Kommentar
08:30 Uhr, 03.03.2017

Riesiges Angebot: Öl ist ein schlechtes Investment!

Öl war im vergangenen Jahr ein sensationelles Investment. Wie aber sieht es über die kommenden Jahre oder gar Jahrzehnte aus?

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  • WTI Öl
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Nach dem Ölpreisschock der Jahre 2014 und 2015 konnte sich der Preis im vergangenen Jahr erholen. Inzwischen produzieren alle Länder Öl wieder mit Gewinn. Die durchschnittlichen Produktionskosten für einige ausgewählte Länder sind in Grafik 1 dargestellt. Am wenigsten verdienen derzeit britische Ölförderer, aber auch sie schreiben aktuell keine Verluste mehr.

Im Einzelfall können die Produktionskosten für ein Barrel Öl deutlich höher liegen. Hat sich ein Unternehmen z.B. auf die Förderung aus Ölsanden spezialisiert, dann können die Kosten eines Barrels auch bei 70-80 Dollar liegen. In diesem Fall schreibt das Unternehmen nach wie vor Verluste.

Auf Basis der Durchschnittswerte der Produktionskosten einzelner Länder und ihrer Anteile an der globalen Produktion lassen sich die durchschnittlichen Kosten der Förderung in der Welt ableiten. Diese Kosten liegen derzeit bei 20 Dollar. Sie beinhalten alle Kosten, die bei der Förderung anfallen, von Personalkosten über notwendige Investitionen.

Nimmt man diese Kosten als Grundlage, dann ist es fast schon unverständlich, wieso der Ölpreis überhaupt bei mehr als 50 Dollar steht. Die Margen erscheinen auf den ersten Blick exorbitant hoch. Der Eindruck trügt ein wenig, denn Unternehmen müssen große Summen in die Erschließung neuer Ölfelder investieren. Diese Kosten sind teilweise höher als die eigentlichen Förderkosten, wenn die Produktion erst einmal beginnt.

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Die Investitionen lagen vor dem Ölpreiscrash global bei rund 500 Mrd. Dollar. Zwischenzeitlich sanken sie unter 200 Mrd. und dürften sich bis Anfang der 20er Jahre wieder an ihren bisherigen Rekord annähern. Rechnet man diese Investitionen auf den Ölverbrauch um, verteuert sich die Ölförderung um 6 Dollar je Barrel. Das ist ein sehr niedriger Wert, der nur zustande kommt, weil die Investitionen im vergangenen Jahr so stark gekürzt wurden.

Geht man von einer normalen Investitionsquote aus, liegen die Investitionskosten (Capex, Capital Expenditure) näher bei 20 USD je Barrel. Geht man davon aus, dass die Investitionen nach der Normalisierung jedes Jahr um 5 % steigen müssen, um den Ölbedarf zu decken, so ergibt sich ein Bild wie in Grafik 2. Bis zum Jahr 2050 würden sich die Investitionskosten von derzeit normalisiert 20 Dollar auf 40 Dollar erhöhen.

Die eigentlichen Förderkosten, die derzeit im globalen Mittel bei gut 20 Dollar liegen dürften sich bis 2050 ebenfalls mehr als verdoppeln und ca. 45 Dollar erreichen. Durch diese Kostensteigerung muss der Ölpreis dann im Jahr 2050 bei mindestens 85 Dollar liegen, damit die Branche nicht bankrottgeht.

Aus rein fundamentaler Sicht gibt es kaum Gründe, weshalb der Ölpreis innerhalb der nächsten Jahre wieder auf 100 Dollar steigen sollte. Selbst auf Sicht mehrerer Jahrzehnte lässt sich schwer argumentieren, weshalb der Ölpreis neue Allzeithochs erreichen sollte.

Zu allem Überfluss geht das Öl einfach nicht aus. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Reserven und eine Prognose bis 2050. Die Reserven stiegen historisch gesehen immer weiter an. Der Verbrauch stieg ebenfalls, doch langsamer als die Reserven. Aus diesem Grund reicht das Öl immer länger. Selbst im Jahr 2050 sollte noch ausreichend Öl vorhanden sein, um die Nachfrage weitere 60 Jahre zu decken.

Öl ist weder knapp, noch lässt sich aus Kostengründen ein dreistelliger Ölpreis rechtfertigen. Über die Jahrzehnte können zu geringe Investitionen dazu führen, dass das Ölangebot kurzfristig knapp wird. Der Preis kann dann auch wieder über 100 Dollar steigen. Insgesamt deuten die Kosten und Reserven jedoch an, dass man mit Öl keine übermäßig hohen Renditen mehr erzielen kann. Es gibt schlicht und ergreifend einfach zu viel Öl und auch noch viel billiges Öl.

Clemens Schmale

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  • Ella
    Ella

    Hallo Herr Schmale.

    An dieser Stelle muß ich Ihnen Danke sagen für Ihre Beiträge zu Makroökonomischen Wirtschaftsdaten.

    Diese sind immer informativ, gut aufbereitet und helfen mir bei Kaufentscheidungen.

    Gruß Jürgen

    09:53 Uhr, 03.03. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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