Analyse
19:46 Uhr, 07.07.2016

Silber: Alles nur ein Fake?

Gold läuft gut, Silber läuft besser. Mit einem Plus von 50% innerhalb von nur 6 Monaten lässt Silber andere Edelmetalle hinter sich. Doch ist die Rally überhaupt "echt"?

Erwähnte Instrumente

  • Silber
    ISIN: XC0009653103Kopiert
    Kursstand: 19,720 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Silber - WKN: 965310 - ISIN: XC0009653103 - Kurs: 19,720 $/Unze (Commerzbank CFD)

Die Argumente, weshalb Edelmetalle gerade jetzt durch die Decke gehen sollten, liegen auf der Hand. Was soll da überhaupt die Frage, ob die Rally echt ist?

Die Frage hat ihre Berechtigung, obwohl es viele fundamentale Argumente für steigende Preise gibt. Das Silberangebot ist stark begrenzt und es sieht derzeit danach aus, dass ein kleines Angebotsdefizit vorliegt. Die Nachfrage nach Silber übersteigt das Angebot.

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Expansive Politik der Notenbanken als Preistreiber

Derzeit ist ein mögliches Angebotsdefizit noch das unwesentlichste der Argumente. Im Vordergrund steht vielmehr die Erkenntnis, dass Notenbanken wohl noch viel länger als gedacht ihre expansive Politik fortsetzen werden.

Noch vor zwei Wochen konnte man davon ausgehen, dass die Notenbanken ihre Politik bis Ende des Jahrzehnts langsam abwickeln werden. Nun wird schon von einer neuen Welle der Lockerung gesprochen - Brexit sei Dank. Ob die nächste Welle an Lockerung wirklich anrollt, ist noch vollkommen offen, doch wenn Notenbanken bei der geringsten Unsicherheit vollmundig noch mehr Maßnahmen ankündigen, dann kann man die Vorstellung nach einem Ende der Maßnahmen auf Sicht von Jahren wohl endgültig begraben.

Schockevents kommen immer wieder

Es so gut wie ausgeschlossen, dass es nicht regelmäßig zu Schocks kommt. Das können Schocks wie der Brexit sein, müssen es aber nicht. Politische Risiken stehen sicherlich hoch auf der Agenda. In den kommenden zwei Jahren stehen viele wichtige Wahlen und Abstimmungen an (Wiederholung der Präsidentenwahl in Österreich, Abstimmung über Verfassungsreform in Italien, Wahlen in Deutschland, Präsidentschaftswahlen in Frankreich).

Sobald eine EU- und Euro-kritische Partei gewinnt, muss man davon ausgehen, dass es ähnliche Abstimmungen wie in Großbritannien geben wird. Allein schon die Ankündigung dürfte dem Markt nach den jüngsten Erfahrungen einen Schock versetzen.

Bei den stark zunehmenden politischen Risiken in Europa rücken die Sorgen um China in den Hintergrund. Früher oder später wird das Thema wieder aufkommen und für Unsicherheit sorgen. Im Ernstfall ist der Markt mit der europäischen Politik beschäftigt und merkt nicht, dass die chinesische Kreditblase gerade implodiert. Dann wird es hässlich.

Es wird mehr und immer mehr Geld von den Notenbanken gedruckt. Das wird sich so schnell nicht ändern, weil viele kleinere Schocks absehbar sind, die die Notenbanken gleich wieder auf den Plan rufen. Mehr braucht es nicht, um Edelmetallen einen Schub zu geben und sie in einen Bullenmarkt übergehen zu lassen.

Auf lange Sicht werden Edelmetalle weiter steigen

Langfristig ist der Fall klar: Edelmetalle werden weiter steigen. Kurzfristig kann die Sache ganz anders aussehen. In den vergangenen Wochen gab es eine überraschende Entwicklung in China, die kurzfristig orientierten Anlegern Sorgen bereiten sollte. Bei Silber könnte gerade das wiederholt werden, was zuletzt beim Eisenerzpreis zu beobachten war.

Nachdem sich chinesische Anleger 2015 auf dem Aktienmarkt austobten, kam es zu einer hochvolatilen Phase, in der die Aktienkurse kollabierten. Erst wurde auf steigende Preise spekuliert, was den Leitzindex innerhalb von Monaten zu einem Plus von über 100 % verhalf. Die Spekulation wurde durch Regulation (z.B. höhere Marginanforderungen) beendet. Der Markt implodierte.

