Fundamentale Nachricht
15:41 Uhr, 05.12.2019

Schwächelndes Wachstum, nachhaltige Meilensteine

In den kommenden Wochen ziehen die Kapitalmarktexperten von Jupiter Asset Management ein Resümee aus den vergangenen zwölf Monaten und wagen einen Ausblick auf das Investmentjahr 2020. Der vierte Teil der Ausblick-Serie kommt von Ariel Bezalel und Charlie Thomas.

Mit einer Barbell-Strategie ins neue Jahr von Ariel Bezalel, Head of Strategy, Fixed Income bei Jupiter Asset Management

Positive Impulse, die die Weltwirtschaft 2020 ankurbeln könnten, sind derzeit kaum erkennbar. Wir rechnen mit einer ähnlichen Entwicklung wie 2019: einem schleppenden globalen Wachstum, einer noch expansiveren Geldpolitik und erhöhten politischen Risiken – das alles vor dem Hintergrund starker deflationärer Kräfte in einer überschuldeten, von alternden Bevölkerungen und disruptiven technologischen Entwicklungen geprägten Welt.

Im Juli dieses Jahres markierte die US-Wirtschaft einen neuen Rekord: den des längsten Aufschwungs in der Geschichte der USA. Die US-Notenbank (Fed) hat das nur schwache Wachstum als mittzyklische Abschwächung bezeichnet, der mit kleineren Justierungen der Geldpolitik begegnet werden könne. Ich sehe aber mehrere Faktoren, die signalisieren, dass sich der aktuelle globale Konjunkturzyklus seinem Ende nähert. Viele davon haben mit Chinas Wirtschaft zu tun, die in diesem Jahr deutlich an Schwung verloren hat.

In mehr als 60 Prozent der Länder befindet sich das verarbeitende Gewerbe inzwischen in einer technischen Rezession - das gilt auch für die USA. Das ist nicht verwunderlich, schließlich ist China der wichtigste Treiber des weltweiten BIP-Wachstums. Der Handelskrieg verstärkt die Konjunkturabkühlung sowohl in China als auch weltweit, aber die Wurzeln dieser Wachstumsschwäche sind eher struktureller Natur. Die Wachstumsverlangsamung in China und die Auswirkungen des geldpolitischen Straffungskurses der Fed in den letzten beiden Jahren (nach zehn Jahren, in denen die Märkte mit einer ultraexpansiven Geldpolitik in Watte gepackt wurden) hinterlassen jetzt Spuren in der globalen Wirtschaft.

Könnte China die Weltwirtschaft wieder in Gang bringen – so, wie es das Land seit der Finanzkrise von 2008 bereits mehrmals gemacht hat? Ich halte das für sehr unwahrscheinlich. Chinesische Regierungsvertreter haben klargestellt, dass eine aggressive Lockerung der Geldpolitik nicht zur Debatte steht. Das Land hat bereits mit einer hohen Verschuldung und einem überhitzten Immobilienmarkt zu tun, und die Stimulusrunden seit 2008 haben Mal für Mal weniger zur Stärkung der Wirtschaft beigetragen. Die andauernde Schweinepest-Epidemie hat den Preis für Schweinefleisch und damit die Inflation in diesem Jahr in die Höhe schnellen lassen. Dadurch sind die Zentralbanken in ihrer Fähigkeit, die Geldpolitik zu lockern, noch stärker beschränkt.

Unterdessen scheinen die USA kurzfristig auf eine Gewinnrezession zuzusteuern: Nach den rückläufigen Unternehmensergebnissen in Q3 wird auch für Q4 mit einem Gewinnrückgang gerechnet. Wie eine vor kurzem durchgeführte Umfrage zeigt, erwartet die Hälfte der CFOs in den USA bis zur Präsidentschaftswahl im November 2020 eine Rezession. Das dürfte erhebliche Auswirkungen auf die Investitionsausgaben haben. An den Kreditmärkten sind ebenfalls Stress-Symptome erkennbar, da die Rezessionssorgen die Nachfrage nach bonitätsschwächeren Hochzinsanleihen, die vor einer Herabstufung stehen könnten, dämpfen. Diese fragile Dynamik ist umso beunruhigender, da sich die Unternehmensverschuldung mit rund 50 Prozent des nationalen BIP auf einem Allzeithoch bewegt, nachdem mehrere Billionen Dollar in unproduktive Aktienrückkäufe geflossen sind. Besonders anfällig erscheint in diesem Kontext der Technologiesektor, der zudem einem hohen politischen Risiko ausgesetzt ist, da beide großen Parteien in den USA eine Zerschlagung der großen Tech-Konzerne befürworten.

