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13:58 Uhr, 16.01.2019

Türkische Notenbank hält nochmals die Füße still

Angesichts der sich wahrscheinlich weiter abschwächenden Inflation, einer Wirtschaft inmitten einer tiefen Rezession und des politischen Drucks, der vor den Kommunalwahlen im März zunehmen dürfte, ist der Start eines Lockerungszyklus in der Türkei absehbar.

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Ankara/ London (Godmode-Trader.de) - Die Entscheidung der türkischen Zentralbank, das Zinsniveau unangetastet zu belassen, deutet darauf hin, dass die Währungshüter durch die jüngste Schwächeanzeichen der Lira verunsichert gewesen sein könnten. Aber angesichts der sich wahrscheinlich weiter abschwächenden Inflation, einer Wirtschaft inmitten einer tiefen Rezession und des politischen Drucks, der vor den Kommunalwahlen im März zunehmen dürfte, ist der Start eines Lockerungszyklus absehbar.

So blieb der Reposatz unverändert bei 24,00 Prozent, was von der großen Mehrheit der im Vorfeld der Sitzung befragten Analysten auch erwartet worden war. Der Lira-Kurs reagierte positiv auf die Entscheidung. Einige Investoren hatten offensichtlich doch mit einer Lockerung gerechnet.

Laut den Analysten von Capital Economics ist schwierig zu sagen, was den geldpolitischen Rat davon abgehalten hat, die Geldpolitik zu lockern. „Wir vermuten, dass die Schwäche der Lira in den letzten Wochen ausschlaggebend war. Im Falle weiterer Zinssenkungen hätte die Währung unter Druck geraten können“, schrieb Analyst Jason Tuvey in einer ersten Reaktion. Auch könnte der Tweet von Präsident Trump, dass die USA die Türkei wirtschaftlich „zerstören" würden, wenn sie die kurdischen Streitkräfte in Syrien angreifen sollten, die Währungshüter verunsichert haben.

Allerdings bleibt Capital Economics bei der Einschätzung, dass ein Lockerungszyklus vor der Tür steht. Zum einen dürfte sich die Inflation weiter abschwächen. Die Gesamtrate sank von einem 15-Jahres-Hoch von 25,2 Prozent im Oktober auf 20,3 Prozent im Dezember und dürfte in den nächsten Monaten weiter sinken. Darüber hinaus werde die Zentralbank Ende Januar ihren neuesten Inflationsbericht veröffentlichen, der mit ziemlicher Sicherheit einige Abwärtsrevisionen ihrer Inflationsprognosen beinhaltet. Das könnte den geldpolitischen Rat eine gewisse Rechtfertigung geben, mit der Senkung der Zinssätze zu beginnen, so die Experten.

In den nächsten Monaten dürften weitere Anzeichen dafür vorliegen, dass sich die türkische Wirtschaft inmitten einer tiefen Rezession befindet. Bereits im dritten Quartal 2018 ist die Wirtschaft um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Die neuesten Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Situation im vierten Quartal nochmals gravierend verschlechtert hat.

Schließlich könnte sich der politische Druck auf eine lockere Geldpolitik verstärken. Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass sich die Regierung auf die Ende März stattfindenden Kommunalwahlen vorbereitet, darunter Versuche, die Kreditkanäle wieder in Gang zu bringen. Da sich die Kampagnen beschleunigen, dürfte es vermehrt Forderungen von Politikern (einschließlich Präsident Erdogan) nach einer Senkung der Zinssätze geben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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