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12:41 Uhr, 20.06.2022

Russisches Öl - China springt in die Bresche

Russland konnte nach gut anderthalb Jahren Saudi-Arabien von Rang eins der größten Öllieferanten Chinas verdrängen. Die neuen Importdaten aus Peking zeigen damit auf, dass Moskau trotz der westlichen Sanktionen in der Lage ist, Abnehmer für sein Öl zu finden, auch wenn dies nur mittels massiver Preissenkungen glückte.

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Aus europäischer Sicht wirkt die Entwicklung möglicherweise gewissenlos, ökonomisch betrachtet ist sie schlichtweg vernünftig. Chinesische Unternehmen haben die Lücke gefüllt, die europäische aufgrund der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs hinterlassen haben: Zu teils beträchtlichen Rabatten kauften chinesische Raffinerien und Rohstoffhändler im vergangenen Monat so viel russisches Öl an wie noch nie zuvor und sorgten somit dafür, dass das Krieg führende Land für die Volksrepublik zum größten Lieferanten des Schwarzen Goldes Aufstieg.

China importierte im Mai nach Angaben der Zollbehörde in Peking fast 8,42 Mio. Tonnen Rohöl aus Russland. Das sind rund zwei Mio. Barrel pro Tag und fast 25 Prozent mehr als im Vormonat April. Vor einem Jahr führte China lediglich halb so viel Öl ein wie aktuell.

Russland konnte nach gut anderthalb Jahren Saudi-Arabien von Rang eins der größten Öllieferanten Chinas verdrängen. Die neuen Importdaten aus Peking zeigen damit auf, dass Moskau trotz der westlichen Sanktionen in der Lage ist, Abnehmer für sein Öl zu finden, auch wenn dies nur mittels massiver Preissenkungen glückte.

Saudi-Arabien lieferte im Mai mit 1,84 Mio. Barrel pro Tag neun Prozent mehr Öl nach China als im Vorjahr. Gegenüber den 2,17 Mio. bpd im April ist dies allerdings ein Rückgang von rund 15 Prozent.

Aus den am Montag veröffentlichten Zolldaten geht außerdem hervor, dass China im vergangenen Monat 260.000 Tonnen iranisches Rohöl importiert hat - trotz der US-Sanktionen gegen Teheran. Üblicherweise hatte Peking Lieferungen aus dem Iran in der Statistik verschleiert und diese unter der Rubrik „aus anderen Ländern“ ausgewiesen. Die Importe der Islamischen Republik entsprechen etwa 7 Prozent der gesamten Rohölimporte Chinas. Der Zoll meldete dagegen keine Importe aus Venezuela. Staatliche Ölfirmen haben seit Ende 2019 Käufe gemieden. An dieser Stelle aus Angst, mit sekundären US-Sanktionen in Konflikt zu geraten.

Chinas gesamte Rohölimporte stiegen im Mai um fast 12 Prozent von einem niedrigen Niveau im Vorjahr auf 10,8 Mio. bpd.

China hat im vergangenen Monat zudem fast 400.000 Tonnen russisches Flüssigerdgas (LNG) importiert - 56 Prozent mehr als im Mai des Vorjahres. In den ersten fünf Monaten stiegen die Einfuhren von russischem LNG - vor allem aus dem Projekt Sachalin-2 im Fernen Osten und Yamal LNG in der russischen Arktis - den Zolldaten zufolge im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 1,84 Mio. Tonnen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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