Türkei: Ändern wird sich nichts
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Ankara (Godmode-Trader.de) - Der Schwiegersohn des Präsidenten hat das Handtuch geworfen. Berat Albayrak ist als türkischer Finanzminister zurückgetreten und drückte damit einem bewegten Wochenende, an dem Präsident Recep Tayyip Erdogan den Zentralbankgouverneur entließ, den Stempel auf.
Albayrak nannte gesundheitliche Gründe für seinen Abgang. Die Tatsache, dass der Präsident Erdogan den Kritiker seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik und Amtsvorgänger Naci Agbal als neuen Zentralbankchef ernannt hat, spricht allerdings Bände. Offenbar wollte Albayrak unter diesen Umständen nicht mehr weitermachen. Und Erdogan wollte seine schützende Hand auch nicht mehr länger über seinem Schwiegersohn ausbreiten.
Dessen Amtszeit war geprägt von meist vergeblichen Bemühungen, die Landeswährung Lira zu kontrollieren, und das ohne die Leitzinsen zu erhöhen. Erdogan behauptet, und er steht damit im Widerspruch zur Wirtschaftswissenschaft, dass hohe Zinsen zu mehr Inflation führten.
Erdogan steht auch im Verhältnis mit den USA mit der Regierung Biden unruhigere Zeiten bevor. Donald Trump trug dazu bei, den Druck des Kongresses für Sanktionen gegen die Türkei wegen des Kaufs eines von Russland hergestellten Raketenabwehrsystems und wegen der Umgehung der Iran-Sanktionen durch die türkische staatliche Halkbank zu dämpfen.
Albayrak steht bekanntlich Jared Kushner nahe, seines Zeichens Schwiegersohn des noch amtierenden US-Präsidenten. Diese Beziehung ist für Erdogan jetzt nicht mehr von Bedeutung. „Die Türkei ist das eigentliche Problem", sagte Biden im vergangenen Jahr. „Ich weiß, was es braucht, um mit Erdogan zu verhandeln. Und wenn ich Präsident wäre, würde ich ihn einen hohen Preis für das zahlen lassen, was er getan hat“, sagte Biden mit Blick auf die Syrien-Politik der Türkei.
Erdogan scheint sich des Stimmungsumschwungs sehr bewusst zu sein. Seine Hoffnung ist, dass Biden die Nato wieder stärken will und dann an einer Schwächung der Türkei nicht interessiert sein kann.
Am Dienstag ernannte Erdogan den Politiker Lutfi Elvan zum Nachfolger von Berat Albayrak als Finanzminister. Das berichtete die halbstaatliche Nachrichtenagentur mit Verweis auf ein Dekret des Präsidenten. Der nach monatelanger Talfahrt am Montag sehr stark tendierenden Lira gab das allerdings keinen weiteren Schub.
Doch kann die Personalrochade der beiden wichtigsten Finanzinstitutionen des Landes die Finanz- und Wirtschaftskrise der Türkei beenden? Zweifel sind angebracht. Ein Kommentator sagte, Erdogan könne noch so viele Zentralbankgouverneure austauschen, als ob sie osmanische Großwesire seien, ändern werde sich nichts.
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.