsolidierung der Popolari-Banken und die mögliche Erholung am Immobilienmarkt sollten ebenfalls Impulse für eine weitere Neubewertung dieses Sektors liefern“, so Marchesin weiter.
Spanische Banken litten in diesem Jahr unter anderem unter den politischen Risiken im Zusammenhang mit den lokalen und nationalen Wahlen. Diese Besorgnis dürfte 2016 abnehmen, und die Unternehmen sollten von einem positiven wirtschaftlichen Hintergrund unterstützt werden. Bei den spanischen Banken sollte man etwas vorsichtiger als bei den italienischen Banken sein, da diese immer noch unter den Folgen der Immobilienblase litten und aufgrund des harten Wettbewerbs durch die größten Akteure mit schrumpfenden Kreditportfolios und Margendruck konfrontiert seien, heißt es weiter.
Selbst bei den griechischen Banken vollziehe sich vermutlich gerade eine positive Trendwende. Zwar war 2015 für Griechenland definitiv ein schwieriges Jahr, aber jetzt befänden sich die Banken in einem umfassenden Rekapitalisierungsprozess unter der Ägide der Europäischen Zentralbank. Dies sollte ihnen selbst in einem schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfeld eine komfortable Kapitalposition sichern. Die Bildung von Rückstellungen für notleidende Kredite sei weit vorangeschritten, nehme allerdings aufgrund der dritten Rezessionswelle weiter zu, so der Fondsmanager.
„Wenn die Regierung die mit den europäischen Partnern vereinbarten Reformen umsetzt, ist zu erwarten, dass die EZB griechische Vermögenswerte wieder unter ihren geldpolitischen Schirm nimmt. Dies würde letztendlich bedeuten, dass die Inlandsbanken ihren Finanzierungsmix verbessern können. Die erwartete Stabilisierung der Wirtschaft im Jahr 2017 könnte den zweiten Schritt auf dem Weg zur Normalisierung im Bankensektor vorantreiben. Banken notieren mit weniger als dem 0,4-Fachen ihres materiellen Eigenkapitals, weshalb wir beim gegenwärtigen Niveau nach der Rekapitalisierung attraktive Chancen erkennen“, so Marchesin.
Unter allen Peripherieländer-Banken befänden sich die portugiesischen Banken jetzt am schwächsten Punkt. Sie müssten an allen Fronten mit Schwierigkeiten kämpfen: schwächere Kapitalquoten als ihre Pendants in anderen Ländern, potenzielle Risiken aus bedeutenden Engagements in Schwellenländern (wie Lateinamerika und Afrika) und geringe Effizienz auf einem sehr konzentrierten Markt, heißt es weiter.
„Rekapitalisierungen sind für die portugiesischen Banken im Jahr 2016 unvermeidbar. Aufgrund der negativen Stimmung nach der Verstaatlichung der Banco Espirito Santo hatten sie auf eine bessere Gelegenheit für Aktienemissionen gewartet. Inzwischen ist jedoch sogar die Novo Banco unterkapitalisiert, die die „guten“ Vermögenswerte der früheren Banco Espirito Santo übernommen hatte. Die portugiesischen Banken stecken offenbar mitten in einem Kapitalerhöhungsstau und warten einfach ab, bis sie an der Reihe sind, um neue Aktien auszugeben. Unserer Ansicht nach wird dies im nächsten Jahr der Fall sein und den Beginn eines langen Erholungskurses markieren“, so Marchesin abschließend.
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