Kommentar
18:00 Uhr, 04.07.2008

Rohstoffpreis-Inflations-Spirale ? - Öl, Silber, Kupfer

Erwähnte Instrumente

Die wieder aufflackernde Kreditkrise führte im vergangenen Monat zu einem bereits bekannten Phänomen: In Phasen starker Unsicherheit an den Finanzmärkten steigen die Preise von Energie- und Agrarrohstoffen sowie von Edelmetallen, aufgrund der Suche der Anleger nach dem sicheren Anlagehafen. Hinzu kommen erhöhte Inflationsgefahren, die durch steigende Rohstoff- und Lebensmittelpreise gespeist werden. Diese wiederum verleihen aber nicht nur den Edelmetallen, sondern auch der Assetklasse Rohstoffe insgesamt durch eine anhaltend starke Finanzinvestorennachfrage weitere Preisaufwärtsspielräume. Doch dies wirkt einer Entspannung bei der Inflationsentwicklung wiederum entgegen.

Energie: Derzeit kann die Energiepreise offenbar nichts bremsen. Mit Ausnahme von Benzin haben sich die Energierohstoffe in den letzten 12 Monaten fast verdoppelt. Am Rohölmarkt werden derzeit wieder stärker geopolitische Risikoprämien eingepreist.

Edelmetalle: Die wieder aufflackernde Krise an den Finanzmärkten in Verbindung mit erhöhten Inflationsgefahren sind und bleiben ein Nährboden für Edelmetallpreisanstiege.

Industriemetalle: Nach wie vor drückt das schwache globale Konjunkturumfeld auf die relativ stark konjunkturabhängigen Industriemetallpreise. Kupfer kann sich allerdings nach oben absetzen, hier ist die Knappheit derzeit am stärksten ausgeprägt.

Rohöl kostet doppelt so viel wie vor einem Jahr

1. Aktuelles: Der Ölpreis kletterte Anfang Juli auf über 145 US-Dollar pro Barrel. Eine Zuspitzung des Konflikts zwischen Israel und dem Iran sowie Streiks in Venezuela waren geopolitische Faktoren, die zum fortgesetzten Ölpreisanstieg beigetragen haben. Der Positionierung der von der USAufsichtsbehörde CFTC ausgewiesenen Spekulanten können die Preisanstiege kaum geschuldet sein. Das Treffen vom 22. Juni in Dschidda zwischen Ölkonsumentenländern und Förderstaaten sowie Weltkonzernen aus der Energiebranche brachte erwartungsgemäß keine Entspannung für den Ölmarkt. Der einzige konkrete Vorschlag war eine Fördermengenerhöhung Saudi-Arabiens ab Juli um täglich 200 Tausend Barrels.

2. Fundamentale Faktoren: Die Daten aus dem im Juni veröffentlichten Jahresenergiebericht von BP stützen die These der Überschussnachfrage am Rohölmarkt. Im Gesamtjahr 2007 stieg die globale Nachfrage um 1,2 %, während das weltweite Rohölangebot mit -0,2 % sogar geschrumpft ist. Der Rückgang kam vor allem durch die Förderquotenreduktionen der OPEC-Länder. Somit stieg die Nachfrage am Weltrohölmarkt im dritten Jahr in Folge schneller als das Angebot. Dies ist die Hauptursache für den Aufwärtstrend des Ölpreises, der auch in den kommenden Jahren anhalten dürfte. Zugleich betont der Bericht, dass die ursächlichen Probleme bei der Ölförderung für private Unternehmen politischer und nicht geologischer Natur seien. Wenngleich diese These richtig ist, darf langfristig nicht vernachlässigt werden, dass höhere Förderkosten durch den erschwerten geologischen Zugang von Rohölreserven ebenfalls ein wichtiger Preistreiber sind.

3. Unsere Meinung: In den kommenden Sommermonaten rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung des Ölpreises im Bereich von 135 Euro. Eine nennenswerte Abwärtsbewegung dürfte erst ab den Herbstmonaten zu erwarten sein. Bis dahin besteht aber noch ein erhebliches saisonales Preisaufwärtsrisiko aufgrund der Hurrikansaison und der Sommernachfrage nach Benzin sowie aufgrund geopolitischer Unsicherheiten.

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Silberpreis mit Potenzial nach oben

1. Aktuelles: Der Silberpreis hat sich seit April in Form einer tendenziellen Seitwärtsbewegung stabilisiert, nachdem die Notierung in der zweiten Märzhälfte kräftig nachgegeben hatte. Die Silberspekulanten dürften derzeit keine nennenswerten Impulse für die Entwicklung des Silberpreises geben, denn ihre Netto-Long-Positionen sind seit April im Bereich von 40 Tausend Kontrakten verankert.

