Trump rudert bei Fed-Chef Powell zurück, deutet niedrigere China-Zölle an – Märkte erleichtert
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Zudem signalisierte er, dass die kürzlich drastisch erhöhten Zölle gegen China wieder gesenkt werden könnten. Darüber berichtete mein Kollege Oliver Baron bereits gestern Abend.
„Ich würde gerne sehen, dass er etwas aktiver wäre, was seine Idee zur Senkung der Leitzinsen angeht… aber, nein, ich habe keine Absicht, ihn zu feuern“, sagte Trump gegenüber Reportern im Oval Office.
Zwar sei jetzt eine „perfekte Zeit“, die Zinsen zu senken, aber falls Powell dies nicht tue, sei das „nicht das Ende“.
Diese Aussagen standen in scharfem Kontrast zu einem Post Trumps aus der Vorwoche auf seinem eigenen Netzwerk Truth Social, in dem es hieß: „Powells Entlassung kann nicht schnell genug kommen!“ Auch spielte Trump frühere Äußerungen aus seiner Regierung herunter, wonach geprüft werde, ob der Präsident den Fed-Chef überhaupt entlassen könne.
Hinter den Kulissen hatten Trumps öffentliche Attacken und private Drohungen gegenüber Powell („Wenn ich ihn raushaben will, ist er sehr schnell weg“) offenbar einige seiner Berater alarmiert. Laut informierten Personen warnten sie den Präsidenten, dass ein Versuch der Amtsenthebung Powells zu einem Marktabsturz und einem „chaotischen Rechtsstreit“ führen würde. Auch Finanzminister Scott Bessent soll Bedenken wegen der Marktauswirkungen geäußert haben.
Rechtlich gilt eine Entlassung eines Fed-Gouverneurs als schwierig und ist nur „aus wichtigem Grund“ („for cause“) möglich, was Gerichte üblicherweise als schweres Fehlverhalten interpretieren. Powell selbst hat signalisiert, dass er eine Entlassung vor Ablauf seiner Amtszeit im nächsten Jahr für unrechtmäßig hielte.
Die Sorge vor einem Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed hatte erst am Montag die Märkte belastet: Aktien und Anleihen gaben nach, der Dollar schwächte sich ab. Trumps Kehrtwende am Dienstag löste eine Gegenbewegung aus: US-Aktien und der Dollar legten zu, Gold gab von Rekordhochs nach.

„Er hat den Wink verstanden. Jay Powell zu feuern, wäre ein katastrophales Eigentor“, meinte Investmentmanager Mark Spindel, ein Experte für die Geschichte der Fed. Eine Beschädigung der Unabhängigkeit riskiere steigende Kreditkosten für alle, warnte er.
Auch bezüglich der Handelspolitik schlug Trump mildere Töne an. Die kürzlich auf 145% erhöhten Zölle auf chinesische Waren seien „sehr hoch“, sagte er im Oval Office. „Sie werden nicht so hoch sein“, fügte er hinzu. „Sie werden substanziell sinken. Aber sie werden nicht null sein. Früher waren sie null.“
Trump hat also auf Druck des Marktes wieder zurückgerudert. Aber die Skepsis wird bleiben. Powells Amtszeit endet 2026. Als möglicher Nachfolger gilt Kevin Warsh, ein ehemaliger Fed-Gouverneur und früher Wirtschaftsberater des Ex-Präsidenten George W. Bush. Warsh soll Trump auch von einer vorzeitigen Abberufung Powells dringend abgeraten haben. Ansonsten wäre aber er aber wohl nicht gänzlich abgeneigt, die Unabhängigkeit der Fed nicht ganz so streng auszulegen wie alle Fed-Chefs zuvor. Trump sollte sich allerdings zurückhalten, so gut es ihm angesichts seiner Persönlichkeit nur möglich ist. Das Beispiel Türkei sollte Mahnung genug sein - wenn Trump den Erdogan macht, wird der US-Dollar abstürzen. Und das will er sicher nicht.
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Plunge protection team in Aktion?
Bereits zum zweiten Mal kommt es zu einer markanten Rally. Diesmal hat es anscheinend sogar genügt, dass etwas zurückgenommen wird, was noch gar nicht beschlossen war (J. Powell).
Substanziell hat sich an den grundsätzlichen Problemen nichts geändert. US-Staatsverschuldung bei über 36 Billionen USD, jährlich um ~2 Billionen steigend. Die langfristige Schuldentragfähigkeit ist damit fraglich. Letztlich hat Trump ja damit Recht, dass der USD stark überbewertet ist.
Verspieltes Vertrauen wird man auch kurzfristig nicht zurückgewinnen. Insbesondere (Anleihe-)Investoren werden sich ihre Gedanken machen.