Kommentar
07:03 Uhr, 25.04.2018

Robustes Wachstum? Warum es eher nach Abschwung aussieht!

Die US-Notenbank ist sich sicher: die Wirtschaft ist robust. Anstatt sich über einen Abschwung Gedanken zu machen, sollen die Zinsen lieber schneller steigen. Die Wirtschaftsdaten haben sich in den USA und vielen anderen Ländern deutlich eingetrübt.

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Die Wirtschaftsdaten des ersten Quartals sind nicht gerade ermunternd. Dies zeigt sich insbesondere bei der Industrieproduktion. Eine ganze Reihe an Ländern zeigte zuletzt enorme Schwächen.
Die folgende Grafik fasst dies zusammen. Es sieht teils drastisch aus.

Mit einem Blick sieht man, dass es Anfang 2018 bergab geht. In Japan bricht die Produktion gerade massiv ein und hat das Wachstum des letzten Jahres schon wieder komplett abgegeben. Ähnlich sieht es in der Eurozone aus. Das ist unter anderem von Deutschland getrieben.

Der Rückgang der Produktion ist kein japanisches und europäisches Phänomen. In Kanada zeigt sich ebenso Schwäche wie in Brasilien. Auch Chinas Produktionswachstum (ohne Abbildung) stagniert wieder seit Monaten. Das sieht alles nicht gut aus.

Bevor man nun aber die Flinte ins Korn wirft und aus dem Markt flüchtet, lohnt ein Blick auf eine zweite Gruppe an Ländern (Grafik 2). In einigen Ländern boomt die Produktion. Dazu gehören auch Länder der Eurozone wie z.B. Spanien und Frankreich. Besonders gut läuft es derzeit in Belgien und den USA.

Das Bild ist alles andere als eindeutig. Es gibt bedenkliche Anzeichen. Exportländer wie Deutschland und Japan laufen mit ihren Daten der globalen Entwicklung häufig voraus. Andererseits sind Produktionsdaten notorisch volatil. Einzelne schlechte Monate können statistisches Rauschen sein.

Nun sind es aber nicht nur ein oder zwei Länder, die sich im Produktionsabschwung befinden, sondern gleich eine ganze Reihe. So einfach ignorieren kann man das nicht. Es gibt aber auch eine Deutungsweise, die man selten findet.
Die Kapazitätsauslastung ist in der Eurozone insgesamt sehr hoch (Grafik 3). Nur 1989 und 2006 war sie kurzfristig höher. In Deutschland hat die Auslastung den zweithöchsten Wert überhaupt erreicht. Die Luft ist also draußen. Selbst wenn Deutschland wollte, sehr viel mehr produzieren kann es gar nicht.
In den USA sieht das anders aus. Hier sind die Kapazitäten noch lange nicht an ihrem zyklischen Hoch angelangt. Hinzu kommt ein schwacher Dollar, der die Produktion in den USA gegenüber Ländern wie Deutschland begünstigt.

Entwarnung ist das noch nicht. Man kann zwar sagen, dass Deutschland und andere Länder an die Grenzen des Machbaren stoßen und deswegen nicht mehr wachsen, doch diese zyklischen Hochs werden nicht umsonst als Hoch bezeichnet. Einem Hoch folgt für gewöhnlich ein Abwärtstrend.

Sind die Kapazitäten ausgelastet und gibt es dann noch Gegenwind wie derzeit von der Eurostärke, bleibt häufig nur der Weg in die Konsolidierung. Unternehmen können auch nicht von heute auf morgen die Kapazitäten ausweiten. Investitionen brauchen Zeit und momentan ist die Lage unsicher (Stichwort Handelsstreit).

In Exportländern wie Deutschland und Japan wird die Luft sehr dünn. Ob das eine Trendwende ankündigt, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Zumindest aber ist es sehr wahrscheinlich, dass wir aktuell in vielen Ländern eine gehörige Wachstumsdelle sehen. Wird das erst an der Börse erkannt, wird es noch einmal so ungemütlich wie Anfang Februar.

Die USA sind wirtschaftlich ein klein wenig besser aufgestellt, weil der Staat durch Steuersenkungen und Mehrausgaben ein Konjunkturprogramm gestartet hat. Trotzdem ist die Unsicherheit groß und ein Wachstumsfeuerwerk zeichnet sich überhaupt nicht ab. Das Gegenteil ist eher der Fall.

Wollten Notenbanken dieser Delle und Unsicherheit entgegenwirken, sollten sie jetzt erst einmal abwarten und nicht auf das Gaspedal steigen. Früher haben Notenbanken nie auf einen drohenden Abschwung reagiert und ihn so verstärkt. Sie könnten es diesmal besser machen. Hoffen darf man ja.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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