Sektor-Strategie mit Rohstoff-Zertifikaten
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Welch immenser Mehrwert mit einer intelligenten Rohstoff-Allokation verbunden sein kann, zeigt sich vor allem im Kontext der jüngsten „Emissions-Salve“ von Goldman Sachs. Das US-Haus bietet ab sofort laufzeitlose Partizipations-Zertifikate auf sämtliche Subindizes der GSCI-Familie und gibt dem Anleger damit das komplette Instrumentarium an die Hand, um einzelne Commodity-Trends aktiv zu handeln oder gezielt beizumischen – denn ähnlich der „Branchenrotation“ am Aktienmarkt, wo in diesem Jahr Versorger signifikant besser und Technologiewerte etwas schlechter abgeschnitten haben als die breiten Indizes, zeichnen sich auch bei den Rohstoffen bestimmte Sektor-Zyklen ab.
Der Chart zeigt: Die vermeintliche Rekord-Rallye, die der allumfassende GSCI Excess Return seit Anfang 2002 indiziert, basiert nicht auf einem breitangelegten Preisauftrieb, sondern wird fast ausschließlich vom Energie-Bereich getragen. Nur der „GSCI Energy“, der mit diversen Öl- und Gas-Sorten bestückt ist, hat im Verlauf des aktuellen Zyklus ein neues Hoch erklommen; alle anderen Segmente liegen teilweise dramatisch unter ihren in den neunziger Jahren erreichten Spitzenwerten. Am besten geschlagen haben sich noch die Industriemetalle, doch trotz 65 Prozent Plus in den letzten zwei Jahren sind Aluminium, Kupfer, Nickel, Zink und Blei rund ein Viertel weniger wert als 1995. Noch schlimmer sieht’s bei Vieh und Agarprodukten aus, wo der Abschlag gegenüber den Höchstständen sich auf 40 bzw. sogar 74 Prozent beläuft.
Vielleicht ist also die Zeit für einen Favoritenwechsel gekommen – das Aufwärtsmomentum bei Öl und Gas dürfte sich etwas abschwächen, dafür könnten die zurückgebliebenen „grünen“ Sektoren ihren gewaltigen Nachholbedarf zumindest partiell aufarbeiten. Nicht umsonst sieht unser Rohstoff-Mix, den wir u.a. im Rahmen der ZJ Portfolio Strategie aufgestellt haben, für Erdöl und den ener-gielastigen GSCI Excess Return ausschließlich Bonus-Zertifikate vor, die auch in Seitwärts-Märkten bzw. bei leicht fallenden Preisen erkleckliche Gewinne erwirtschaften können, während wir bei Industriemetallen und „Soft Commodities“ den Mut haben, mit ungesicherten Partizipations-Zertifikaten gezielt auf eine nachhaltige Aufwärtsbewegung zu setzen. Die fundamentale Perspektive dafür ist allemal vorhanden, nicht nur vor dem Hintergrund der „Emerging Markets“, sondern im Fall der Agrarprodukte auch mit Blick auf die zunehmenden Klima-Kapriolen: Wirbelstürme, Schock-Frost, Trockenheit oder Überflutungen sind eine latente Gefahr für die Landwirtschaft und können jederzeit zu einer Verknappung des Angebots und damit zu Preissteigerungen führen – zugegebenermaßen ein zynisches Kalkül, das langfristig jedoch (leider!) gute Erfolgsaussichten bietet.
Die „Open End“-Zertifikate auf den GSCI Excess Return und den GSCI Energy stehen deshalb nicht auf unserer strategischen Agenda. Selbiges gilt für den GSCI Prescious Metals Index (Edelmetalle): Ein „Index“ mit lediglich zwei Mitgliedern (89 Prozent Gold, 11 Platin) ist einfach nur lächerlich und eine pure Verschwendung des Papiers, auf dem der Verkaufsprospekt gedruckt wurde – wer Edelmetalle „en bloc“ kaufen will (wobei man durchaus darüber streiten kann, ob das wegen der unterschiedlichen Preisbildungsfaktoren überhaupt sinnvoll ist), findet bei der Raiffeisen Centrobank einen zu gleichen Teilen mit Gold, Silber, Platin und Palladium bestückten Basket (ISIN AT 000 048 940 6), der obendrein viel günstiger gehandelt wird (nur 1,2 Prozent Spread gegenüber 2,4 Prozent beim weitgehend sinnfreien Goldman-Produkt).
