Kommentar
12:32 Uhr, 25.11.2009

Revision der BIP-Daten liefert interessante Details

• Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen hat sich im November überraschend von 48,7 auf 49,5 Punkte verbessert, blieb damit aber weiterhin auf niedrigem Niveau.

• Das Bruttoinlandsprodukt wurde für das dritte Quartal von 3,5 % auf 2,8 % (qoq, ann.) erwartungsgemäß nach unten revidiert. Hintergrund hierfür ist eine Aufwärtsrevision der Importentwicklung sowie eine Abwärtsrevision der privaten Konsumausgaben.

• Die Daten zum Bruttoinlandsprodukt beinhalten allerdings auch erfreuliches: Die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte war kräftiger und die Sparquote wurde nach oben revidiert. Zudem lag das stärkste Gewinnwachstum der Unternehmen seit Anfang 2004 vor.

1. Die Stimmung der privaten Haushalte hat sich kaum spürbar verbessert. Im November stieg zwar das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen unerwartet von 48,7 auf 49,5 Punkte (Bloomberg- Median: 47,3 Punkte; DekaBank: 49,0 Punkte) an. Der Zuwachs war aber sogar kleiner als die Aufwärtsrevision des Vormonats um einen Indexpunkt. Die Lagekomponente blieb nahezu unverändert und nur für die Erwartungskomponente wurde ein leicht höherer Wert ermittelt. Von den fünf eingehenden Teilkomponenten ist der Saldo bezüglich der Arbeitsmarktlage grundsätzlich am interessantesten. Dieser Saldo hat sich im Vergleich zum Vormonat weiter verschlechtert. Hieraus ist zu schließen, dass die Befragten derzeit keine Wende am Arbeitsmarkt erkennen können.

2. Das Bruttoinlandsprodukt wurde für das vergangene dritte Quartal von 3,5 % auf 2,8 % erwartungsgemäß nach unten revidiert. In erster Linie spielte hierbei eine stärkere Importentwicklung die entscheidende Rolle. Importe werden bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts abgezogen. Revisionen gab es zudem beim privaten Konsum, der etwas weniger kräftig stieg. Hintergrund hierfür ist aber nicht etwa eine schwächere Einkommensentwicklung. Diese wurde aufgrund einer stärkeren Lohn- und Gehaltsentwicklung sogar deutlich nach oben revidiert. Lagen bislang Quartalsrückgänge sowohl für das zweite als auch für das 2 dritte Quartal vor, haben die Löhne und Gehälter nun bereits im ersten Quartal dieses Jahres ihres Tiefststand erreicht. Diese höheren Einkommensgewinne wurden allerdings nicht verkonsumiert, sondern gespart. Erkennbar ist dies an der sehr deutlichen Aufwärtsrevision der Sparquote von 3,4 % auf nun 4,5 % im dritten Quartal. Eine stärkere Belastung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung stellte die tiefe Gewerbebaurezession dar. Der Rückgang wurde von -9,0 % (qoq, ann.) auf -15,2 % vergleichsweise deutlich abwärts korrigiert.

3. Die Revision des Bruttoinlandsprodukts ändert grundsätzlich nichts an unserer Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung, zumal sich abzeichnet, dass sich das laufende vierte Quartal etwas stärker als bislang von uns erwartet entwickelt. Im historischen Vergleich ist die Revision mit einer Korrektur um 0,7 Prozentpunkte sogar nur leicht überdurchschnittlich.

Mit den Daten wurden allerdings auch weitere zuvor noch nicht veröffentlichte Informationen bekannt gegeben. So stiegen nach VGR-Abgrenzung die Unternehmensgewinne um 10,6 % (nicht-ann.) gegenüber dem Vorquartal an. Die Veränderungsraten der Unternehmensgewinne sind sehr volatil, dennoch ist solch ein hoher Zuwachs sehr unüblich. Zuletzt lag im ersten Quartal 2004 ein stärkerer Anstieg vor. Mithilfe der Unternehmensgewinne lässt sich nun auch die Innenfinanzierungsquote der Unternehmen berechnen. Dieser Wert zeigt, wie stark die Unternehmen ihre Investitionen mit eigenen Mitteln finanzieren. Es ist also ein Maß für die Unabhängigkeit der Unternehmen von der Fremdfinanzierung. Im dritten Quartal stieg die Quote auf 111,6 % und damit auf einen neuen Rekordwert an. Die Unternehmen sind also vergleichsweise unabhängig von der Fremdfinanzierung. Allerdings handelt es sich hierbei nun um relatives Maß, also nur um eine relative Unabhängigkeit, denn in die Berechnung fließt auch die stark gesunkene Investitionstätigkeit mit ein. Tatsächlich braucht die Mehrzahl der Unternehmen auch die Möglichkeit, sich fremdes Kapital zu beschaffen. Aufgrund der Bankenkrise ist diese Möglichkeit für die Unternehmen weiterhin nur erschwert möglich.

Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank

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