Kommentar
10:07 Uhr, 20.08.2018

Skandal: Banken erkennen Falschgold nicht

Banken und Sparkassen können offenbar echte und falsche Goldbarren nicht voneinander unterscheiden und verkaufen Falschgold sogar an ahnungslose Kunden weiter, wie ein aktuelles Beispiel zeigt.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)
  • Silber
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Wer physisches Gold kauft, der tut dies häufig auch wegen eines tief empfundenen Misstrauens gegen das Finanzsystem. Statt sein Geld in irgendwelche Derivate auf den Goldpreis zu investieren, legen viele Anleger großen Wert darauf, Gold physisch in Form von Anlagemünzen oder -barren zu besitzen.

Doch auch beim Kauf von physischem Gold können Anleger über den Tisch gezogen werden. Denn immer häufiger sind gefälschte Goldbarren im Umlauf, die sich auf den ersten Blick und bei nur oberflächlicher Prüfung nicht von echtem Gold unterscheiden lassen.

Auch Banken und Sparkassen haben offenbar Probleme damit, falsche von echten Goldbarren zu unterscheiden. Dies zeigt ein schockierendes Beispiel aus Niedersachsen. Ein 18-Jähriger verkaufte über einen längeren Zeitraum sage und schreibe 259 gefälschte Goldbarren und zwei gefälschte Münzen an die Sparkasse Göttingen und prellte das Institut so um rund 300.000 Euro. Die falschen Goldbarren, die nur einen hauchdünnen Goldüberzug hatten, sonst aber aus anderen Metallen bestanden, hatte der Realschulabsolvent über eBay in China gekauft. Details des wirklich schockierenden Falls können Sie hier nachlesen.

Der eigentliche Skandal: Die falschen Goldbarren wurden sogar an die Landesbank Nord/LB sowie an andere Anleger weiterverkauft, ohne dass auffiel, dass es sich um Falschgold handelte. Ein Teil des Falschgoldes wurde sogar eingeschmolzen. Auch hier bemerkte scheinbar niemand etwas. Ein Teil des angeblichen Goldes könnte also längst in anderen Barren oder Münzen enthalten sein, ohne dass irgendjemand etwas davon wüsste.

Die Sache hätte wohl noch eine ganze Weile so weiterlaufen können, hätte nicht irgendwann die Sparkasse den Verdacht gehabt, dass es sich bei den Verkäufen um Geldwäsche handeln könnte und wäre nicht irgendwann die Mutter des 18-Jährigen auch noch auf die Idee gekommen, ebenfalls gefälschte Goldbarren an die Sparkasse zu verkaufen.

Wer als Anleger darauf vertraut, dass wenigstens Banken und Sparkassen echtes von falschem Gold unterscheiden können, wird durch diesen Fall eines Besseren belehrt. Zumindest die Sparkasse Göttingen und die Nord/LB verzichteten auf eine eingehende Prüfung. Im konkreten Fall hätte es offenbar schon gereicht, einfach nur an den Barren zu kratzen. Denn dann wären unter der dünnen Goldschicht andere Metalle zutage getreten. Auf den Kratztest verzichtete die Sparkasse offenbar auch deshalb, weil die gefälschten Barren in täuschend echt aussehenden Verpackungen eingeschweißt waren.

Die Tatsache, dass offenbar auch Banken und Sparkassen Probleme damit haben, echtes von falschem Gold zu unterscheiden, sollte Anleger durchaus verunsichern. Inzwischen hat sich sogar die Bundesbank eingeschaltet und erklärt, dass kein vergleichbarer Fall bekannt sei. Doch das ist nicht unbedingt beruhigend. Denn das dilettantische Vorgehen bei der Sparkasse Göttingen und der Nord/LB könnte auch dafür sprechen, dass vielleicht einfach die Dunkelziffer sehr hoch ist. Dieser Verdacht liegt auch deshalb nahe, weil es sehr wahrscheinlich auch gefälschte Goldbarren gibt, die sich nicht wie im vorliegenden Fall durch einfache Kratz- oder Beißtests von echten Goldbarren unterscheiden lassen.