Die übrigen vier Papiere verdienen jedoch durchaus Beachtung, wobei es uns vor allem der „GSCI Agricultural“ angetan hat. Mit Mais, Baumwolle und Sojabohnen beinhaltet der Index drei Produkte mehr als der auf Kaffee, Kakao, Weizen, Zucker und Orangensaft beschränkte „Soft Commodity“-Basket von ABN Amro. Leider muss man diesen Diversifikationsvorteil sehr teuer bezahlen. Mit 2,6 Prozent Spread verlangt Goldman Sachs rund einen Prozentpunkt mehr als die Niederländer; hinzu kommt noch eine variable Managementgebühr, die zwar momentan bei Null liegt, im Extremfall aber stillschweigend auf bis zu zwei Prozent p.a. angehoben werden kann – nicht gerade die feine englische Art. Da diese Gebühr auch bei allen anderen Papieren ein latentes Risiko darstellt, geben wir ABN Amro auch bei den Industriemetallen den Vorzug, vor allem weil die Zusammensetzung des „Industrial Metals“-Baskets ohnehin identisch ist mit dem GSCI-Mix. Einzig und allein beim Fleisch hat Goldman Sachs die Nase vorn – wer unbedingt in dieses Segment investieren will, dass sich uns trotz vielfältiger Bemühungen researchmäßig nicht wirklich erschlossen hat, fährt mit dem „GSCI Livestock“ allemal besser als wenn man sich aus den jüngst von ABN Amro emittierten Papieren auf Mastrind, Lebendrind und mageres Schweinefleisch seinen eigenen „Grillteller“ komponiert. Obendrein stellt sich die Frage, ob die zugegebenermaßen fließende Grenze zwischen Rohstoff-Investment und „Freakyness“ hier nicht allmählich überschritten wird…
Eine seriöse Partizipation am Nachholbedarf der „Soft Commodities“ ist demzufolge unserer Ansicht nach nur auf zwei Wegen realisierbar. Entweder, Sie packen sich den entsprechenden Basket von ABN Amro ins Depot – ohne Laufzeit-Bindung, mit allen Chancen nach oben und allen Risiken nach unten, wozu leider auch die Wechselkursseite gehört, da Rohstoffe leider in US-Dollar gehandelt werden und das Zertifikat ebenso wie sämtliche GSCI-Subindizes keinerlei Versicherung gegen weitere Verluste des „Greenback“ enthält (umgekehrt würden Sie natürlich bei einem wieder festeren Dollarkurs zusätzlich profitieren). Oder Sie entscheiden sich für die bequeme Paket-Lösung des „GSCI Non-Energy“, der neben sämtlichen Agarprodukten (43 Prozent) auch Vieh (23 Prozent) sowie die Metalle umfasst (34 Prozent) und auf den neben dem jetzt emittierten „Open End“-Papier auch ein währungsgesichertes (!) „Airbag“-Papier (ISIN DE 000 GS1 CR7 5 ) verfügbar ist: Sofern der Index bei Fälligkeit im Mai 2010 nicht unter 126,89 Punkten notiert (dafür müsste es von heute an nochmals um über 36 Prozent bergab gehen!), gibt’s auf jeden Fall den Emissionspreis von 100,00 Euro zurück; erst bei noch schlimmeren Einbußen verlieren Sie als Anleger Geld, allerdings grundsätzlich weniger als bei einem Direktinvestment. Wenn der Airbag hält, winkt in Anbetracht eines Briefkurses von momentan 97,80 Euro also eine kleine Sockel-Rendite von 2,3 Prozent; darüber hinaus partizipiert man „eins-zu-eins“ an allen über den Referenzstand von 218,78 Punkten hinausgehenden Index-Zuwächsen. Notiert der „GSCI Non Energy“ (aktuell: 199,78 Punkte) am Laufzeitende beispielsweise bei 300 Zählern, würde das Zertifikat mithin zu 137,12 Euro getilgt (gerechnet als (300 / 218,78) x 100) und man könnte 40 Prozent Gewinn einheimsen.
Die optimale Reaktion auf die Zyklik der einzelnen Rohstoff-Sektoren wäre natürlich ein „Rainbow“-Zertifikat mit rückwirkender Übergewichtung der erfolgreichsten GSCI-Subindizes – etwa 30 Prozent für das beste der fünf Commodity-Barometer (Energie, Industriemetalle, Edelmetalle, Agrarprodukte, Vieh), 25 Prozent für das zweitbeste, 20 Prozent für das drittbeste und nur 15 bzw. 10 Prozent für die beiden schlechtesten. Da die einzelnen Sektoren kaum miteinander korrelieren, würde dieser Mechanismus fast zwangsläufig für eine Überrendite zum Direktinvestment in den Index sorgen. Notfalls nimmt man dabei sogar eine kontinuierliche Durchschnittsbildung hin, weil auf diese Weise bestimmte Preisspitzen (wie aktuell beim Öl) bis zur Fälligkeit „gehamstert“ werden; außerdem zu begrüßen wäre eine Währungssicherung. Nein, das sind keine adventlichen Träumereien, dieses Produkt gibt es tatsächlich (ISIN DE 000 GS2 KJ0 9), allerdings mit einer nicht für jeden Anleger attraktiven Zusatzausstattung: Eine 100prozentige Kapitalgarantie. Zum Laufzeitende im Oktober 2010 bekommt man in jedem Fall 100,00 Euro zurück, muss im Gegenzug natürlich sämtliche steuerlichen Nachteile und eine Partizipationsrate von 95 Prozent hinnehmen. Emittent des Produkts (bereits seit einigen Wochen im Handel, Kurs um 100,00 Euro) und Adressat für sämtliche Weihnachtswünsche, diese Struktur auch ohne Kapitalgarantie darzustellen, ist erneut Goldman Sachs.
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