Reicht Ihr Horizont nur bis zum Gartenzaun?
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Unsere Wochenkommentare bei www.godmode-trader.de werden von einigen Lesern immer wieder scharf kritisiert. Ein häufiger Vorwurf lautet: Unsere Äußerungen zur politischen Lage und insbesondere zur aktuellen Flüchtlingskrise hätten nichts mit der Börse zu tun.
Das „Argument“ ist an Kurzsichtigkeit nur schwer zu überbieten. Dergestalt kann sich nur äußern, wer über einen Horizont verfügt, der am eigenen Gartenzaun endet. Denn dass vor allem die Flüchtlingsflut sehr wohl gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft, auf die Börsen und hier ganz besonders auf den DAX haben wird, das kann man sich schon heute an fünf Fingern abzählen.
Wer sich allerdings ausschließlich über die Mainstream-Medien informiert, der sollte sich nicht wundern, wenn ihm eines schönen Tages „völlig überraschend“ der Boden unter den Füßen entgleitet. Daran sind dann aber nicht andere schuld...
Ganz grundsätzlich besteht die Kunst an der Börse darin, Entwicklungen nicht erst dann zu thematisieren, wenn das Kind bereits im Brunnen liegt. Unsere Stammleser wissen, dass wir auf heraufziehende Gefahren traditionell schon hinweisen, lange bevor der Mainstream die Themen für sich entdeckt.
Allerdings muss man schon mit Blindheit, Arroganz, wenn nicht gar Dummheit geschlagen sein, um nicht zu erkennen, welche Katastrophe sich in der Flüchtlingsfrage gerade vor unseren Augen entfaltet.
Steigende Wohnraummieten, insbesondere im hart umkämpften Niedrigpreissegment, und sinkende Mindestlöhne sind dabei noch vergleichsweise harmlose Konsequenzen. Bei explodierenden Sozialausgaben, stark steigenden Kriminalitätsraten und sozialen Unruhen in den deutschen Ballungsräumen sieht die Sache schon ganz anders aus. Der Investitionsstandort Deutschland könnte hier langfristig erheblichen Schaden nehmen.
Schon eine Destabilisierung des inneren Friedens, eine politische Radikalisierung oder Massen-Demonstrationen in deutschen Großstädten würden ausreichen, um Deutschlands Ruf als Hort der Sicherheit nachhaltig zu zerstören.
Gar nicht zu reden von einem durch die Flüchtlingsflut ausgelösten ungeordneten Zerfall der Europäischen Union. Ein solches Ereignis, das haben wir in der November-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs herausgearbeitet, wird jetzt mit jedem Tag wahrscheinlicher.
Erst am Montag dieser Woche orakelte Vizekanzler Sigmar Gabriel, dass die EU an der Flüchtlingskrise zerbrechen könnte.
Die Kanzlerin setzte flugs noch einen drauf und warnte, wenn Deutschland die Grenzen dicht mache, drohe Krieg in Europa.
Die gleiche Angela Merkel hatte noch auf der Zukunftskonferenz der CDU Mitte Oktober übrigens hellauf begeistert von der deutschen Panzerabwehrwaffe „Milan“ geschwärmt. Ab etwa Minute 12:00 im folgenden Video. Den Beitrag sollten Sie nicht verpassen.
Es habe sie „sehr berührt“, so die Kanzlerin wörtlich, dass männliche kurdische Babys neuerdings den Vornamen „Milan“ erhielten, weil diese von Deutschland an die Kurden gelieferte Panzerabwehrrakete „eine so durchschlagende Wirkung“ habe. Wirklich rührend.
Man stelle sich vor, Russlands Präsident Wladimir Putin hätte mit ähnlich salbungsvollen Worten die Zerstörungskraft der russischen Luftstreitkräfte in Syrien gepriesen. Unser Medien hätten vor Wut geschäumt. Aber die Kanzlerin? Schwamm drüber. Wie gesagt, Minute 12:00.
Glatt vergessen hat „Mutti Merkel“, ihres Zeichens studierte Physikerin offenbar, dass panzerbrechende Milan-Geschosse die betroffene Region für Jahrtausende radioaktiv verseuchen:
Zur Panzerabwehwaffe Milan und dem darin verwendeten Thorium stellte der Focus vor einiger Zeit fest: „Am 11. Januar 2001 befahl der Führungsstab des Bundeswehr-Heeres: „Beim Aufsammeln der Glühstrahler sind Einweghandschuhe und Staubmaske zu tragen.“ Die Heeresführung untersagte die landwirtschaftliche Nutzung der Zielgebiete. Auch sollte das Üben mit „Milan“-Raketen auf bereits benutzte Schießbahnen beschränkt werden“.
Wenn die Kurden jetzt mit diesem Panzerbrecher hantieren, und ihre Babys freudig „Milan“ rufen, dann ist das freilich etwas völlig anderes. Die beispiellose Scheinheiligkeit dieser ferngesteuerten Kanzlerin, wird im folgenden Artikel auf den Punkt gebracht - wenn auch in einem völlig anderen Zusammenhang: Während Hunderttausende Flüchtlinge ungehindert und ohne Papiere nach Deutschland einreisen dürfen, muss Edward Snowden draußen bleiben.
