Kommentar
19:19 Uhr, 14.08.2018

Aktien und Währungen: Trotz fallendem Messer zugreifen?

Ein paar wenige Börsenweisheiten kennt jeder, z.B. auch, dass man nicht ins fallende Messer greifen soll. Aber woher weiß man überhaupt, ob das Messer noch fällt?

Erwähnte Instrumente

  • LSL/USD
    Kursstand: 0,06940 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/TRY
    ISIN: EU0006169963Kopiert
    Kursstand: 7,18490 TL (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • LSL/USD - Kurs: 0,06940 $ (FOREX)
  • EUR/TRY - WKN: A0C3T8 - ISIN: EU0006169963 - Kurs: 7,18490 TL (FOREX)
  • Tencent Holdings Ltd. Reg.Sh.(unsp.ADRs)/1 HD -,0001 - WKN: A0YHJ8 - ISIN: US88032Q1094 - Kurs: 38,758 € (Lang & Schwarz)

Die Frage ist gerade jetzt extrem relevant. Alle Welt redet über die Türkei, aber es gibt auch noch andere Länder auf dieser Welt. Emerging Markets wurden alle in Sippenhaft genommen. Die meisten Währungen haben in diesem Jahr mindestens 10 % verloren. Viele liegen bei 15 % Verlust. Die türkische Lira schießt zwar den Vogel ab (siehe Währungschart), aber der Wertverfall der Währung hat viele andere Märkte mitgezogen.

LSL/USD
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Argentinien hat den Leitzins inzwischen auf 45 % angehoben. Das half der Währung, sich ansatzweise zu stabilisieren. Obwohl die Zinsen seit Jahresbeginn bereits von 27 % auf 40 % stiegen, reichte das offenbar nicht. Die Währung hat in den letzten Wochen trotzdem noch einmal 15 % verloren. Seit Jahresbeginn waren es fast 40 %.

Die Türkei will die Zinsen nicht anheben. Heute macht das keinen Unterschied. Die Währung erholt sich ein wenig. Mittelfristig wird sich etwas tun müssen. Die Optionen sind allerdings begrenzt. Eigentlich kommen nur Zinserhöhungen in Frage, wenn nicht der Internationale Währungsfonds die Kontrolle übernehmen soll oder Kapitalverkehrskontrollen greifen. Beide Varianten sind nicht im Interesse Erdogans. Vom IWF will man sich keine Politik diktieren lassen und Kapitalverkehrskontrollen erschweren den Handel, auf den die Türkei sehr stark angewiesen ist.

EUR/TRY
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Die Türkei sehe ich noch nicht über den Berg. Anderen Emerging Markets geht es wirtschaftlich jedoch viel besser. Es erschließt sich nicht ganz, wieso etwa der Loti (LSL, Lesotho), namibische Dollar (NAD), der chilenische Peso (CLP) und die nigerianische Naira fallen sollten. Spekulative Anleger können hier eine Chance wittern. Aber fällt das Messer hier noch oder kann man schon zugreifen?

Emerging Markets sind stark korreliert. Ist die Krise in der Türkei noch nicht vorbei, dann ist sie es auch in anderen EMs noch nicht. Mit Sicherheit können wir jedenfalls nicht sagen, dass jetzt der richtige Moment für einen Einstieg da ist oder wie lange man noch warten muss. Ist man live dabei, werden so einfache Weisheiten schnell kompliziert.

Einigermaßen einfach stellt sich die Lage noch an einem anderen Ort dar: Chinas Technologiesektor. Dieser war noch heißer als FAANG in den USA. So manche Aktie konnte innerhalb von wenigen Wochen eine Vervielfachung vorweisen. Jetzt wird Luft abgelassen. Das gilt für den ganzen Sektor. Unterschiede werden kaum gemacht. Selbst die Großen wie Alibaba Group kommen unter die Räder. Der Alibaba-Konkurrent JD.com steht nicht besser da.

Der Google Konkurrent Baidu Inc. kommt in diesem Jahr gar nicht mehr hoch. Die Gravitation zieht den Kurs immer weiter nach unten. Die Aktie gehört zu jenen, die in den letzten Monaten am schlechtesten performt haben.

Der noch relativ junge High Flyer iQiyi (chinesisches Netflix) bietet ein wahres Trauerspiel dar. Huya ist ein Unternehmen, welches live Broadcasting anbietet. Das Unternehmen ist nur in China tätig, wäre aber ein Konkurrent zu Facebooks und Twitters Video Diensten.

Momo bietet mobile Spiele an sowie einen Messenger Dienst (ähnlich zu WhatsApp) und eine mobile Dating Plattform . Weibo wiederum ist das chinesische Twitter und Baozun, welches den wenigsten ein Begriff sein dürfte, ist das Rückgrat von Unternehmen wie JD.com. Es stellt die Software und Hardware Lösungen für den E-Commerce zur Verfügung.

Tencent Holdings Ltd.
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Die Kursentwicklung all dieser Aktien zeigt relativ klar: das Messer fällt noch. Zugreifen sollte man noch nicht.

Dafür sollte man diese Aktien dringend auf der Watchlist haben. Im Gegensatz zu vielen US-Unternehmen aus der zweiten Reihe sind viele chinesische Technologiefirmen profitabel und zeigen ein höheres Wachstum als die US-Pendants. Wann die Korrektur hier vorbei ist, ist schwer zu sagen. Hier baut sich aber fast schon eine Jahrhundert-Chance auf.

Viele chinesische Unternehmen der zweiten Reihe sind nicht nur sehr profitabel und wachsen sehr schnell, sie sind trotz der Kursanstiege sogar einigermaßen sinnvoll bewertet. Bei einer größeren Korrektur, wonach es aussieht, sind es echte Perlen. Daher: noch nicht zugreifen, aber Hand bereithalten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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