Kommentar
13:51 Uhr, 23.03.2009

Das schwarze Gold - Wird Rohöl wieder teurer?

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Ein saudisches Sprichwort lautet: „Mein Vater ist auf dem Kamel geritten, ich fahre ein Auto, mein Sohn fliegt ein Flugzeug, sein Sohn wird wieder auf einem Kamel reiten.“

Die Welt hängt am Tropf der Erdölförderländer. Die Weltwirtschaftskrise und der Kurseinbruch beim Rohöl von über 140 USD je Barrel auf temporär deutlich unter 40 USD kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wettrennen um die begrenzten Erdölressourcen längst begonnen hat. Mit der Invasion der USA in den Irak am 20. März 2003 hat eine neue Ära von Rohstoffkriegen begonnen. Genauso wie schon bei den Golfkriegen gibt es keinen Kampf der Kulturen, es geht nicht um Gott, es geht um Geld. Im Nahen Osten liegt etwa die Hälfte der immer knapper werdenden Weltölreserven. Wer den Nahen Osten kontrolliert, herrscht über die Weltwirtschaft. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung laut Studien der UNO von derzeit etwa 6,75 Milliarden Menschen auf etwa 9 Milliarden ansteigen. Laut dem IEA-Weltenergiereport wird sich die Zahl der Autos und LKWs in den nächsten 30 Jahren mehr als verdoppeln, die Zahl der Flugzeuge soll in den nächsten 20 Jahren um 100% zulegen. Die Zahl der Autos hat sich in China in den letzen 15 Jahren bereits versiebenfacht. Der weltweite Ölverbrauch soll bis 2035 um geschätzte 35 Prozent zulegen. Etwa 2060 wird es kein Erdöl mehr geben, sofern keine bedeutenden Erdölfunde mehr erfolgen. Grund genug, einen Blick auf die aktuelle Lage am Ölmarkt zu werfen

Der heutige Beitrag beschreibt die aktuelle Situation am Ölmarkt, die in den nächsten Wochen zu erwartende Preisbildung sowie die Auswirkungen die sich daraus für das Währungspaar NOK/JPY ergeben.

Spekulationsblase geplatzt
Eine Spekulationsblase führte den Kurs von Rohöl auf rund 140,00 USD. Diese Übertreibung ist mittlerweile mit einem Kursverfall von rund 70% in den 40er US-Dollarbereich abgebaut worden. Steigende Lagerbestände und die rückläufige Nachfrage trugen zu dieser Entwicklung bei. Die Rohöllagerbestände stiegen in der letzten Veröffentlichung um 1,9 Mio. Barrel auf den höchsten Stand seit Juni 2007. Die Lagerbestände in Cushing zogen zeitgleich zum ersten Mal seit fünf Wochen wieder an. Cushing ist eine Stadt in Oklahoma (USA). Dort befindet sich ein Öl-Lager der Gesellschaft Plains All American Pipeline, dass mit einer Kapazität von 35 Mio. Barrel eines der größten Lager des Landes ist und für die kurzfristige Preisbildung beim Rohöl einen wichtigen Einfluss ausübt.

OPEC hat Produktionskürzung beschlossen

Die OPEC hat beschlossen die Erdölförderung zurückzufahren. Das Ziel der Organisation erdölexportierender Länder ist es derzeit, den Ölpreis zu stabilisieren und dies durch die Festlegung von Förderquoten für die einzelnen OPEC-Mitglieder zu erreichen. Nach Aussage des Ölministers von Saudi-Arabien, al-Naimi, sollen die beschlossenen Maßnahmen ausreichen, um Angebot und Nachfrage wieder in Einklang zu bringen. Seiner Meinung nach wird sich die Stabilisierung der Ölpreise fortsetzen. So verlautbarte er auch, dass die Produktion der 11 Mitglieder mit Förderquoten im Januar um 965.000 Barrel auf 26,33 Millionen Barrel zurückging. Jedoch lag der Wert noch über der vereinbarten Fördermenge von 24,84 Millionen Barrel. Einzelne Mitglieder halten sich immer wieder nicht an festgesetzte Förderquoten und verfolgen eigene Ziele, was immer wieder zu Abweichungen von den Vorgaben führt.

