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12:11 Uhr, 06.05.2022

Russland verkauft sein Öl jetzt in Asien

Kann ein Öl-Embargo der Europäischen Union gegen Russland überhaupt Wirkung zeigen. Anscheinend hat Moskau neue Käufer im Osten gefunden. Doch die Wende nach Asien geht mit hohen Kosten einher.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 113,45200 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London/ Berlin (Godmode-Trader.de) - Nach der Invasion in der Ukraine richtet Russland seine Energie-Strategie neu aus - weg vom Westen. Im April, als schon zahlreiche westliche Händler und Staaten (UK, USA) kein russisches Öl mehr aufkauften, hat das Land trotzdem mehr seines Schmierstoffs im Tagesschnitt ausgeliefert als im vergangenen Jahr. Die meisten Tanker gingen nach Asien, wo besonders Indien als Käufer auftrumpfte. Laut einem Bericht der Ratingagentur Standard & Poor’s ist der Subkontinent im April „zum größten Abnehmer von russischem Urals-Rohöl“ geworden, das „mit hohen Preisnachlässen lockte, da mehrere europäische Kunden dieses Öl nach der Invasion Russlands in die Ukraine boykottiert haben“. Rund ein Viertel der gesamten russischen Exportmenge sei im April auf den Subkontinent geliefert worden. Wie viel russisches Öl die Volksrepublik China derzeit zusätzlich importiert, ist bis dato noch unklar. Dort würde sich das Abfertigen der Schiffe wegen der weitreichenden Lockdowns aber signifikant verzögern und etwaige Zahlen verzerren.

Das russische Ural-Öl eine Referenzgröße im globalen Ölgeschäft wie Brent und WTI. Die Nachlässe für diese Sorte liegen derzeit bei rund 40 Dollar/Barrel im Vergleich zum globalen Index für die Nordseesorte Brent.

Unter Zugrundelegung dieser Fakten ist fraglich, ob ein Öl-Embargo der Europäischen Union überhaupt Wirkung zeigen kann. Vor Beginn des Angriffs auf die Ukraine importierten die europäischen Länder S&P zufolge am Tag 2,7 Mio. Barrel Rohöl und 1,5 Mio. Barrel Ölprodukte. Experten haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der EU-Importstopp Russland sehr wohl das Genick brechen kann, weil die Lieferströme nicht von jetzt auf gleich umgepolt werden könnten. Pipeline- und Schienenkapazitäten würden bereits zum jetzigen Zeitpunkt an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, nicht zuletzt würden die meisten Öl- und Gasleitungen von Russland aus in Richtung Westen gehen. Auch auf dem Seeweg habe Russland Probleme, weil viele Reeder russisches Öl nur mit höheren Frachtgebühren befördern würden. Die Wende nach Asien werde für Russland, wenn dann, nur mit hohen Kosten einhergehen.

Auf der Produktionsseite fällt auf, dass Russland zunehmen weniger fördert. Russlands Ölproduktion ging im April gegenüber März um 9 Prozent zurück. Am Donnerstag wurde seitens der OPEC+ eine moderate Produktionserhöhung von 430.000 Barrel pro Tag beschlossen. Für Russland ist eine Anhebung der Produktionsmenge um 114.000 auf 10,663 Mio. bpd vorgesehen. Von diesem Niveau ist Russland aber schon jetzt weit entfernt, geschätzt wird, dass die Rohölproduktion bei weniger als 10 Mio. bpd liegt und wegen der westlichen Sanktionen zudem in den kommenden Monaten weiter sinken dürfte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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