Risiken werden ausgeblendet
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Obwohl die Aktienmärkte bereits im vergangenen Jahr neue Rekordstände erreichten, scheint es aus Sicht der Marktteilnehmer immer noch Luft nach oben zu geben. Davon geht zumindest ein Großteil der im aktuellen Citi-Investmentbarometer Befragten aus. Beinahe jeder Zweite (46 Prozent) rechnet bei europäischen Aktien für die kommenden drei Monate mit steigenden Kursen. Damit sind sie sogar noch einen kleinen Tick zuversichtlicher als im Vorquartal (45 Prozent). Nur rund elf Prozent erwarten fallende Kurse. Noch optimistischer sind die Befragten im Hinblick auf die nächsten zwölf Monate. Hier glauben 59 Prozent an einen steigenden Wert, im Vorquartal waren es 61 Prozent. Gründe für die Zuversicht dürften die guten Fundamentaldaten vieler Unternehmen sowie der global anhaltende Konjunkturaufschwung sein. Zu Aktien gibt es zudem im Zuge des immer noch schwachen Zinsniveaus weiterhin wenig Anlagealternativen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Anleger trotz der für dieses Jahr anstehenden Verringerung der EZB-Anleihekäufe keine Zinsänderungsrisiken sehen – siehe dazu weiter unten.
Im Gegensatz zu Aktien sind die Befragten bei Gold deutlich skeptischer geworden. Noch nicht einmal jeder Dritte (31 Prozent) glaubt nunmehr, dass der Preis des gelben Metalls in den nächsten drei Monaten anziehen wird. Im Vorquartal hatten exakt doppelt so viele (62 Prozent) mit steigenden Goldkursen gerechnet. Die Mehrheit (52 Prozent) geht derzeit von seitwärts laufenden Kursen aus. Der gleiche Trend zeigt sich auch in etwa für die kommenden zwölf Monate. Auch wenn hier immerhin noch 43 Prozent von einer positiven Preisentwicklung ausgehen.
Dass Gold in der Gunst der Anleger so stark abgestraft wird, passt allerdings nicht zu den Zinserwartungen der Befragten: Wie auch im Vorquartal rechnen nur 18 Prozent mit steigenden Zinsen in Europa für die nächsten drei Monate. Mittelfristig (für die kommenden zwölf Monate) glauben – ebenfalls nahezu unverändert – 45 Prozent an steigende Zinsen. Die Erwartung für Gold passt nicht ins Bild, weil schwache Zinsen häufig mit einem starken Goldpreis einhergehen. Erst wenn die Zinsen wieder anziehen, trennen sich viele Anleger vom Edelmetall. Der Grund: Da Gold keine Zinsen abwirft, wird es unattraktiver und seine sogenannten Opportunitätskosten steigen. Die gestiegene Scheu vor Goldinvestments muss daher als Signal der Zuversicht gegenüber Aktien gedeutet werden. Denn trotz der weiterhin niedrigen Opportunitätskosten steht nicht das oft als Krisenwährung bezeichnete Gold im Fokus, sondern der Aktienmarkt. Die Rückschlagrisiken einer nunmehr seit dem Jahr 2009 andauernden Hausse werden also von den befragten Marktteilnehmern derzeit ausgeblendet.
Zu den allgemein positiven Konjunkturaussichten der Anleger passt übrigens auch die Erwartung der befragten Marktakteure zu Rohöl: Sowohl für die kommenden drei Monate (43 Prozent) als auch für die nächsten zwölf Monate (44 Prozent) ist der größte Teil guter Hoffnung, dass der Preis des schwarzen Goldes steigen wird. Nur 15 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der Ölkurs in den kommenden zwölf Monaten fällt. Hintergrund: Zieht die Konjunktur weltweit an, steigt in der Regel der Bedarf der Industrie am Schmierstoff der Wirtschaft – und damit der Ölpreis.
Betrachtet man die Einschätzung der Befragten für die vier Anlageklassen Aktien, Gold, Zinsen und Öl insgesamt, so hat die aggregierte Zuversicht der Anleger im Vergleich zum Vorquartal moderat nachgelassen – vor allem aufgrund des gesunkenen Optimismus hinsichtlich des Goldmarkts. Diese Entwicklung spiegelt sich im Gesamt-Sentiment wider, das die Einschätzungen von Aktien, Öl, Zinssatz und Gold aggregiert und Werte von -100 bis +100 Punkten einnehmen kann: Das Barometer stand im vierten Quartal 2017 bei +30 Punkten – im Vorquartal waren es noch +36 Punkte.
Ob die Anleger mit ihrer Einschätzung für 2018 richtig liegen, bleibt abzuwarten. Die Mischung aus nicht nachlassendem Aktien-Optimismus und die nicht im Geringsten gestiegene Erwartung von Zinsänderungen könnten auch ein Zeichen dafür sein, dass Anleger bereits zu optimistisch eingestellt sind.
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