Sind in Übertreibungen wirklich alle Aktien teuer?
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In meinen Börsenbriefen "Geldanlage-Brief" und "Aktien-Perlen" bin ich derzeit etwas zurückhaltender mit Neuinvestments – einerseits aufgrund der Marktsituation, aber vor allem aufgrund einer anhaltenden Überbewertung von Aktien.
Wann ist eine Aktie unterbewertet?
Nun ist es nicht so, dass es "keine günstig bewerteten" Aktien mehr gibt, wie manchmal behauptet wird. Schließlich hat es diese selbst in der Dotcom-Blase gegeben (Stichwort "Old Economy"). Sie waren zwar damals verpönt, erlebten aber in der folgenden Baisse eine Renaissance.
Nun kommt es zum einen darauf an, wie man Über- bzw. Unterbewertung definiert, zum anderen muss man die Gründe suchen, warum eine Aktie "günstig" bewertet ist und daher unter Umständen dem Markt hinterherhinkt. Oft sind es unternehmensspezifische Probleme, warum die Investoren eine Aktie meiden und damit durch niedrige Kurse einen Bewertungsabschlag erzeugen.
Als Anleger kann man mit solchen Aktien in die berüchtigte "Value Trap" tappen, also die Value-Falle, bei der man im schlimmsten Fall vermeintlich unterbewertete Aktien kauft, deren Kurs bis zur Insolvenz weiter fällt.
"Value" ist eine Frage der Definition
Ob eine Aktie über- oder unterbewertet ist, ergibt sich theoretisch aus ihrem "fairen" Wert, der aber nur durch einen komplizierten und weitgehen manuellen Prozess der Fundamentalanalyse ermittelt werden kann. Dieser ist aber bekanntlich auch nur ein Richtwert, weil er auf Umsatz- und Gewinnschätzungen beruht, die morgen schon hinfällig sein können.
Daher erfolgt die (grobe) Einstufung in "Value" oder "Growth" meist nach bestimmten Kennzahlen, wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) bzw. historischem und zukünftigem (= geschätztem) Umsatz- und Gewinnwachstum. Als Auswahlkriterium werden entweder fixe Zahlenwerte oder Vergleichswerte (z.B. Mittelwert oder Median) der jeweiligen Märkte, Branchen oder Historie genommen. Letzteres ist die etwas bessere Variante, weil dadurch allgemeine Bewertungsunterschiede berücksichtigt werden. Darauf basieren auch die verbreiteten Value- und Growth-Indizes verschiedener Märkte und Leitindizes.
Damit beantwortet sich die Frage, ob es immer unterbewertete Aktien gibt, ganz von selbst: Ja, es gibt immer unterbewertete Aktien, denen man ein Value-Etikett anhängen kann – weil es immer Durchschnittswerte gibt und daher auch Aktien, die "unterdurchschnittlich" bewertet sind. (Wäre das nicht der Fall, müssten auch die Value-Indizes irgendwann ausgesetzt werden.)
Value- und Growth-Aktien im Zeitablauf
Allerdings ändert sich die Anzahl der Value- und Growth-Aktien, die mit dieser Methode bestimmt werden, im Zeitablauf mitunter beträchtlich. Dazu der folgende Chart:
Quelle: MarketMaker mit Daten von Zacks Investment Research
Er zeigt das Ergebnis einer kurzen Analyse dazu, die ich ab 2015 für Aktien durchgeführt habe, die in den USA gehandelt werden. Nach ähnlichen Methoden wird auch die Indexzusammensetzung einschlägiger Value- und Growth-Indizes bestimmt. Für Value-Aktien habe ich die oben genannten Bewertungskennzahlen (KGV, KBV, KUV) gewählt und diejenigen mit den niedrigeren Werten genommen. Bei Growth-Aktien habe ich anhand verschiedener Wachstumskennzahlen für Umsatz und Gewinn diejenigen Aktien mit den besseren Kennwerten gewählt.
Andere und schärfere Kriterien ändern zwar die absolute Zahl der Aktien, aber nichts Grundsätzliches am Verlauf. Wie die Kurven im unteren Chartteil zeigen, gibt es immer auch genügend niedrig bewertete Aktien. Die Frage ist eben nur, ob diese niedrige Bewertung eventuell auch berechtigt, also "fair", ist.
Fazit
Unterbewertete Aktien finden sich jederzeit. Grundsätzlich gilt aber bei der Aktienauswahl, dass die Bewertung nur ein Kriterium dabei sein sollte. Wichtige andere Aspekte sind (aus fundamentaler Sicht) die Qualität des betreffenden Unternehmens – insbesondere die Profitabilität – und (aus charttechnischer Sicht) die Relative Stärke bzw. das Momentum. Schließlich wollen wir nach Möglichkeit mit der Position schnell in die Gewinnzone kommen.
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