Kommentar
12:10 Uhr, 23.12.2014

Rubel im Aufwärtstrend: Krise schon wieder vorbei?

Geht es allein nach dem Rubel Chart, dann ist die Welt schon wieder fast in Ordnung. In 5 Handelstagen legte der Rubel gegenüber dem USD vom Tief 40% zu. Der Schein trügt ein wenig.

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Die allergrößte Panik ist vorbei und das fast ganz ohne Interventionen. Als es wirklich ganz heiß her ging, hatte sich die russische Zentralbank auffällig zurückgehalten. Im Oktober, als sich die Abwertung des Rubel zu beschleunigen begann, intervenierte die Notenbank noch konsequent. Insgesamt wurden dafür knapp 30 Mrd. USD ausgegeben. Im November wurde dann so gut wie gar nicht mehr interveniert. Im Dezember wurden bisher weniger als 10 Mrd. USD ausgegeben.

Der heftige Kursanstieg ist daher sicherlich nicht allein auf die Notenbank zurückzuführen. Als sie vor zwei Wochen wieder begann Rubel gegen USD zu kaufen hatte das so gut wie keinen Effekt. Auch die Anhebung des Leitzinses hatte kaum positive Folgen. Im Gegenteil. Einen Tag nach der Anhebung auf 17% kollabierte der Rubel zeitweise um über 20%.

Seitdem geht es nun wieder bergauf, ganz ohne Intervention oder erneuter Zinsanhebung. Das deutet stark auf einen Short Squeeze hin. Ebenso hätten die Aktionen der Notenbank positive Effekte auf die Währung haben müssen. Dass sie es nicht hatten deutet zumindest an, dass Händler short gingen, was das Marginkonto hergab. So langsam dürften die Positionen wieder glattgestellt sein. Jetzt kann es eine Zeit lang wieder ruhiger werden. Vorbei ist die Krise damit für die Währung aber noch nicht.

Betrachtet man den RUONIA - den Interbankensatz - dann ist dieser noch auf Panikniveau. Zum Höhepunkt der Panik lag der Interbankensatz bei knapp 30%. Inzwischen ist er wieder bei 24% angekommen. Das ist immer noch ein großer Aufschlag auf den Leitzins. Ein so hoher Aufschlag ist nur in Ausnahmesituationen gegeben. Entspannung sieht anders aus. Der Interbankenmarkt könnte noch eine ganze Weile unter Druck bleiben. Heute musste die erste Bank von der Zentralbank gestützt werden. Das dürfte das Vertrauen unter den Banken kaum stärken.

Vielleicht geht es der Währung wieder etwas besser. Dafür ist zu befürchten, dass die Krise im Finanzsystem erst so langsam richtig losgeht. Das kann weitaus schlimmer sein als der kurzzeitige Einbruch der Währung. Je nachdem wie sich die Situation entwickelt wird sie am Ende aller Tage auch nicht zu einem starken Rubel beitragen. Persönlich kann ich mir gut vorstellen, dass die Rallye schon wieder am Ende ist.
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3 Kommentare

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  • fehu001
    fehu001

    ​Danke an dieses Portal, wo offensichtlich auch neutrale Berichte erscheinen dürfen.

    Ja, das mit dem Rubel habe ich auch bemerkt. Egal was BILD, Handelsblatt und Spiegel schreiben, aber unsere wirtschaftlichen Freunde sitzen nun mal im Osten .​

    17:24 Uhr, 29.12.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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