Kommentar
07:13 Uhr, 17.03.2015

Schweiz: Besteuerung von Cash?

Sollte der Franken weiter aufwerten und die Zinsen weiter sinken, könnte das Undenkbare Realität werden

Um die Aufwertung einer Währung abzuwehren gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. FX-Interventionen
  2. Zinsen senken

Laut Beat Siegenthaler von UBS birgt Option 1 die Gefahr, dass sie von Spekulanten auf die Probe gestellt werden kann, weshalb Option 2 insbesondere für die SNB effektiver ist, wiederum aber zwei Probleme in sich birgt:

  1. Die Nachfrage nach physischem Cash könnte bei einer weiteren Zinssenkung unter die -75 bps (im Falle der Schweiz) zunehmen.
  2. Eine breitere Öffentlicheit könnte sich der „Unintended Consequences“ ala schwache Pensionsfond-Performance, steigende Krankenversicherungen, und höheren Bankgebühren stärker bewusst werden.

Der UBS-Analyst hält es grundsätzlich für nicht ausgeschlossen, dass physisches Cash zukünftig besteuert werden muss, um den Tendenzen zur Cash-Hortung vorzubeugen:

„Further negative rates would probably require government involvement as legislation might have to be drafted for example to tax physical cash.

Die Visionen von Ökonom Miles Kimbal hätten sich damit danke SNB und EZB quasi über Nacht in der Wirklichkeit manifestiert.

Apropos EZB...

Das QE-Programm der EZB erfuhr seitens der Banken heute scharfe Kritik. Laut JPM hat die Liquidität im europäischen Bondmarkt schon in der ersten QE-Woche drastisch abgenommen (via Jandaya):

„JPMorgan: Die Markttiefe bei Bundesanleihen hat abrupt abgenommen und stellt damit schon in der ersten Ankaufwoche die EZB-Vorgaben zur Wahrung der Marktneutralität in Frage.“

Auch laut der HSBC sind die drastischen Effekte der Geldpolitik nicht mit einem funktionierenden Anleihenmarkt zu vereinbaren:

„Extrapolating the current trajectory, it would take four and six weeks respectively for 30-year Bund and BTP yields to reach 0bp in relation to an expected 80-week programme. Clearly markets don’t move in linear fashion but the point is made nevertheless. From a fiscal perspective this may seem a resounding success but it does not seem consistent with an orderly and functioning bond market.

Da viele Institutionen wie z.B. Pensionsfonds Anleihen nicht aus ökonomischen, sondern aus regulatorischen bzw. Cash-Flow-Gründen halten, könnten die gegenwärtigen Renditen über alle Laufzeiten hinweg unter 0 bzw -0,20% fallen (Stichwort Collateral-Squeeze).

Das gesamte QE-Programm scheint laut der Bank schlecht durchdacht zu sein:

„It seems to us that insufficient attention has been paid to the structural backdrop under which market participants operate and also that the constraints of the dealer community and banking system at large may have been ignored.“

13 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Schweiz war gestern . Heute ist Hong Kong!

    12:30 Uhr, 17.03. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Verzeihung, aber WO BITTE WERTET DENN DER FRANKEN AUF? Der ist doch schon unter den$ gefallen. Ich loese demnaechst ALLES auf in der Schweiz . Der Franken ist derweil die Lira von einst. In ihrem Groessenwahn will die Schweiz nun bald Geld fuer mein Geld. Ohne mich.

    12:10 Uhr, 17.03. 2015
  • Investor
    Investor

    Beschweren sich jetzt nicht die gleichen Banken, die vor Wochen über EZB QE gejubelt haben?

    Die Anleihemärkte in Europa haben ein deutlich niedrigeres Volumen als USA. Bei einem QE in vergleichbarer Höhe muß es Auswirkungen geben, speziell da die Pensionsfonds in USA von Anleihen in Aktien umschichten können und USA noch ein hohes Bilanzdefizit hatte, während in Europa weder die Banken noch die Versicherungen aus Anleihen herauskommen.

    Ziel des EZB QE ist schliesslich, durch Kauf von europ. Anleihen, die Banken und Versicherungen in US Anleihen zu "zwingen". China stösst Anleihen ab und fällt als Käufer weitgehend aus, da müssen Japan und Europa einspringen.

    Dies bedeutet Aufwertung des USD und als "Kollateralschaden", sinkende Gewinne in USA. Der starke USD erleichtert den Tausch von US Schulden (Anleihen) in Assets (Eurostoxx Aktien). Irgendwer muß die Handelsbilanzdefizite der USA ja zahlen.

    Cash zu versteuern wird schwer und wird nur funktionieren, wenn die Zahlungen wie in Schweden weitestgehend bargeldlos erfolgen. Dann wird der Euro zu einer Art Regionalgeld, daß wenn es nicht innerhalb einer gewissen Zeit ausgegeben hat, an Wert verliert. Es ginge auch mit Noten, wenn ein RFID chip dies steuert.

    Aber auch dies wird nicht das europ Grundproblem lösen, daß die Sparpolitik und der Eintritt der Babyboomer in die Rente eine Bilanzrezession bewirken. Ohne eine steigende Geldschöpfung durch Kredite wird es keine Inflation geben. Gleichzeitig gibt es momentan auf der Angebotsseite eine Überproduktion beginnend bei Rohstoffen, billige Arbeit usw. Auch dadurch wird keine Preissteigerung kommen. Was ich nicht einschätzen kann, sind die Effekte aus den sinkenden Verpackungsinhalten, die letztlich eine Preissteigerung ausserhalb der Statistik bewirken. Dadurch ist die Preissteigerung eigentlich höher als in der Rate ausgewiesen.

    10:40 Uhr, 17.03. 2015
  • P_44
    P_44

    Frage: WIE kann man Cash besteuern? Jedes Jahr neue Geldscheine ausgeben? Oder wie soll das gehen?

    08:20 Uhr, 17.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • bembes
    bembes

    Das gesamte QE-Programm von Super-Draghi ist Schwachsinn !! Sofort beenden !!

    07:21 Uhr, 17.03. 2015

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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