Wer Edelmetalle kauft, sollte sich genau erläutern lassen, mit welchen Methoden die Echtheit der Metalle verifiziert wurde. Die Tatsache, dass man sein Gold bei einer Bank oder Sparkasse kauft, bedeutet nicht automatisch, dass es sich auch um echtes Gold handelt. Dies zeigt der vorliegende Fall eindrucksvoll. Keinesfalls sollte man einer täuschend echt aussehende Verpackung vertrauen. Wirklich sicher kann der Anleger nur sein, wenn er die Echtheit selbst geprüft hat. Mit welchen Methoden man echtes von falschem Gold unterscheiden kann, können Sie hier nachlesen.


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10 Kommentare

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  • German2
    German2

    Banken halten ja auch Papiergoild für echtes Gold ...hahah..da wundert mich gar nix mehr

    15:42 Uhr, 20.08.2018
  • Reinhard Scholl
    Reinhard Scholl

    Nett :-)

    Ich frage mich wie "gut" die Prägungen der Krügerrand-Fälschungen sind, die laut dem verlinkten Artikel verkauft wurden.

    Kurzrecherche:

    Die Dummen sterben nie aus: Man bekommt auch für "unechtest" Gold ganz legal wohl viel Geld (auf eBay): https://www.ebay.de/itm/Lot-2-...

    Oder dann doch gleich den Goldbarren als Türstopper?

    https://www.amazon.de/Goldbarr...

    Tipp: Echte Goldbarren (ab 1 kg) eignen ebenfalls ausgezeichnet Türstopper. Und, hey, ein Einbrecher würde vermuten der Barren wäre echt, oder?

    Gruss,

    Reinhard Scholl

    https://go.guidants.com/#c/rei...

    13:05 Uhr, 20.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Ist sicher mehr rechtlich interessant.

    Und als fact die ironische Tatsache das erst jetzt die goldbugs auf die Problematik hingewiesen werden. Und das bei bekanntem türkischem Gold (Verarbeitung bei Schmuck) und asiatischen Fakes wie einer goldenen Rolex.-)

    Sarkastisch dazu sind die digitalen Prüfzertifikate.

    JunX´s kauft eurem Mädel (falls ihr eines habt) mal so was--> Bringt mehr

    11:52 Uhr, 20.08.2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Der interessante Fall zeigt zwei Dinge:

    Erstens sind Goldanlagen offenbar immer noch sehr unpopulär. Wäre das anders, wären Banken längst zu nachvollziehbaren Prüfungen übergegangen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an Berichte über private Goldverkäufe aus den frühen 1980er Jahren. Damals war Gold in einem echten Hype und wegen der umfassenden Prüfungen dauerte es mehrere Tage, bis Anleger ihre Goldmünzen und Barren bei einer Bank "versilbert" hatten.

    Zweitens wird die Berichterstattung über den Fall natürlich dazu führen, dass sich die Einschätzung jetzt ändert: Gefälschte Barren dürften daher ab sofort im seriösen Goldhandel keine Chance mehr haben...

    10:50 Uhr, 20.08.2018
  • Howi007
    Howi007

    man braucht nur mal schauen wieviel Goldbarren über ebay verkauft wurden.....+werden

    und was wohl die Leute damit machen?? alles für Filmaufnahmen? sehen auf den Fotos täuschend echt aus.......gut Ihr Artikel.....wer denkt den bei der Bank gibts auch falsche Goldbarren!? man lernt nie aus

    10:49 Uhr, 20.08.2018
  • Elchness
    Elchness

    Jaja, die gute alte Dinkelziffer. Nicht zu verwechseln mit der Gerstenzahl oder der Maiskonstanten.

    10:22 Uhr, 20.08.2018
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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