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13:41 Uhr, 29.05.2018

Rohöl: Saudi-Arabien und Russland verfolgen eigene Interessen

Saudi-Arabien und Russland sollen sich auf eine Erhöhung der Fördermenge von bis zu 1 Mio. Barrel/ Tag geeinigt haben. Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel und welche Gründe stecken dahinter?

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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise haben sich nach ihrem jüngsten Abwärtsritt am Dienstag gefangen. Nordseeöl der Sorte Brent kann sich über der Marke von 75 Dollar/Barrel festigen. Zuvor waren die Notierungen von 80,50 Dollar in der Spitze auf 74,50 Dollar heruntergepurzelt.

Das Angebotsleck am Weltmarkt und geopolitische Gründe sorgten bis Freitag vergangener Woche zu einer wahren Ölpreis-Hausse. Die Analysten von Morgan Stanley erhöhten ihre Prognosen sogleich auf 90 Dollar für 2020. Bei der UBS war von einem Preisanstieg von bis zu 100 Dollar je Fass die Rede. Auch Großspekulanten setzen auf weiter steigende Ölpreise.

Eine geänderte Rhetorik der OPEC und Russland führte nun aber zu einem Stopp der Aufwärtsjagd. Russland und Saudi-Arabien trieben die Preise nach unten, indem sie ankündigten, mehr Öl fördern zu wollen. Russlands Präsident Wladimir Putin wurde in Medien mit den Worten zitiert, Moskau wäre mit einem Ölpreis von 60 Dollar zufrieden.

Warum aber verzichtet ein Land für sein Öl freiwillig auf höhere Einnahmen? Dafür gibt es mehrere Gründe. Der offensichtlichste: Die Saudis fürchten die Konkurrenz aus den USA. Dort steigt die Ölproduktion stetig und hat schon neue Rekordniveaus erreicht. Der Öldienstleister Baker Hughes vermeldete am Freitag, die Zahl der Bohranlagen sei um weitere 15 auf 859 gestiegen, den höchsten Wert seit März 2015. Riad droht damit wichtige Marktanteile zu verlieren. Die Ölproduzenten in den USA können wegen der höheren Kosten aber nur bei höheren Ölpreisen wirtschaftlich arbeiten. Bei Notierungen unter 60 Dollar ist es für viele Produzenten nicht mehr rentabel.

Der zweite Grund, warum für Förderländer ein hoher Ölpreis nicht unbedingt ideal ist, liegt auf der Nachfrageseite. Wenn der Schmierstoff der Wirtschaft zu lange zu teuer ist, kann dies die Konjunktur ausbremsen. Zudem kann es eine gute Motivation sein, Öl durch andere Energieformen zu substituieren.

Insofern darf die nächste OPEC-Sitzung am 22. und 23. Juni in Wien mit Spannung erwartet werden. Dort könnte über eine Ausweitung der Fördermengen von Saudi-Arabien und Nichtmitglied Russland gesprochen werden. In Presseberichten war hier schon die Zahl von 1 Mio. Barrel pro Tag zu lesen. Damit würde die im vergangenen Jahr beschlossene Fördermengenkürzung der OPEC weitgehend rückgängig gemacht. Russlands Energieminister Nowak hatte bereits in Aussicht gestellt, Russland könnte auf das Niveau der Zeit vor der Förderbremse zurückkehren.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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