Kommentar
08:00 Uhr, 30.04.2008

Rohstoffe minus US-Dollar-Aufwertung = Wahrer fundamentaler Wert oder: Ein starker Dollar ist nicht nur negativ für Rohstoffe

Erwähnte Instrumente

  • Kupfer
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    Aktueller Kursstand:   (ARIVA Indikation)

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

die Immobilienblase ist nun also geplatzt, und beinahe wäre auch die Kreditblase unkontrolliert kollabiert, wie damals die Internetblase. Die Rettung von Bear Stearns durch den Fed-finanzierten Buyout durch JP Morgan hat aber noch einmal das Schlimmste verhindert. Auch ergreifen zahlreiche Banken Schritte, um die Kreditkrise hinter sich zu lassen (beachten Sie die Kapitalerhöhungen von Citigroup, Merrill Lynch, JPMorgan, Wachovia). Gleichzeitig haben weltweit Zentralbanken ihr Kreditfenster geöffnet, um dem Markt Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die Märkte honorieren dies und es kehrt langsam aber sicher wieder Ruhe (=Risikobereitschaft) an die Märkte zurück.

Und nun die Masterfrage: Was wird gekauft, was steigt, was wird gemieden? Da muss man meiner Meinung nach in der aktuellen Phase sehr genau aufpassen, um mögliche Trends nicht zu verschlafen.

Zu erwarten ist zunächst eine Erholung des US-Dollars über die Sommermonate. Der schwache Dollar fördert die Direktinvestitionen, die vom Ausland in den Vereinigten Staaten getätigt werden. Das ist die eigentliche Crux für die US-Wirtschaft. Würden diese Direktinvestitionen abebben, so würde dies den USA schweren Schaden zufügen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum in den letzten Monaten von offizieller Seite so wenig gegen einen fallenden Dollar getan wurde. Heute kann man durch den schwachen Dollar in den USA nach Lust und Laune einkaufen und Urlaub machen, Investitionen tätigen und (ja auch das) Immobilien kaufen. Die Bildzeitung berichtet in großen Lettern entsprechend: „AMERIKA – jetzt!“.

Die Dollar-Erholung wird sich dann wiederum direkt auf die Rohstoffe auswirken, da zahlreiche Fonds diese Assetklasse für sich entdeckt haben, um sich gegen einen fallenden Dollar abzusichern. Hier werden Positionen aufgelöst, wenn sich eine Erholung des US-Dollars durchsetzen sollte. Dass dies deutliche Korrekturen bei den Rohstoffpreisen zur Folge haben wird, wage ich aber zu bezweifeln. Vielmehr dürfte ein starker Dollar Vertrauen in die positive Wirkung der Zinssenkungen der US-Notenbank auf die US-Wirtschaft signalisieren – und Wirtschaftserholung in den USA = stärkere Rohstoffnachfrage. Es ist daher damit zu rechnen, dass sich die Märkte weniger auf die negativen als die positiven Signale eines starken Dollars konzentrieren werden. In einem Aufwärtstrend sind schließlich alle Nachrichten gute Nachrichten.

Aber Spaß beiseite. Schauen Sie sich einmal den Kupferpreis an. Kupfer gilt seit eh und je als verlässlicher Konjunkturindikator. Wenn Kupfer über 8800 Dollar steigt, sehen wir ein massives Kaufsignal, das vermutlich zu schnellen Anschlusskäufen führen würde. Aktuell wird Kupfer bei 8550 Dollar pro Tonne gehandelt. Bestünden tatsächlich ernste Bedenken über den Fortgang des Wachstums in der Weltwirtschaft, würde Kupfer dann so nahe an seinem Allzeithoch (ca. 8800 Dollar) notieren? Ich meine nein.

Das neu „gedruckte“ Geld (Geldmengen wachsen in den USA um rund 20% p.a., in Ländern wie Indien, Russland, Großbritannien, China und weitere mit 13-20% p.a.) muss irgendwo investiert werden. Auch wenn Banken Deleveraging betreiben (Hochfahren von Eigenkapitaldeckung, Senkung des Anteils an Fremdkapitals) strömen enorme Geldmengen seitens der Zentralbanken in das Wirtschaftssystem. Nachdem die Internetblase und nun die Immobilienblase geplatzt sind, müssen neue Märkte gefunden werden, um darin zu investieren. Denn es würde keinen Sinn machen, einmal überdehnte und geplatzte Luftballons wieder aufzublasen. Das wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Daher müssen neue Märkte gefunden werden. Und wer sucht, der findet. Und diese Märkte sind meiner Meinung nach die Emerging Markets und die Rohstoffe. Die Rohstoffe umfassen Erneuerbare und fossile Energien, den Agrarkomplex, die Metalle. Dabei muss man, wie wir das im Rohstoff-Report auch tun, die gesamte Produktpalette beachten – also vom Traktorenhersteller über den Düngemittelproduzenten bis hin zum Tiefseeölspezialisten. Wir behalten für Sie auch alle Entwicklungen rund um den Begriff "Clean Tech" im Auge...hier ist gerade im Silicon Valley in den USA einiges im Entstehen begriffen. Ich sage Ihnen: Wenn die USA "grün" werden, dann wird das ein Investmentbereich, der alle reich machen wird, die frühzeitig investieren...

Zum Thema "Clean Tech" und Silicon Valley gibt es einen interessanten Beitrag im Auslandsjournal: [Link "http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/391950?inPopup=true" auf www.zdf.de/... nicht mehr verfügbar]

Ich halte die Augen für Sie auf und schreibe im Rohstoff-Report über dieses Thema.
Der Rohstoff-Report kann kostenlos abonniert werden unter http://www.godmode-trader.de/newsletter/b2c/#rohstoff_report

Schön Grüße,
Ihr Jochen Stanzl

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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