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13:36 Uhr, 30.05.2017

Rohöl: Die OPEC ist kein Global Player mehr

Erst Anzeichen eines Gleichgewichts auf dem Ölmarkt, dürfte die Preise heben und die OPEC ihren Zielen näher kommen lassen. Ob das gelingt, darauf hat das Ölkartell aber kaum mehr Einfluss. Die bestimmenden Größen heißen nun US-Schiefölindustrie und die globale Nachfrage.

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Wien (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise notieren am Dienstag mit Abschlägen. Brent handelt bei 52,20 US-Dollar je Barrel. WTI wieder deutlich unterhalb von 50 US-Dollar je Barrel. Beide Ölsorten verlieren jeweils rund ein knappes Prozent. Eine Erholung von den starken Verlusten seit der OPEC-Sitzung ist damit noch nicht eingetreten.

Das aus 14 Ländern bestehende Ölkartell hat sich vergangene Woche zusammen mit zehn Nicht-OPEC-Mitgliedern unter Führung Russlands auf die Verlängerung der Förderbegrenzung um weitere neun Monate geeinigt. Nach der verkündeten Verlängerung des Abkommens fielen die Preise für Brent und WTI um mehr als fünf Prozent. Die Marktteilnehmer wollen offenbar zunächst Taten sehen, bevor sie den Worten glauben.

Denn die Enttäuschung und die Skepsis im Markt sind groß. Im bisherigen Ölpreis ist die Verlängerung der Förderkürzung bereits eingepreist. Einige Beobachter hatten sich noch weitergehende Vereinbarungen erhofft - eine höhere Förderkürzung etwa. In Wien wurde zumindest über eine Verlängerung um ein Jahr oder eine massivere Förderkürzung diskutiert, die Erwartungshaltung am Markt war entsprechend groß.

Auch bleibt unklar, wie ausgeprägt die Disziplin der teilnehmenden Förderländer weiterhin sein wird, die Vereinbarungen auch umzusetzen. Und auch wenn dies versprechungsgemäß erfolgt, ist ein Erfolg des Deals nicht gesichert. Denn das Hauptziel des bisherigen, bis Mitte dieses Jahres laufenden Abkommens wurde krass verfehlt: Noch immer sind die Öllager der Welt deutlich über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt gefüllt. Bis Ende des Jahres, so die Hoffnung, werde sich dieses Thema nun entspannen. Auch weil die globale Nachfrage kräftig ansteigen soll.

Ins Gehege fährt den Förderwilligen aber die US-Schiefölindustrie. Diese schert sich einen feuchten Kehricht um die Kürzungsbemühungen und produziert auf Teufel komm raus - sinnigerweise auch dank der durch die OPEC-Politik sich stabilisierenden Preise. Seit Beginn des Jahres konnten die US-Ölförderer ihre tägliche Produktion um rund 500.000 Barrel ausweiten. Bis Ende des Jahres könnten es Analystenschätzungen zufolge schon in Richtung der 1 Mio. Barrel pro Tag sein. Zum Vergleich: Die OPEC und die teilnehmenden Nicht-OPEC-Länder schränken ihre Produktion im besten Fall um 1,8 Mio. Barrel am Tag ein. Die USA allein könnten also die Hälfte der Einsparungen aufheben. Aber auch andere Länder wie Kanada produzieren wieder mehr als zu Jahresbeginn.

Erst Anzeichen eines Gleichgewichts auf dem Ölmarkt, dürfte die Preise heben und die OPEC-Ziele wahrscheinlicher werden lassen. Ob das gelingt, darauf hat das Ölkartell aber kaum Einfluss. Die bestimmenden Player heißen US-Schiefölindustrie und die globale Nachfrage.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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