Analyse
16:03 Uhr, 08.01.2015

Selbstfahrende Autos: Google im Hintertreffen?

Google will mit selbstfahrenden Fahrzeugen den Automobilmarkt aufmischen. Doch die deutschen Autobauer machen dem Internetkonzern auf der diesjährigen Konsumelektronikmesse CES immer mehr Konkurrenz bei dieser Vision.

Erwähnte Instrumente

  • Alphabet Inc. (Class A) - WKN: A14Y6F - ISIN: US02079K3059 - Kurs: 498,82 $ (NASDAQ)

Google arbeitet bereits seit mehreren Jahren an der Technologie für selbstfahrende Autos. Im vergangenen Jahr kündigte der Internetkonzern an, auch selbst in die Autoproduktion einsteigen zu wollen. Die Vision von Google sind dabei selbstfahrende Zweisitzer mit Elektro-Antrieb, die komplett auf Lenkrad und Pedale verzichten.

CES: Deutsche Autobauer bringen "Roboterautos" in Stellung

Doch auf der diesjährigen Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, der weltweit wichtigsten Konsumelektronik-Messe, stehen nicht die automobilen Visionen von Google, sondern eher die konkurrierenden Konzepte der Autobauer aus Deutschland im Fokus. Audi präsentiert einen selbstfahrenden A7, der selbstständig vom Audi-Standort im Silicon Valley nach Las Vegas fuhr und dabei von amerikanischen Journalisten im Innenraum genau beobachtet wurde. Daimler stellte ein selbstfahrendes Konzeptfahrzeug mit dem Titel F015 vor, das mit LEDs den es umgebenden Fußgängern signalisiert, dass sie gesehen werden. Der koreanische Autobauer Hyundai präsentierte ein selbstfahrendes Auto mit Brennstoffzellenantrieb, das sich per Handy-App programmieren lässt. Volkswagen zeigt im Modell Golf R Touch derweil den Innenraum der Zukunft, in dem sämtliche analogen Anzeigen und Knöpfe durch drei Touchscreens ersetzt wurden. Ohne Lenkrad und Gaspedal kommt das Fahrzeug allerdings nicht aus, denn noch fährt das Fahrzeug nicht selbstständig.

Und was macht Google? Der Internetkonzern hält sich mit seiner Vision der selbstfahrenden Fahrzeuge auf der CES zurück und zeigt medienwirksam stattdessen eine neue Chromecast-Version, die Inhalte aus dem Internet nicht nur auf den Fernsehbildschirm, sondern auch auf die Stereoanlage streamt.

Natürlich hat auch Google die Vision der selbstfahrenden Fahrzeuge nicht aufgegeben, ganz im Gegenteil. Im Vorfeld der CES am 22. Dezember 2014 präsentierte der Internetkonzern bereits den ersten voll funktionsfähigen Prototyp eines selbstfahrenden Autos. Im laufenden Jahr soll das Gefährt in der Region um San Francisco auf öffentlichen Straßen getestet werden. Zwischen dem kleinen, sehr unsportlich aussehenden Zweisitzer und einem späteren Serienmodell dürften aber trotzdem noch so einige technologische Hürden für Google liegen – nicht nur bei der automatischen Steuerung, sondern auch im klassischen Automobilbau, in dem Google über keine Erfahrungen verfügt und auf externe Expertise angewiesen ist. In den USA haben bereits sieben Unternehmen, darunter vor allem klassische Autobauer wie Daimler und Nissan die Erlaubnis erhalten, ihre Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen testen zu dürfen. Google droht bei der Vision der selbstfahrenden Autos immer mehr ins Hintertreffen zu geraten.

Die Google-Aktie vor Richtungsentscheid

Die Innovationskraft ist beim Internetsuchmaschinen-Betreiber mit angeschlossener Softwareschmiede und Hardwareproduktion nach wie vor ungebrochen und die Produktpipeline mit immer neuen Überraschungen gefüllt, auch wenn die Konkurrenz in Sachen autonomer Mobilität aufschließt. Die Aktie selbst blickt auf ein vergleichsweise schwaches Jahr zurück: Im Vergleich mit dem Gesamtmarkt für US-Technologieunternehmen, zusammengefasst im Nasdaq 100 Index, hat der Wert deutlich underperformt. Während der Nasdaq 100 das letzte Jahr mit einem Plus von rund 18% beendete, steht bei Google ein Minus von 10% zu Buche. Doch der Schein trügt, war Google doch mit einer neuen Rekordmarke ins vergangene Jahr gestartet. Man muss in puncto Performancevergleich also korrekterweise festhalten, dass Google bereits im Vorjahr eine fulminante Aufwärtsbewegung vollzogen hatte und diese zu Jahresbeginn 2014 mit einem neuen Allzeithoch bei 615,04 $ krönen konnte. Die letzten 12 Monate sind bislang somit nur als Verschnaufpause in einer laufenden langfristigen Rally zu sehen.

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Google steht charttechnisch ein heißes Quartal bevor

Denn nach einer kurzfristigen Topbildung kam der Wert seit September letzten Jahres deutlich unter Druck und fiel an den Unterstützungsbereich um 511,00 $ zurück. Eine kurze Erholung in den letzten Wochen brachte dabei nicht den erwarteten Ausbruch über kurzfristige Hürden und so setzte die Aktie wieder in Richtung des bisherigen Korrekturtiefs bei 497,19 $ zurück. Die Lage ist somit als angespannt bis kritisch zu bezeichnen, denn in diesem Bereich verläuft auch der langfristige Aufwärtstrend der Aktie, dessen Bruch den Übergang in eine mehrmonatige Seitwärtsphase signalisieren würde. Abgaben bis 450,00 und 421,00 $ müssten bei einem Bruch der Trendlinie einkalkuliert werden. Doch noch besteht eine, wenn auch geringe Chance auf eine Bodenbildung an der 497,16 $-Marke. Wird dieser Preisbereich von der Käuferseite zum vermehrten Einstieg genutzt, könnte zunächst eine Erholung bis 543,00 $ und darüber bis an die wichtige Barriere bei 567,55 $ führen. Bricht die Aktie von Google über diese Hürde aus, wäre dies der Startschuss für einen Angriff auf das Allzeithoch.

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Aktienanalyse und charttechnische Prognose: Thomas May

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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