Terminkurve Die Internationale Energieagentur (IEA) warnte jüngst davor, dass Rohöl im Jahr 2010 wieder auf eine Marktsituation treffen könnte, in der die Nachfrage das Angebot übersteigt. Voraussetzung dafür wäre, dass sich die Konjunktur bis dahin weiter stabilisiert und die Konsum- und Investitionszurückhaltung der Verbraucher und Unternehmen nachlässt. Dies wird durch die Terminkurve beim Rohöl bestätigt. Das sogenannte Contango beschreibt eine Preissituation bei Warentermingeschäften, bei der der aktuelle Marktpreis niedriger ist als der Terminpreis (Liefertermin in der Zukunft). Rohölkontrakte mit Liefertermin in der Zukunft sind derzeit teurer als zum aktuellen Zeitpunkt. So lag der April-Future zuletzt im Durchschnitt etwa 4,00 US-Dollar über dem März-Kontrakt. Im Hoch betrug die Differenz sogar 8,00 US-Dollar. Der April-Kontrakt von Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (auch WTI genannt) wurde zuletzt mit etwa mit 47,00 USD je Barrel gehandelt. Der Mai-Kontrakt, welcher am letzten Freitag die neue Benchmark wurde, notierte zu diesem Zeitpunkt über der 50 USD-Marke.

Norwegen und der Ölpreis
In Norwegen leben weniger als 5 Millionen Menschen, dennoch ist das Land der weltweit dreizehntgrößte Förderer von Erdöl. Ende 2008 betrug der Weltmarktanteil etwa 3%. Im staatlichen norwegischen Ölfonds werden Erträge aus dem Ölexport angelegt, um für die Zeit vorzusorgen, wenn das schwarze Gold knapp wird. Auf die Einwohnerzahl des Landes herunter gerechnet, beträgt das Vermögen derzeit sagenhafte 52.000 Euro pro Norweger. Die Norwegerkrone (NOK) weist daher über weite Marktphasen eine enge Korrelation zum Rohölpreis auf. Steigt der Ölpreis, steigt auch NOK. Fällt der Ölpreis, fällt die norwegische Krone oft zurück. Deutschland hat außer Schulden nichts vorzuweisen und kann von den norwegischen Vermögenswerten nur träumen. Die deutsche Staatsverschuldung beträgt fast 19.000 Euro pro Kopf.

NOK korreliert eng mit dem Ölpreis Langfristig wird sich Rohöl, sobald die Konjunktur wieder anspringt, auch infolge der inflationären Geldpolitik der US-Notenbank deutlich verteuern, wovon auch die Norwegerkrone profitieren sollte. NOK/JPY hat die bis Mitte Februar bestehende Seitwärtsrange geknackt und nach oben hin überwunden. Nach dem Ende des Ausverkaufs beim Rohöl bewegte sich der Kurs etwa zwei Monate in einer Seitwärtsrange, wobei der MACD kontinuierlich anstieg und dabei langsam eine bullische Divergenz aufbaute. Die Norwegerkrone gehört seit geraumer Zeit zu den relativ stärksten Währungen gegenüber dem japanischen Yen. Solange die jüngste Aufwärtstrendgerade (aktuell bei 15,00) nicht unterschritten wird, liegt der Fokus weiter auf der Longseite, wobei die 200 Tagelinie noch nach unten abfällt. Ein Unterschreiten der Trendgerade würde eine Zwischenkonsolidierung ermöglichen, deren Potenzial bis zunächst rund 14,00 reichen sollte.

Jens Lüders
FXdirekt Bank

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