Kommentar
10:00 Uhr, 14.01.2011

Wann reagiert die OPEC?

Erwähnte Instrumente

Energie

Der Brent-Ölpreis handelt am letzten Tag vor dem Kontraktwechsel weiterhin oberhalb von 98 USD je Barrel. Da der März-Kontrakt als neuer nächstfälliger Terminkontrakt derzeit knapp einen US-Dollar niedriger notiert als der auslaufende Februar-Kontrakt, dürfte der Brentpreis am Montag zunächst um diesen Betrag fallen. Brent bekam gestern zusätzliche Unterstützung durch Nachrichten aus Norwegen. Der größte Produzent von Brentöl hat bekannt gegeben, dass seine unentdeckten Öl- und Gasvorkommen gut 20% niedriger sind als bislang vermutet. Die norwegische Ölproduktion soll zudem in diesem Jahr um weitere 5,8% zurückgehen. In den vergangenen zehn Jahren ist die norwegische Ölproduktion kontinuierlich gesunken, allein im vergangenen Jahr um knapp 10%.

Der Anstieg des Brent-Ölpreises auf knapp 100 USD je Barrel dürfte eine Debatte darüber auslösen, ob die OPEC einschreiten muss, um einem weiteren Preisanstieg Einhalt zu gebieten. Laut eines hochrangigen Offiziellen aus Libyen stellt ein Ölpreis von 100 USD keine Bedrohung für die Weltwirtschaft dar. Von daher besteht seines Erachtens auch kein Grund, ein außerordentliches Treffen einzuberufen oder das Angebot auszuweiten. Ein Delegierter aus der Golfregion nannte als Bedingungen, dass der Ölpreis auf über 100 USD steigt und dort bleibt. Diese Bedingungen sind aktuell noch nicht erfüllt.

Derzeit notiert nur der Preis für Brentöl nahe dieser Marke. Der WTI-Preis handelt knapp über 90 USD, der OPEC-Basketpreis wurde zuletzt bei 94 USD gefixt. Von daher ist nicht davon auszugehen, dass die OPEC schon bald die Förderquoten anheben wird. Da derzeit kein Angebotsengpass am Ölmarkt besteht, ist der Einfluss der OPEC auf den Ölpreis ohnehin begrenzt.

Edelmetalle

Der Goldpreis kam gestern Nachmittag deutlich unter Druck und gab 1% auf 1.374 USD je Feinunze nach. Selbst der fallende US-Dollar konnte den Preis nicht stützen. In Euro gerechnet verlor Gold sogar 2,7% und fiel unter die Marke von 1.030 EUR je Feinunze. Offensichtlich sind einige Marktteilnehmer der Meinung, dass das Gröbste in der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern ausgestanden ist. Der Goldpreis könnte sich daher wieder verstärkt auf US-Dollar spezifische Faktoren konzentrieren und im Falle einer weiteren Schwäche der US-Währung einen neuen Anlauf auf die Marke von 1.400 USD nehmen. Der Preisrückgang gestern ging mit Abflüssen aus den Gold-ETFs einher.

Der SPDR Gold Trust berichtete von einem Abbau seiner Bestände um knapp 6,5 Tonnen. Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen unverändert beibehalten. Darüber hinaus konnte EZB-Präsident Trichet gestern offensichtlich Vertrauen in die Zinspolitik und außergewöhnlichen Maßnahmen der EZB zurückgewinnen. So sei es beispielsweise „kristallklar“, dass die EZB alles tun würde, um die Preisniveaustabilität sicherzustellen. Nun dürften Nachrichten über die geplante Reform des EU-Rettungsschirms (EFSF) in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Derzeit wird u.a. eine Anhebung der Höchstgrenze des EFSF-Volumens um rund 200 Mrd. EUR diskutiert.

Industriemetalle

In den Lagerhäusern der Londoner Metallbörse LME sind die Aluminiumvorräte in jüngster Zeit in die Höhe geschnellt. Allein in dieser Woche kam es bislang zu einem Aufbau von 162.550 Tonnen bzw. 3,8%. Mit 4,43 Mio. Tonnen haben die Lagerbestände damit den höchsten Stand seit Anfang September erreicht. Möglicherweise sichert sich bereits ein Anbieter der neu aufzulegenden Aluminium-ETPs das benötigte Material in Antizipation einer hohen Nachfrage nach diesen Produkten. Ein weiterer möglicher Grund könnten neue Finanztransaktionen sein, zu deren Sicherheit Aluminium hinterlegt wird.

Bereits seit vielen Monaten sind laut Angaben des unabhängigen Research-Instituts CRU 60-70% der Aluminiumvorräte an der LME in Finanztransaktionen gebunden. Diese stehen dem Markt nicht zur Verfügung. Japan, der weltweit drittgrößte Aluminiumkonsument, vermeldete für Dezember ebenfalls einen Anstieg seiner Lagerbestände. Gemäß Angaben des Handelshauses Marubeni sind sie im Vergleich zum Vormonat um 6,5% auf 223.600 Tonnen gestiegen.

Unterdessen berichtet Emirates Aluminium (EMAL), die angestrebte Produktionskapazität ihrer Schmelzanlage in Abu Dhabi von 750 Tsd. Tonnen p.a. erreicht und damit Phase I dieses Projekts abgeschlossen zu haben. In einer zweiten Phase soll die Kapazität auf 1,5 Mio. Tonnen p.a. verdoppelt werden. Damit wird diese Aluminiumschmelze die größte der Welt. Das globale Angebot bleibt also reichlich und kann den hohen Aluminiumpreis nicht rechtfertigen.

Agrarrohstoffe

China hat angeblich von Plänen Abstand genommen, größere Mengen an Mais zu importieren. Als Grund hierfür wird das hohe internationale Preisniveau genannt. Der Maispreis an der CBOT ist in dieser Woche nach der Veröffentlichung der jüngsten USDA-Angebotsschätzungen auf ein 2½-Jahreshoch von 6,5 USD je Scheffel gestiegen und handelt damit nur noch gut einen US-Dollar unter dem Mitte 2008 erreichten Allzeithoch. Über die in China verfügbaren Maisvorräte gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Einigen Marktbeobachtern zufolge sollen sie sich auf weniger als 10 Mio. Tonnen belaufen. Das USDA geht in seiner aktuellen Schätzung dagegen von 60 Mio. Tonnen am Ende des laufenden Erntejahres aus.

Allerdings hat China in den vergangenen Monaten mehrmals Maisvorräte verkauft, um einem weiteren Anstieg der inländischen Maispreise entgegenzuwirken. Die steigenden Nahrungsmittelpreise waren der wichtigste Grund für den Anstieg der Inflationsrate auf ein 2-Jahreshoch Ende 2010. Von daher kann die Rücknahme der Importpläne auch ein Versuch sein, einen weiteren Anstieg der Maispreise zu verhindern, um die Importe zu einem späteren Zeitpunkt zu tätigen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass China in diesem Jahr erneut nennenswerte Mengen Mais importieren wird. Im Jahr 2010 wurden von China erstmals seit 15 Jahren bereits 1,5 Mio. Tonnen Mais importiert.

Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets

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