Wenigstens im Ausland findet man für das historisch einmalige politische Versagen der Bundesregierung deutliche Worte. Die Neue Züricher Zeitung schreibt:
„Hajo Friedrichs, herausragender deutscher Fernsehmoderator, hat sich unsterblich gemacht mit diesem Satz: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.» Wenn Friedrichs das noch miterlebt hätte, was seine Medien, vor allem das Fernsehen, heute veranstalten: Empörung, Betroffenheit, Moralin morgens, mittags, abends, nachts. Das Ausblenden der Realitäten in Flüchtlingslagern, jeden Tag 10.000 neue Flüchtlinge, von denen die Hälfte entweder gar keine sind – oder Analphabeten oder künftig Fälle für die Sozialkassen.
Auslöser für diese katastrophale Lage in Deutschland ist genau jene Person, die geschworen hat, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Es ist schon eine intellektuelle Zumutung, glauben zu sollen, die Kanzlerin habe nicht geahnt, was ihre Selfies mit Asylbewerbern auslösen: noch mehr Asylbewerber. Die Bilder fliegen in Sekunden um die Welt, bis in den hintersten Winkel, also auch nach Eritrea, Nigeria und in den Sudan. Die Botschaft: In Deutschland wird man herzlich begrüßt, speziell von der Bundeskanzlerin. Merkel äußerte sich dazu wie immer, wenn es eng wird, patzig: «Wenn man in der Flüchtlingskrise kein freundliches Gesicht zeigen darf, ist das nicht mein Land.»
Soweit die Kollegen aus der Schweiz.
Damit zurück zum drohenden Zerfall der Europäischen Union und den möglichen Folgen für die Kapitalmärkte. Denken Sie an das Jahr 2007. Seinerzeit war es der Kollaps des US-amerikanischen Immobilienmarktes, den die Börsen lange Zeit ignoriert haben. Heute ist es der heraufziehende Zerfall Europas, den man erkennen kann, wenn man die Warnzeichen nicht ignoriert.
Die Folgen eines solchen Bruches wären insbesondere für Deutschland verheerend. Doch wenn nichts passiert, und zwar sehr kurzfristig, dann wird es genau so kommen. Und nun raten Sie mal, was das für die Börsen bedeutet...
Maulkorb verpasst...
Hier zu Lande wird es unterdessen zunehmend, sagen wir mal, „kompliziert“, wenn Journalisten öffentlich auf diese Zusammenhänge hinweisen. Maulkörbe für unangepasste Äußerungen nehmen zu. Mancher tritt dann einfach „von selbst“ zurück. Jedenfalls offiziell, so wie der Chefredakteur der Steiermarkausgabe der österreichischen Kronenzeitung.
Auch Axel Retz, den geschätzten Kolumnisten von Börse Online, traf es erst kürzlich. Die Chefredaktion des Magazins folgt offenbar ebenfalls der irrigen Annahme, die von Retz mehrfach thematisierte Flüchtlingskrise hätte mit der Börse nichts zu tun.
Ein von Axel Retz verfasster offener Brief an das Kanzleramt, an die Kirchen und alle wichtigen Chefredaktionen in Deutschland macht derzeit im Internet Furore. Wer das Schriftstück noch nicht kennt, der kann diese Bildungslücke hier schließen.
Meine ganz persönliche Prognose lautet: Medien, die sich einer kritischen Auseinandersetzung mit den drei großen Themenkomplexen dieser Tage verweigern, werden langfristig in der Versenkung verschwinden:
Wer Ursachen und Zusammenhänge der Flüchtlingskrise, der Geldsystemproblematik und der fremdgesteuerten Politik- und Medienlandschaft von seinen Kunden und Lesern fernhält, der wird sich irgendwann mit der Frage konfrontiert sehen, wo er eigentlich gelebt hat. Doch dann wird es natürlich zu spät sein...
Ein besonderer Dank geht daher an dieser Stelle einmal an die Geschäftsleitung der BörseGo AG, die unsere „unorthodoxe Sichtweise“ bislang uneingeschränkt mitgetragen hat.
Solche und solche "Geschichten"...
Vielleicht ist ein großes Problem unserer Zeit darin zu sehen, dass wir Menschen geschichtliche Zusammenhänge vor allem in der Rückschau „verstehen“ - doch dass wir geneigt sind, zu schweigen und wegzusehen, wenn Geschichte vor unseren Augen "passiert".
Es ist eben ein gewaltiger Unterschied, ob man historische Entwicklungen lediglich in der Retrospektive bewertet, oder ob man solche Entwicklungen am eigenen Leib, sozusagen „live“ erfährt.
Der Volksmund weiß dazu sehr treffend: „Hinterher ist man immer klüger“.
Erst hinterher klug zu sein, das hatte in der deutschen Geschichte schon einmal verheerende Konsequenzen und darf uns nicht noch einmal passieren. Daher werden wir die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und Europa an dieser Stelle auch weiterhin kritisch hinterfragen - und dabei die Börsen immer im Blick behalten.
Wenn wir dabei mitunter weit in die "Ferne" sehen, dann ist das auch der Dynamik unserer Zeit geschuldet: Es geht schlicht und ergreifend nicht anders.
Und wem das nicht gefällt, der kann sich gerne woanders informieren...
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de