Kommentar
09:12 Uhr, 20.10.2009

Stärkster Aufschwung seit Anfang der Achtzigerjahre

USA: Industrie startet durch – dank Autoindustrie stärkster Aufschwung seit Anfang der Achtzigerjahre

• Die Industrieproduktion ist im September um 0,7 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Der Zuwachs seit dem Produktionstiefstand im Juni dieses Jahres ist mit 2,8 % der kräftigste Anstieg unmittelbar nach einer Rezession seit Anfang der Achtzigerjahre. Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich auf 70,5 %.

• Wie in den beiden Vormonaten geht der Produktionsanstieg in erster Linie auf die Autoindustrie zurück. Allerdings haben daneben auch nahezu alle gewichtigen Industriezweige zum Wachstum beitragen können. Gebremst haben der Maschinenbau (Rückpralleffekt) und die Versorger (Witterungseffekt).

• Das Konsumklima der Universität von Michigan ist im Oktober überraschend deutlich von 73,5 auf 69,4 Punkte gefallen. Der holprige Verlauf der konjunkturellen Aufhellung spiegelt sich zumindest in der schwankungsanfälligen Konsumentenstimmung wider. Insgesamt ist weiterhin eine tendenzielle Aufwärtsbewegung zu beobachten.

1. Die US-Industrie scheint wieder auf einen Wachstumskurs zurückgefunden zu haben, und dies mit einer für uns nicht erwarteten Dynamik: Im September stieg die Industrieproduktion mit 0,7 % zum dritten Mal in Folge gegenüber dem Vormonat an (Bloomberg-Median: 0,2 %, DekaBank: -0,2 %). Hinzu kommt eine Aufwärtsrevision des Vormonats, sodass das aktuelle Produktionsniveau deutlich höher als erwartet liegt. Unterstellt man, dass der Monat Juni der letzte Rezessionsmonat gewesen ist, dann ist die Industrieproduktion seit Beginn des Konjunkturaufschwungs um 2,8 % angestiegen. Dies ist bislang der stärkste Aufschwung nach einer Rezession seit der Zwischenerholung zu Beginn der Achtzigerjahre. Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich von nach oben revidierten 69,9 % auf 70,5 % (Bloomberg-Umfrage: 69,7 % DekaBank: 69,6 %).

2. Der Produktionsanstieg in den vergangenen drei Monaten wie auch speziell der Zuwachs im September geht in erster Linie auf die Automobilindustrie zurück. Das Auslaufen der Abwrackprämie hätte durchaus für einen Produktionsrückgang im September sorgen können, gleichwohl scheint das Produktionsniveau im August der allgemeinen Nachfrageentwicklung nicht angemessen gewesen zu sein, sodass eine weitere Auswei2 tung notwendig war. Erfreulich ist, dass fast alle gewichtigen Industriezweige des verarbeitenden Gewerbes im September einen Produktionsanstieg vermelden konnten. Die Ausnahme bildet der Maschinenbau, allerdings liegt hier wohl eher ein negativer Rückpralleffekt nach einem recht kräftigen Anstieg im Vormonat vor. Abgeschwächt hat sich die Entwicklung in der Produktgruppe „Business Equipment“, die grundsätzlich einen guten Zusammenhang zur Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen besitzt. Nach starken Zuwächsen im Juli und August erhöhte sich hier die Produktion mit 0,1 % mom nur geringfügig. Erstmals seit dem ersten Quartal 2008 wird hier aber einen Quartalsanstieg gemeldet, sodass auch bei den gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen mit einem Plus zu rechnen ist.

3. Das Konsumklima der Universität von Michigan hat sich im Oktober überraschend deutlich von 73,5 auf 69,4 Punkte verschlechtert (Bloomberg-Umfrage: 73,3 Punkte, DekaBank: 73,0 Punkte). Dabei ging die Erwartungskomponente stärker zurück als die Erwartungskomponente. Die derzeit wieder steigenden Benzinpreise dürften einen Beitrag zu der Stimmungseintrübung geleistet haben. Der wichtigere Grund ist vermutlich jedoch, dass der Stimmungsanstieg im September auf einem übertriebenen Optimismus beruhte. Der sehr enttäuschende Arbeitsmarktbericht für September brachte hier ebenso eine Ernüchterung wie die volatile Bewegung der letzten Wochen an den Aktienmärkten. Der holprige Verlauf der konjunkturellen Aufhellung spiegelt sich zumindest in der schwankungsanfälligen Konsumentenstimmung wider. Insgesamt ist hier jedoch weiterhin eine tendenzielle Aufwärtsbewegung zu beobachten.

4. Die Produktionsentwicklung ist überraschend stark, auch wenn die Automobilindustrie die jüngste Entwicklung in einem etwas zu guten Licht erscheinen lässt. Sieht man von diesem Industriezweig ab, dann ist der Aufschwung in der Industrie eher durchschnittlich. Aber auch dies lässt schon aufhor3 chen: Ein durchschnittlich kräftiger gesamtwirtschaftlicher Aufschwung wird derzeit von kaum jemandem ernsthaft erwartet. Das Augenmerk alleine auf die Entwicklung in der Industrie zu werfen, ist aus unserer Sicht aber nicht ausreichend: Das Gewicht der Industrie an der Gesamtwirtschaft ist mit rund 16 % einfach zu klein, um hieraus nun auf einen normal kräftigen Aufschwung zu schließen. Wir gehen also weiterhin von einem zähen Aufschwung aus.

Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank

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