2016 waren es nicht mehr Aktien, bei denen sich chinesische Anleger austobten, sondern Eisenerz. Anleger hatten eine neue Spielwiese gefunden. An der chinesischen Rohstoffbörse DCE (Dalian Commodity Exchange) nahm das gehandelte Volumen von Eisenerz-Futures plötzlich stark zu. Das Volumen vervielfachte sich. Mit der Spekulation stieg der Eisenerzpreis innerhalb von 4 Monaten um fast 100 %. Dann wurden die Marginanforderungen erhöht und der Preis sackte um 30 % ab.

Silber als Spekulanten-Spielwiese?

Nun sieht es ganz so aus als seien die Spekulanten einen Markt weitergerückt. Sie haben den Shanghai Gold Exchange (SGE), wo auch Silber gehandelt wird, für sich entdeckt. Das gehandelte Volumen hat sich innerhalb von wenigen Wochen vervierfacht. Zu Wochenbeginn wurden allein vom Dezember Future Kontrakte im Wert von 95 Mrd. Yuan (ca. 12,9 Mrd. Euro) gehandelt.

Inzwischen hat der SGE die Marginanforderungen von 9 % auf 13 % angehoben. Nachdem Silber innerhalb von vier Handelstagen 15 % zulegte, ging es zuletzt wieder deutlicher nach unten. Der Versuch des SGE die exzessive Spekulation zu begrenzen hat sicherlich einen Beitrag dazu geleistet.

Silber wird mittelfristig wohl weiter steigen. Kurzfristig kann sehr hohe Volatilität aufkommen, wenn chinesische Spekulanten plötzlich in eine andere Richtung laufen, weil sich die Regularien ändern. Das Muster (Spekulation – Regulation – Crash) hat sich nun schon mehrfach wiederholt. Erst waren es die Aktien, dann Eisenerz und als nächstes Silber. China bestimmt nicht allein den Silberpreis. Ist der globale Markt der Ansicht, dass Silber steigen soll, dann steigt es auch. Kurzfristig kann das Verhalten chinesischer Spekulanten aber für heftige Bewegungen nach unten sorgen.

Clemens Schmale

Lesen Sie dazu auch: SILBER - Ist der kleine Bruder von GOLD ein Tenbagger?

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21 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    check!

    17:31 Uhr, 17.08. 2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Und die Golddruecker werden eines nicht so fernen Tages bitter weinen und Ihre Pixel und Papiere anstarren, waehrend Sie verhungern, da es NIEMANDEN gibt der was anderes anzubieten hat als Papier , das man leider nicht essen kann. Gegen Gold hingegen wird es immer Nahrung und Schutz geben. Das war schon immer so und wird sich nun sicher nicht aendern. Der uebelste Teil der westlichen Arroganz , ist zu glauben, das ein Grossteil der Welt ihre Ansichten teilt. Aus Erfahrung weiss ich, das das nicht so ist. Das genau werden bald Viele bitter erfahren muessen. Beginnen wird es in den Ballungszentren. Und dann wird es schnell gehen. Die Letzten werden die Ersten sein . Einen birmanischen Bauern im Himalaya Grenzgebiet wird das nicht mal zu Ohren kommen, was dann in New York passiert. Bhutan wird dann das Zentrum der Welt. Aber das versteht ihr sowieso nicht. Ihr seid laengst ein Teil eurer elektonischen Scheinwelt geworden.

    09:16 Uhr, 08.07. 2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ein Fake, wie dieser ganze Aktienmarkt derweil ein fake ist. Geschaffen aus niemals erwirtschaftetem Luftgeld. Nur haben fakes halt die Angewohnheit irgendwann erkannt zu werden. Dieser Zeitpunkt ist sicher nicht mehr weit. Was glauben Sie was ich dann auf einem Markt in Kambodscha brauche um Lebensmittel zu kaufen? Bitcoins? Die sind dann genau so viel wert wie die Plasticchips die Geld aus Automaten lassen.....wenn es denn Strom gaebe. Ich habe Kambodxxscha ganz gezielt ausgewaehlt. Ueber 70% der Bevoelkerung hat nicht mal ein Bankkonto. Bargeldabschaffung unmoeglich und jeder Marktflecken hat einen Goldschmelzer und Haendler.

    08:56 Uhr, 08.07. 2016
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  • 1000Bagger
    1000Bagger

    Ja, bei Silber scheiden sich die Geister. Doug Casey und J.Saiger sind weniger euphorisch für Silber. Sie nennen Preisziele für Gold von 5000 $ und Silber 100 $. Aber am Ende wird Silber sich wohl bei 1:15 zum Gold einpendeln. Das grosse Geld ist eher mit Gold & Silberaktien zu machen, sie könnten sich bis zu 50 mal besser als Gold und Silber selbst entwickeln. http://gebert-trade.weebly.com/goldaktien---der-fi...

    20:09 Uhr, 07.07. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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