Shanghai Composite hat weiteres Abwärtsrisiko
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Erwähnte Instrumente
- USD/CNY - WKN: A0AENR - ISIN: XC000A0AENR9 - Kurs: 6,4105 € (FOREX)
Zuvor hatte Bloomberg berichtet, dass in Chinas Führung ein Streit entbrannt sei, über den Verbleib des chinesischen Premierministers, über den mangelnden Erfolg seiner Wirtschaftspolitik und den Crash am Aktienmarkt. Ein Ergebnis dieses Streits sei gewesen, dass man alle Maßnahmen zur aktiven Stützung der Aktienkurse aufgegeben habe. Einige der Führer in Peking sind offenbar der Meinung, dass der Aktienmarkt viel zu klein und unbedeutend sei, als dass solche Maßnahmen gerechtfertigt seien. Die Interventionen wurden als zu kostspielig angesehen.
Wenn man sich jetzt aber nicht mehr aktiv um den Aktienmarkt kümmern möchte, warum senkt man dann den Reservesatz?
Laut der BNP Paribas habe China mit der Abwertung des Yuan vor zwei Wochen die Büchse der Pandora geöffnet. Goldman Sachs und die Societe Generale meinen, das sich seither der Kapitalabfluss aus China noch einmal dramatisch erhöht hätte. Um den Yuan vor einem Zusammenbruch zu bewahren, der ja in diesen Tagen für fast jede Schwellenländerwährung üblich ist, interveniert die chinesische Regierung massiv am Devisenmarkt, indem sie vorwiegend US-amerikanische, aber auch europäische und japanische Staatsanleihen verkauft.
Durch diese Interventionen geht Liquidität am chinesischen Finanzmarkt verloren, die Reservesatzsenkung gestern hatte also lediglich die Funktion, diesen Mangel an Liquidität auszugleichen. Es habe sich also nicht um eine Netto-Lockerung der Geldpolitik gehandelt. Die große Frage ist, ob der Yuan zu einem zweiten Schweizer-Franken-Desaster werden wird. Die Schweizer Nationalbank musste im Januar ja auch zugeben, dass der Kapitalmarkt sie besiegt habe, und sie ließ den Franken über Nacht frei handeln.
Laut SocGen sei so etwas auch in China zu erwarten, wenngleich China noch viel mehr finanziellen Spielraum besitze, als es bei der kleinen Schweiz der Fall war. Aber die Summen sind auch viel größer. SocGen meint im Notfall könnte China seinen Reservesatz von 18 % auf 5 % senken, und damit würden zwei Billionen USD an zusätzlicher Liquidität geschaffen, mit diesem Potenzial habe China den Yuan um Griff.
Das Problem ist aber, wie Stephen Roach, der ehemalige Chefvolkswirt Asien von Morgan Stanley, anmerkt, dass Chinas Regierung sich so viele Ziele gesetzt hat, dass sie Gefahr läuft, sich zu übernehmen. Zuletzt habe sie sehr geschwankt bei ihren Maßnahmen, sie betont die Einführung der freien Marktwirtschaft, interveniert aber massiv am Aktien- und Devisenmarkt. Roach fordert eine Vereinfachung der Strategie, sie drohe zu komplex zu werden, um noch gesteuert zu werden. Ich denke darum geht es gerade auch im Streit um die Zukunft des chinesischen Premiers.
Der Shanghaier Aktienindex SCI hat weiteres Abwärtsrisiko: