Fundamentale Nachricht
14:17 Uhr, 28.04.2020

Südafrika in der Corona-Krise

Präsident Ramaphosa stellte ein großes Fiskalpaket vor, das vom Umfang her seinesgleichen sucht. Das Staatsdefizit dürfte steil ansteigen.

Pretoria/Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Südafrika als Afrikas zweitgrößte Volkswirtschaft erlebt massive Auswirkungen der Restriktionen auf die Wirtschaft, die sich schon vor der Coronakrise in der Rezession befand. Die Armut ist in wenigen Wochen dramatisch angewachsen. „Südafrikas Präsident Ramaphosa hat im Gegensatz zu vielen anderen Emerging Markets relativ früh auf die drohenden Gesundheitsrisiken der Corona-Pandemie reagiert und bereits Ende März umfassende Vorbeugemaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ausgerufen,“ heißt in einer Ländereinschätzung der DZ Bank. „Das frühe Vorgehen der Regierung erhöht nun ganz erheblich die Chance, dass die Ausbreitung des Virus im Land beherrschbar bleibt und das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Andererseits spürt das Land nun die hohen sozialen und ökonomischen Kosten des Lockdowns“.

Präsident Ramaphosa kündigte nun vergangene Woche ein Investitionspaket von umgerechnet 25 Mrd. Euro für die Krisenbewältigung an und setzt dabei auch auf die Hilfe von Weltbank und IWF. Er versprach mehrmonatige Überbrückungsgelder sowie eine aufgestockte Sozialhilfe und kündigte ein Programm zur Neuausrichtung der schlingernden Wirtschaft an.

Offensichtlich ist, dass nun eine hohe Verschuldung droht. Aber nicht alles im Paket wird ausgabewirksam. 200 Mrd. Rand sind als Kreditbürgschaften vorgesehen, die nur dann defizitsteigernd wirken, wenn die Kreditnehmer nicht tilgen können. Weitere 140 Mrd. Rand sollen der Sicherung von Arbeitsplätzen und Einkommen dienen. Defizitsteigernd werden erhöhte Sozialtransfers und temporäre Steuererleichterungen an die Privathaushalte sein. „Das Fiskalpaket wird Südafrika vor nicht unerhebliche Finanzierungsprobleme stellen. Der Verlust des Investmentgrade-Ratings vom März (Moody’s) wird ohnehin die Emission neuer Staatsanleihen erschweren. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise dürften daher nur mit Hilfe von internationalen Organisationen zu bewältigen sein“, glaubt die DZ Bank. Spätestens für die Zeit "nach Corona" brauche Südafrika einen politischen Konsens zur Auflösung des Reformstaus.

Für das Gesamtjahr 2020 ist jedoch trotz des jüngsten fiskalischen Kraftaktes und trotz relativ niedriger Notenbankzinsen erst einmal ein Wachstumseinbruch in der Größenordnung von mindestens vier Prozent wahrscheinlich.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten