Kommentar
08:20 Uhr, 01.08.2018

TÜRKEI: Wirtschaft, Währung, Aktienmarkt - Wie ist die Lage wirklich?

Die Beziehungen zur Türkei waren auch schon einmal besser. Das muss aber nicht Ausdruck der wirtschaftlichen Entwicklung sein. Hier gibt es positive Signale.

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Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei kann man derzeit wohl als speziell bezeichnen. Dieses Verhältnis ist hier aber nicht Thema. Die türkische Innenpolitik ist zu weit weg, als dass ich sie beurteilen könnte. Auffällig ist jedoch, dass die Türkei medial massiv in der Kritik steht.

Diese Kritik erstreckt sich nicht nur auf politische Angelegenheiten. Vielmehr wird das schlechte Verhältnis der beiden Länder einfach auf die Wirtschaft übertragen, ganz nach dem Motto: wenn sich Deutschland nicht mit der Türkei verträgt (oder umgekehrt), muss es der Türkei auch wirtschaftlich schlecht gehen.

Entsprechend liest man viel über den Absturz der türkischen Währung und der ansteigenden Inflation. Jede noch so kleine Nachricht wird genutzt, um einen schlechten Wirtschaftsausblick zu unterstellen. Das ist nicht nur billig, sondern auch einfach falsch.

Die türkische Währung wertet seit jeher ab (Grafik 1). Das ist nicht neu. Die Abwertung hat sich allerdings seit 2016 beschleunigt. Dafür gibt es einen Grund. Der Leitzins hinkt der Entwicklung am Anleihemarkt hinterher. Um die Währung durch Zinsen zu stützen, hätte der Leitzins höher sein müssen.

Das wird besonders offensichtlich, wenn man den Spread zwischen Anleihen und Leitzins betrachtet (Grafik 2). Immer dann, wenn der Spread anstieg, wertete die Währung ab. Wurde der Spread kleiner, wertete die Lira auf oder wertete zumindest nicht weiter ab.

Zuletzt wurde der Zins im Juni kräftig angehoben. Der Spread ist im Vergleich zu den letzten zwei Jahren relativ niedrig. Das hält die Abwertung kurzfristig auf. Ob das mittelfristig reicht, bleibt abzuwarten. Der letzte Zinsentscheid war eine kleine Überraschung. Es wurde ein weiterer Zinsschritt nach oben erwartet. Dieser kam nicht.

Eilt die Anleiherendite dem Leitzins in den kommenden Wochen und Monaten wieder voraus, ist klar, dass auch die Lira weiter abwerten wird. Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint das Leitzinsniveau aber gerechtfertigt. Einen Zinsschritt nach oben muss es aktuell nicht zwangsweise geben.

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Die Währung ist so wichtig, weil an ihr fast alles hängt. Wirtschaftlich geht es der Türkei gut. Das Wachstum ist mit 8 % sehr hoch. Da wundert es auch nicht, dass die Inflation bei 15 % liegt. Eine schwache Währung und hohes Wachstum machen es möglich.

Die Inflation ist eine Funktion der Währung. Zu hohe Inflation ist nicht gut und hier steht die Lage auf der Kippe. Die Teuerung ist so hoch wie seit 2004 nicht mehr. Es ist wichtig, dass die Teuerung nicht außer Kontrolle gerät. Genau davor haben viele berechtigte Angst, denn es ist nicht klar, ob die Regierung nun die vollständige Kontrolle über die Notenbank übernimmt. So etwas hat noch nie gut funktioniert.

Ob die Angst begründet ist, wissen wir einfach nicht. Die ausgebliebene Zinserhöhung wurde als Zeichen dafür gesehen, dass die Politik das Ruder übernommen hat, doch wenn man die Charts betrachtet, musste es keine Zinserhöhung geben. Momentan steht es um die Aussichten der Türkei gar nicht so schlecht.

Währungsbereinigt steht der türkische Leitindex kaum noch über den Tiefs aus 2008. So dramatisch ist die Lage wirklich nicht. Hier ergibt sich für Anleger eine spekulative Gelegenheit.

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3 Kommentare

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  • shark
    shark

    Im Artikel nicht erwähnt ist die enorme Auslandsverschuldung der Türkei und ihrer Unternehmen.

    Dies gepaart mit dem Vefall der türkischen Währunglässt schlimmstes erwarten

    Insbesondere nachdem Erogan jetzt auch noch die Notenbank kontrolliert .

    Türkei ist und bleibt short bei mir!

    11:51 Uhr, 10.08.2018
  • Lucky Luciano
    Lucky Luciano

    Schon und gut Herr Schmale, aber wo lohnt es sich, spekulativ natürlich, zu investieren? Könnten Sie ein Bericht verfassen, wo die besten Anlageinvestments in der Türkei momentan wären?

    10:46 Uhr, 01.08.2018
  • Gruf
    Gruf

    Das Wachstum resultiert ja vermutlich aus der Abwertung. Die Türkei hat wesentliche Schulden in USD und eine grosses Handelsbilanzdefizit.

    Wenn also die Abwertung fast doppelt so hoch ist wie das Wirtschaftswachstum, wird's schiefgehen

    10:06 Uhr, 01.08.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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