Schwellenländeranleihen: Reif für den Einstieg – aber Differenzierung bleibt entscheidend
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Kurz vor dem Jahreswechsel sind wir optimistisch, was den Ausblick für Schwellenländeranleihen im Jahr 2021 angeht. Viele Investoren scheinen unseren Optimismus zu teilen: Inzwischen verzeichnete diese Anlageklasse in 20 aufeinanderfolgenden Wochen Nettozuflüsse. Nach der kurz bevorstehenden Anwendung wirksamer Covid-19-Impfstoffe rechnen wir mit einer breiteren und tieferen weltweiten Erholung. Für die Schwellenländer, die nicht im gleichen Maße wie viele Industrieländer Kredite aufnehmen und Geld drucken können, ist das besonders wichtig. Die expansive Geldpolitik der globalen Notenbanken und die enormen staatlichen Hilfspakete sollten für gute Unterstützung an den Schwellen- und Rohstoffmärkten sorgen.
Außerdem dürfte der US-Dollar voraussichtlich weiter an Wert verlieren. Die anhaltend expansive Geldpolitik der US-Notenbank dürfte zu noch günstigeren Kreditkonditionen für Kreditnehmer aus den Schwellenländern führen. Wir rechnen mit weiteren Umschichtungen aus den USA in die Schwellenmärkte, die deutlich günstiger bewertet erscheinen und viel höhere Renditen bieten. Gleichzeitig sollte der Regierungswechsel in den USA in diesen Märkten für eine bessere Stimmung sorgen. Von Präsident Biden wird erwartet, dass er eine weniger aggressive und berechenbarere Außenpolitik als sein Vorgänger verfolgen und auf einen multilateralen Ansatz setzen wird. Das sollte sich positiv auf den globalen Handel und die grenzüberschreitenden Investitionen auswirken.
Lernen aus den ‚Sünden‘ der Vergangenheit
Das makroökonomische Umfeld für die Schwellenmärkte erscheint ebenfalls positiv. Die Pandemie hat einige Schwellenländer zwar besonders schwer getroffen, andere haben sich aber bemerkenswert widerstandsfähig gezeigt. Offensichtlich wiederholt sich die Geschichte nicht. Ansonsten hätten wir infolge der Pandemie mit einer Schuldenkrise und einer Massenpanik an den Märkten rechnen müssen. Stattdessen haben sich die Anleger trotz einiger volatiler Phasen seit März relativ zuversichtlich gezeigt.
Wir führen dies in erster Linie auf zwei wesentliche Faktoren zurück. Erstens haben die größten Schwellenländer aus den ‚Sünden‘ der Vergangenheit gelernt: der weitgehenden Refinanzierung in US-Dollar, die zu erheblichen Diskrepanzen zwischen den Vermögenswerten und Verbindlichkeiten führte und einige Länder zu Umschuldungen oder in den Zahlungsausfall zwang. Inzwischen sind die lokalen Märkte deutlich tiefer, sodass diese Länder ihren Finanzierungsbedarf größtenteils in ihrer Heimatwährung decken können. Darüber hinaus haben sich die Wirtschaftsdaten der Schwellenländer deutlich verbessert. In einigen Regionen wie China und Lateinamerika waren die Signale wichtiger Konjunkturindikatoren zuletzt überraschend positiv. Außerdem gab es Fortschritte bei zuvor ausgesetzten und inzwischen wieder aufgenommenen Reformen.
Auf die Differenzierung kommt es an
Jetzt, da die Wahlen in den USA vorbei sind und die ersten Covid-19-Impfstoffe kurz vor der Zulassung stehen, halten wir den Zeitpunkt für eine höhere Allokation in Schwellenländeranleihen für günstig. Nach den hohen Abflüssen aus der Anlageklasse zu Beginn dieses Jahres fließt inzwischen wieder viel Kapital zurück – und mehrere Marktstudien signalisieren, dass Investoren ihre Allokationen in Schwellenländeranleihen im kommenden Jahr ausbauen wollen. Die Anlageklasse ist zwar weltweit immer noch stark unterrepräsentiert, etabliert sich aber zunehmend als fester Bestandteil des Kernportfolios von Investoren: In einem Umfeld, in dem mehr als 90 Prozent der weltweiten Anleihen eine Rendite von nicht einmal drei Prozent abwerfen, sind Schwellenländeranleihen eine der wenigen immer noch ordentlich verzinsten Anleiheklassen. Wir rechnen mit einem weiteren Anstieg der Allokationen.
Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Differenzierung bei Anlagen in einer so riesigen und vielfältigen Anlageklasse wie Schwellenländeranleihen entscheidend für den Anlageerfolg ist. Durch einen flexiblen, aktiven Ansatz können wir schnell auf neue Informationen reagieren, von undifferenzierten Ausverkäufen profitieren und das Verlustrisiko mindern. Natürlich ist eine gewisse Marktvolatilität auf kurze Sicht wahrscheinlich. Wir halten das makroökonomische Umfeld aber für förderlich und mithilfe unserer Fundamentalanalysen sollten wir sowohl Unternehmens- als auch Staatsanleihen mit überdurchschnittlichem längerfristigem Potenzial identifizieren können.
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