Starke Nerven sind gefragt
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Das neue Jahr hat es in sich. In Europa steht ein Wahljahr mit richtungsweisenden Entscheidungen an. In den USA zieht mit Donald Trump ein politisch unerfahrener und umstrittener Präsident ins Weiße Haus ein. Und dann gibt es auch noch die Notenbanken, die mit ihren Entscheidungen möglicherweise für Überraschungen gut sind. All das dürfte die Aktienmärkte nicht unberührt lassen.
Ende gut, alles gut. 2016 ist bereits das fünfte Jahr in Folge, welches der DAX mit einem positiven Vorzeichen abgeschlossen hat. Allerdings war das zwischenzeitlich ganz und gar nicht abzusehen. Schon kurz nach dem Jahresstart 2016 kam der deutsche Leitindex infolge von Börsenturbulenzen in China kräftig unter Druck. Kaum hatten sich die Kurse wieder erholt, kam schon der nächste Schock in Form des Brexit. Rund zehn Prozent büßte der DAX am Morgen nach dem Referendum ein. Einen ähnlichen Crash hatten viele Anleger erwartet, nachdem feststand, dass Donald Trump der nächste US-Präsident wird. Für viele ein Albtraum. Doch die Wall Street sieht den Triumph des New Yorker Milliardärs bislang erstaunlich positiv. Seit seinem Wahlsieg am 8. November 2016 hat der US-Leitindex Dow Jones bis Ende des Jahres rund neun Prozent hinzugewonnen und markierte dabei ein Rekordhoch nach dem anderen. Das vergangene Jahr war also bereits gespickt mit Überraschungen – und 2017 verspricht nicht weniger spannungsgeladen zu werden.
Europäische Herausforderungen
Auf dem alten Kontinent geht es in diesem Jahr um nichts Geringeres, als um die Zukunft der Europäischen Union – das behaupten zumindest zahlreiche politische Beobachter. In den Niederlanden wird am 17. März das Parlament gewählt, in Frankreich am 23. April der Staatspräsident, in Deutschland finden im Herbst Bundestagswahlen statt und möglicherweise stehen in Italien auch noch Neuwahlen an. Alle genannten Staaten sind Gründungsländer und somit Säulen der EU. Sollten die europakritischen Kräfte bei den Urnengängen an Einfluss gewinnen oder gar die Macht erhalten, droht dem Kontinent eine weitere Krise. Im Extremfall könnte die Union und damit der gemeinsame Binnenmarkt auseinanderbrechen. Vor diesem Hintergrund wäre es nicht überraschend, wenn das europäische Wahljahr 2017 mit einer hohen Volatilität an den Kapitalmärkten einhergeht.
Faktor EZB
Für Kursschwankungen könnte aber auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sorgen. Zwar geht die große Mehrheit der Experten davon aus, dass EZB-Chef Mario Draghi die Leitzinsen 2017 bei null belassen wird. Alles andere wäre eine faustdicke Überraschung. Aber erinnern wir uns: Auch die US-Notenbank Fed schwenkte vor zwei Jahren nicht ruckartig von ihrer Nullzinspolitik ab. Stattdessen wurde der geldpolitische Richtungswechsel behutsam eingeleitet, indem zuerst das Anleihekaufprogramm vorsichtig zurückgefahren und schließlich ganz beendet wurde. Eine solche als Tapering bezeichnete Straffung der Geldpolitik könnte in diesem Jahr auch durch die EZB vollzogen werden. Bereits im Dezember beschloss der Zentralbankrat die monatlichen Wertpapierankäufe ab April 2017 von 80 auf 60 Milliarden Euro herunterzufahren. Und für so manches Direktoriumsmitglied, wie dem Luxemburgischen Notenbankchef Yves Mersch, rückt der Zeitpunkt näher, um über weitere Maßnahmen nachzudenken. Damit steht er allerdings im Widerspruch zu Mario Draghi. Der oberste Währungshüter will von einer „Normalisierung“ der Geldpolitik noch nichts wissen. Doch der Italiener könnte unter Zugzwang geraten. Vor allem dann, wenn die Inflation infolge der gestiegenen Rohstoffpreise weiter anzieht. Schon im Dezember legten die Verbraucherpreise im Euroraum um 0,6 Prozent zu und für das Gesamtjahr 2017 wird eine Teuerungsrate von 1,1 bis 1,3 Prozent erwartet. Bislang wurde die ultra-lockere Geldpolitik der EZB insbesondere auch mit dem Fehlen inflationärer Tendenzen begründet. Zumindest dieses Argument würde dann entfallen.
Steigen die Kurse mit der Angst?
Ungeachtet der vielen Fragezeichen geht die Mehrheit der Analysten davon aus, dass sich die Aktienkurse im neuen Jahr per Saldo weiter nach oben orientieren werden. Während die einen US-Aktien präferieren und dabei auf die robuste amerikanische Konjunktur verweisen, favorisieren andere wiederum europäische Titel. Diese seien vergleichsweise moderat bewertet und würden attraktive Dividendenrenditen bieten. All diese Argumente haben ihre Berechtigung. Aber eines sollten Anleger nicht vergessen: Es wird Nerven kosten, Aktien in diesem Jahr die Treue zu halten. Richtungswahlen in Europa, ein für viele schwer einzuschätzende Politik in den USA und mögliche geldpolitische Überraschungen durch die Notenbanken sprechen gegen einfache Prognosen. Aber das war bekanntlich schon im vergangenen Jahr nicht viel anders.
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