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12:39 Uhr, 06.01.2021

Saudi-Arabien zeigt den Spekulanten, wo der Hammer hängt

Damit hat Riad alle überrascht: Die Partner in der OPEC+, aber auch zahlreiche Investoren. Die Ankündigung, die Förderung im Februar und März stark zu kürzen, sorgte für Schockwellen am Ölmarkt. Die Preise sprangen in die Höhe, viele Spekulanten wurden auf dem falschen Fuß erwischt.

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  • Brent Crude Öl
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    Kursstand: 54,13200 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ Wien (Godmode-Trader.de) - Der Ölstaatenverbund OPEC+ reagiert einer überraschend starken Kürzung der Ölproduktion im Februar und März auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten angesichts der Corona-Krise. Die Öl-Förderung der Allianz soll in diesen beiden Monaten um 1,425 Mio. Barrel pro Tag sinken, sagte der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman am Dienstag nach dem Online-Ministertreffen der OPEC+. Saudi-Arabien allein werde 1 Mio. Barrel am Tag weniger fördern. „Andere werden freiwillig auch 425.000 Barrel beisteuern“, so der Minister. Das alles sei in erster Linie eine Präventiv-Maßnahme. Die Produktion Saudi-Arabiens werde nun in diesen beiden Monaten von 9,1 auf 8,1 Mio. Barrel am Tag sinken.

Der Schritt überdeckt die tiefe Spaltung in der OPEC+-Koalition und stellt auch eine Kehrtwende der jüngsten saudischen ölpolitischen Prioritäten dar. Im Vergleich zu den globalen Auswirkungen der Entscheidung fällt dies jedoch nicht stärker ins Gewicht. Als Reaktion auf die Ankündigung Riads stiegen die Rohölpreise stiegen auf ein 10-Monats-Hoch und auch die Aktien der Energiekonzerne schnellten in die Höhe. „Wir sind der Hüter dieser Industrie", betonte bin Salman nach dem Ministertreffen.

Seit Anfang vergangener Woche konzentrierte sich der Ölmarkt auf den OPEC+-Termin. Seit Ende Dezember hat Russland auf eine Erhöhung der Fördermenge um etwa 500.000 Barrel pro Tag für Februar gedrängt, und es gab Grund zu der Annahme, dass Moskau sich auch durchsetzen werde. Saudi-Arabien machte diese Annahmen zunichte, indem es die zusätzliche einseitige Kürzung für die kommenden zwei Monate zusagte, während der überwiegende Rest der Gruppe die Fördermenge konstant halten will. Russland und Kasachstan dürfen in den beiden Monaten Februar und März zusammen sogar 75.000 Barrel pro Tag mehr liefern - eine symbolische Erhöhung, die laut dem iranischen Ölminister Bijan Namdar Zanganeh auf dem Markt kaum registriert werden dürfte. Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak sagte, die Länder der OPEC+ hätten nichts von der freiwilligen Kürzung Saudi-Arabiens im Vorfeld gewusst. Das sei ein Neujahrsgeschenk an die Ölindustrie.

Viele Anleger sind auf dem falschen Fuß erwischt worden. Rohöl der Sorte WTI legte um mehr als 5 Prozent zu und stieg am Dienstag zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wieder über die Marke von 50 Dollar/Barrel. Die Preisdifferenz zwischen den WTI-Futures zur Lieferung in den letzten Monaten des Jahres 2021 und 2022 - ein Spread (Dec-Red-Dec), der für ölorientierte Hedgefonds relevant ist, markierte ein frisches Jahreshoch und zwang zahlreiche Short-Investoren zu Glattstellungen.

Es war ein kalkulierter Schritt einer Öl-Supermacht, die zuvor Spekulanten gewarnt hatte, Vorsicht walten zu lassen. „Wir haben die Verantwortung, uns um den Markt zu kümmern, und wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen. Ich habe dies wiederholt gesagt und sogar geraten, dass niemand gegen unsere Entschlossenheit wetten sollte", sagte Prinz Abdulaziz in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Diejenigen, die zugehört haben, tragen jetzt die Früchte, die anderen - viel Glück mit ihrem Gejammer.“

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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