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16:53 Uhr, 15.07.2022

Russland will mit eigener Referenzsorte Ölpreis kontrollieren

Die russische Regierung erwägt, im kommenden Jahr eine eigene, nationale Öl-Benchmark einzuführen, um sich vor den Sanktionen des Westens zu schützen, die mit einem Preisdeckel für russisches Öl den Zufluss von Petrodollars in das Land beschränken wollen.

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  • Brent Crude Öl
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    Kursstand: 103,155 $ (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Laut einem Dokument, aus dem die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert, planten mehrere russische Ministerien, Ölproduzenten im Land und die Zentralbank, den Ölhandel auf einer nationalen Plattform im Oktober zu lancieren. Russland werde sich bemühen, ausländische Partner für den Kauf von Öl zu gewinnen, mit dem Ziel, ein ausreichendes Handelsvolumen zu erreichen, um zwischen März und Juli 2023 eine Preisbenchmark zu etablieren, heißt es laut Bloomberg in dem Entwurfsplan.

Der Vorschlag befinde sich noch im Anfangsstadium und die Regierungsstellen müssten noch feststellen, ob das Land zusätzliche rechtliche Rahmenbedingungen für den Ölhandel auf der Plattform benötige, heißt es in dem Dokument demnach weiter. Das russische Energieministerium reagierte nicht auf eine Bloomberg-Anfrage nach einem Kommentar.

Russland versucht seit mehr als einem Jahrzehnt, eine eigene Öl-Benchmark zu etablieren, allerdings bisher mit wenig Erfolg. Einige Produzenten des Landes haben an der Moskauer Rohstoffbörse Spimex Chargen von Rohöl für den Export verkauft, aber die gehandelten Mengen waren nicht groß genug, um als weltweit anerkannte Benchmark zu gelten. Nach der Invasion in der Ukraine, als die westlichen Staatengemeinschaft eine Reihe von Ölsanktionen beschlossen hatten, nahmen die entsprechenden Ambitionen in Moskau aber wieder an Fahrt auf (jüngst verständigte sich beispielsweise die G-7 darauf, zu prüfen, wie die Öl-Einnahmen Moskaus durch einen Ölpreisdeckel eingedämmt werden können).

Russlands wichtigste Rohölsorte für den Export, das Uralöl, wird in der Regel mit einem Abschlag auf die Nordsee-Referenzsorte Brent gekauft und verkauft. Seit der Invasion hat sich dieser Abschlag erheblich ausgeweitet, da die Sanktionen an der Attraktivität der russischen Sorte zehrten. Nach Angaben des Finanzministeriums in Moskau lag der Durchschnittspreis für russisches Rohöl vom 15. Juni bis 14. Juli bei 84 Dollar je Barrel, wie Bloomberg berichtet. Dem steht ein durchschnittlicher Brent-Preis von rund 110 Dollar je für diesen Zeitraum gegenüber. Gleichwohl hat der allgemeine Anstieg der Weltmarktpreise dazu geführt, dass die Kassen des Kremls unvermindert laut klingelten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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