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16:44 Uhr, 26.03.2020

Singapur: Stärkster Wirtschaftseinbruch seit der Finanzkrise

Die südostasiatische Wirtschaft ist eine der ersten, die BIP-Daten für das erste Quartal veröffentlichte, was einen ersten Eindruck vermittelt, wie sich der Ausbruch des Coronavirus auf die Volkswirtschaften in der ganzen Welt auswirken könnte.

Singapur (Godmode-Trader.de) - Das Ministerium für Handel und Industrie Singapurs prognostiziert, dass die Wirtschaft des Inselstaats im Jahr 2020 zwischen 1,0 und 4,0 Prozent schrumpfen wird. Zuletzt, Ende Februar, ging das Ministerium von einer Veränderung des jährlichen Bruttoinlandsprodukts zwischen minus 0,5 und plus 1,5 Prozent aus. Das Ministerium begründet seine Abwärtsprognose mit der "schwächer als erwarteten Leistung der Wirtschaft Singapurs im ersten Quartal und der starken Verschlechterung des außen- und binnenwirtschaftlichen Umfelds seit Februar“.

Im ersten Quartal dieses Jahres schrumpfte die Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr vorläufigen Daten zufolge um 2,2 Prozent, wie das Ministerium für Handel und Industrie mitteilte. Es ist der größte Rückgang seit der Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt. Auf Quartalsbasis schrumpfte das BIP um 10,6 Prozent. Das BIP bleibt damit deutlich unter den Erwartungen der Ökonomen. Die südostasiatische Wirtschaft ist eine der ersten, die BIP-Daten für das erste Quartal veröffentlicht, was einen Eindruck davon vermittelt, wie sich der Ausbruch des Coronavirus auf die Volkswirtschaften in der ganzen Welt auswirken könnte. Detaillierte Daten zum Bruttoinlandsprodukt Singapurs im ersten Quartal werden im Mai veröffentlicht.

Angesichts des starken Ausbreitung des neuartigen Virus haben Behörden in aller Welt drastische Maßnahmen ergriffen: Grenzschließungen, Ausgangssperren, Reisebeschränkungen, das Schließen von Bildungsstätten, der Gastronomie und ganzer nicht systemrelevanter Industrien. Singapur war eines der ersten Länder außerhalb Chinas, das Covid-19-Infektionen meldete. Das Land hat schnell die Einreise ausländischer Besucher verboten, Bars und Nachtclubs geschlossen. Singapur verzeichnete am Mittwoch mit 73 bestätigten Fällen den größten täglichen Sprung auf 631 Infizierte, darunter zwei Todesfälle.

Das singapurische Finanzministerium will weitere Hilfspakete ankündigen. „Das Ausmaß der ersten zwei Monate zeigt bereits wie schlimm es noch werden wird”, zitierte Reuters Selena Ling, Leiterin Strategie bei der OCBC Bank. „Es ist höchst wahrscheinlich, dass sie nun schwere Geschütze auffahren”. Die Währungsbehörde von Singapur (MAS) hat ihre halbjährliche geldpolitische Erklärung auf Montag, den 30. März, vorgezogen, und viele Ökonomen erwarten eine deutliche Lockerung.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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