2. Fundamentale Faktoren: Nach wie vor geben nicht die fundamentalen Entwicklungen den Ton an bei der Silberpreisentwicklung. Grundsätzlich dürfte das Angebots- und Nachfrageverhältnis im Jahr 2008 den Silberpreis weniger stark stützen als im vergangenen Jahr. Die Minenproduktion, die im Jahr 2007 mit 75 % den wichtigsten Teil des Silberangebots ausmachte, dürfte auch dieses Jahr leicht zunehmen. Zugleich leidet die Nachfrage nach Silber unter der konjunkturellen Abkühlung der Weltwirtschaft, denn über die Hälfte der Silbernachfrage kommt aus der Industrie (54 % in 2007). Der Teil der Nachfrage, der auf die Schmuckherstellung zurückgeht (knapp 20 % im Jahr 2007), könnte dieses Jahr eine negative Reaktion auf die hohen Preise zeigen. Andererseits ist die Nachfrage von Finanzinvestoren noch immer kräftig. Nachdem es bis Ende 2007 so ausgesehen hatte, als ob die physische Nachfrage von Exchange Traded Funds (ETF) nach Silber ein Sättigungsniveau erreicht hätte, stieg die Nachfrage seit Jahresanfang 2008 erneut an und erreichte zuletzt ein Niveau von über 190 Mio. Feinunzen, was 22 % der Silberangebots des Jahres 2007 (843,7 Mio. Feinunzen) entspricht.

3. Unsere Meinung: Der Preis für Silber als Edelmetall wird derzeit durch die anhaltenden Unsicherheiten in Verbindung mit der internationalen Finanzmarktkrise und neuerdings auch durch aufflammende Inflationsängste gestützt. Daher erwarten wir auf Sicht von 3 und 6 Monaten einen höheren Silberpreis als das Niveau vom Juni. Nach Auslaufen der Finanzmarktturbulenzen und einer einsetzenden Entspannung an der Inflationsfront dürfte der Silberpreis auf Sicht von 12 Monaten von dem höheren Niveau aus wieder etwas nachgeben.

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Kupferpreis knackt Rekordniveau

1. Aktuelles: Nach einem Rückgang des Kupferpreises Anfang Juni verteuerte sich Kupfer im weiteren Monatsverlauf und erreichte zuletzt mit einem Preisniveau von 407,7 US-Cents/lb ein neues Rekordniveau. Streiks im drittgrößten Produzentenland Peru haben hierzu beigetragen. Aber auch die Spekulanten positionierten sich zuletzt mehrheitlich long. Insgesamt zeigt sich, dass der Kupferpreis in seiner Entwicklung sich etwas von den anderen Industriemetallen nach oben absetzen kann. Mit einem Preisanstieg im Vorjahresvergleich von fast 100 % ragt Kupfer aus der Reihe.

2. Fundamentale Faktoren: In den Monaten Mai und Juni wurden die Kupferbestände an den großen Handelsplätzen London und New York leicht aufgebaut, in Shanghai hingegen setzte sich der Abbautrend fort. Insgesamt sind die Lagerbestände als niedrig einzustufen und sind ein Zeichen für die vorhandene Knappheit am Kupfermarkt, die stärker zu sein scheint, als bei anderen Industriemetallen. Die kräftige chinesische Nachfrage ist ein Grund für die Verknappung am Kupfermarkt, denn China stellt knapp 25 % der weltweiten Kupfernachfrage dar. Seit Beginn des Jahres 2008 sind die Nettoimporte Chinas allerdings leicht rückläufig, und im Mai gab es sogar einen kräftigen Rückgang. Dennoch dürfte China in der ersten Jahreshälfte 2008 – selbst bei einer unterstellten Stagnation der Nettoimporte im Juni – fast 8 % mehr netto importiert haben als in der zweiten Jahreshälfte 2007. Aufgrund der globalen konjunkturellen Abkühlung, der sich auch China nicht entziehen kann, dürfte sich die Nachfragedynamik nach Kupfer in den kommenden Quartalen tendenziell eher etwas abschwächen.

3. Unsere Meinung: In Verbindung mit den angebotsseitigen Produktionsausfallrisiken erwarten wir auf Sicht von 3 und 6 Monaten einen Anstieg des Kupferpreises im Vergleich zum Monatsdurchschnitt Juni. Unsere Kupferpreisprognosen haben wir insgesamt aber etwas nach unten revidiert. Für den Jahresdurchschnitt 2008 erwarten wir 380 und für 2009 390 US-cents/lb.

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Autor: Dr. Dora Borbély - DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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