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14:30 Uhr, 21.09.2011

SNB-Intervention war richtig

Zürich (BoerseGo.de) – In seiner aktuellen Finanzmarktkolumne hält Jan Amrit Poser, Chefökonom bei der Bank Sarasin & Cie, die jüngste Intervention der Schweizer Nationalbank auf dem Devisenmarkt für richtig und glaubwürdig. Die Überbewertung des Frankens von circa 35 Prozent habe die Schweizer Wirtschaft zu sehr belastet, schreibt Poser. Wenn die Nationalbank jüngsten geldpolitischen Lagebeurteilung warne, dass das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 2011 „zum Stillstand kommt“, sei das in der Ökonomensprache eine Rezessionswarnung. „Diese Sorge ist begründet, weil die Schweizer Exporte von zwei Seiten unter Druck gesetzt werden: von der weltweiten Wachstumsabschwächung und der Wechselkursentwicklung. Es kommt hinzu, dass die Wechselkursschwankungen einige in der Schweiz beheimatete Unternehmen über eine Umsiedlung ins Ausland nachdenken lässt. Es musste etwas getan werden“, betont der Sarasin-Ökonom.

Den Befürchtungen, die Schweiz könne den Wechselkurs angesichts des täglichen Devisenmarktumsatzes von 4.000 Milliarden US-Dollar nicht verteidigen, tritt Poser entgegen. Dieser Vergleich sei irreführend. Es komme nicht darauf an, wie häufig gehandelt wird, sondern ob dafür Kapital eingesetzt wird. „Tatsächlich ist eine Zentralbank immer im Vorteil, wenn sie gegen die Stärke der eigenen Währung interveniert“, meint der Experte. „Sie kann unlimitiert Geld drucken; den Spekulanten geht irgendwann das Kapital aus“.

Jede Geldmengenvermehrung schüre aber Ängste vor einer Inflation. Solange jedoch Rezessionssorgen und Schuldenkrisen anhielten, werde der Franken stark bleiben und daher weiteren Deflationsdruck schüren. Selbst wenn der nächste Aufschwung einsetzt, bestehe kein Grund für Inflationssorgen. Die SNB habe in den letzten 24 Monaten bewiesen, dass sie der Geldmengenausweitung durch eigene Schuldverschreibungen (SNB-Bills) entgegen wirken könne.

Wenn die SNB die Untergrenze verteidigen will, muss sie allerdings das Risiko in Kauf nehmen, sehr viele Euros kaufen zu müssen, wie Poser weiter analysiert. „Wenn sich die Eurokrise weiter zuspitzt, ist damit zu rechnen, dass verunsicherte Privatanleger aus dem Euroraum bereit sind, zu jedem Preis Franken zu kaufen“. Die Bank Sarasin geht davon aus, dass sich das SNB-Direktorium den Rückhalt des Schweizer Bundesrates für eine Aufstockung des Kapitals gesichert hat. Die geschlossene Haltung der politischen Behörden ist daher ein zentraler Erfolgsfaktor für die Interventionen.

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