Vor diesem Hintergrund dürften sich die weltweiten makroökonomischen Daten im Jahr 2020 weiter verschlechtern. Vermutlich wird das die Zentralbanken dazu zwingen, die Zinsen noch weiter zu senken, so dass die Anleihenrenditen immer weiter zurückgehen. Sofern es nicht zu einem Inflationsschock kommt, halten wir es sogar für denkbar, dass die Staatsanleihenrenditen in den USA in den nächsten zwölf bis 18 Monaten auf null sinken und sich damit den Negativzinsen in Japan und Europa annähern. Daher verfolgen wir weiterhin eine defensive „Barbell“-Strategie (ohne ein Engagement im mittleren Laufzeitsegment) mit einer ausgewogenen Aufteilung des Portfolios auf liquide US-amerikanische und australische Staatsanleihen mit AAA Rating sowie sehr ausgewählte Positionen in kurzlaufenden Schuldtiteln und Anleihen von Unternehmen in Sondersituationen. Trotz unseres vorsichtigen Ansatzes finden wir weiterhin neue Anlagechancen an den globalen Anleihenmärkten – von griechischen und ägyptischen Staatsanleihen bis hin zu den Anleihen US-amerikanischer und brasilianischer Rindfleisch- und Geflügelproduzenten. Ich bin weiterhin sehr zuversichtlich, dass mein Team über die nötige Erfahrung und Flexibilität verfügt, um die Strategie mit einem soliden Risikomanagement bei gleichzeitigem Streben nach positiven Erträgen erfolgreich durch die nächste Phase des Konjunkturzyklus zu steuern.

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Tempo für nachhaltige Investmentlösungen zieht an von Charlie Thomas, Head of Strategy, Environment & Sustainability bei Jupiter Asset Management

Wenn die einzige Konstante im Leben die Veränderung ist, scheint das Ausmaß der Veränderung oft in Wellen zu kommen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Investitionen in nachhaltige Lösungen, wo wir in ein neues Jahrzehnt starten und eine Beschleunigung der jüngsten Dynamik erwarten, die lange nicht vorhanden war.

Nehmen wir die Meilensteine, die wir für das Jahr 2020 sehen:

- Die ersten großen Offshore-Windprojekte außerhalb Europas und Chinas werden in den USA und Taiwan entstehen. Dies betont das zunehmende Wachstum der Offshore-Windenergie als globale, erneuerbare Energiequelle.

- Elektrofahrzeuge für den Massenmarkt werden erstmals auf drei Kontinenten vom Band laufen, da die Automobilunternehmen die Entwicklung von Alternativen zu Autos mit Verbrennungsmotoren beschleunigen.

- Zusammenschlüsse südostasiatischer Nationen werden die Importe von westlichem Müll stoppen und in einigen Fällen sogar zurückschicken. Der globale Trend hin zur Entwicklung von Kreislaufwirtschaften, die sich auf Abfallvermeidung und Recycling konzentrieren, wird dadurch noch dringender.

Gestützt durch ein Zusammenwirken von technologischen Trends, regulatorischem Druck und öffentlicher Wahrnehmung sind dies Beispiele für kurzfristige Meilensteine, die die langfristige Investitionsmöglichkeit in nur drei Bereichen – saubere Energie, nachhaltige Mobilität und Kreislaufwirtschaft – unserer sieben nachhaltigen Lösungsthemen antreiben.

Wir argumentieren seit langem, dass die zunehmend zentrale Rolle von Nachhaltigkeitsthemen in der globalen Entwicklung für unsere Kunden jahrzehntelange Chancen eröffnet, Unternehmen zu finden, die die Lösungen für die damit verbundenen langfristigen Herausforderungen bieten. Auf dem Weg ins Jahr 2020 hat uns überrascht, wie schnell sich das nun in unserem gesamten Anlageuniversum von Unternehmen für nachhaltige Lösungen auswirkt.

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