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15:38 Uhr, 23.03.2020

Quantitative Easing auf neuseeländisch

Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) startet ein Programm zur quantitativen Lockerung, um die Zinssätze zu senken und der Wirtschaft Geld zuzuführen.

Wellington (Godmode-Trader.de) - Die neuseeländische Notenbank legt zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise ein großes Anleihekaufprogramm auf. Im Laufe der kommenden zwölf Monate will die Reserve Bank of New Zealand RBNZ Staatsanleihen im Besitz von Investoren bis zu einem Wert von 30 Mrd. Dollar aufkaufen. Pro Woche sollen Anleihen im Wert von 750 Mio. Neuseeland-Dollar erworben werden. Die Summe entspricht 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes. „Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs haben sich zuletzt weiter verschärft“, begründete die Notenbank den historisch einmaligen Schritt. Weitere geldpolitische Anreize seien zudem erforderlich, um die Inflations- und Beschäftigungsziele zu erreichen.

Durch den Kauf von Staatsanleihen steigert die RBNZ die Nachfrage nach diesen Anleihen, was wiederum deren Renditen senkt. Da eine Reihe von Zinssätzen in der Wirtschaft auf der Grundlage der Renditezinsen für Staatsanleihen berechnet werden, wird der Schritt zur Senkung dieser Zinssätze es den Geschäftsbanken ermöglichen, ihre Hypotheken- und Geschäftskreditzinsen ebenfalls zu reduzieren, was den Kreditkreislauf ankurbeln dürfte. Investoren (einschließlich Privatkundenbanken) erhalten zudem eine Finanzspritze, wenn sie Staatsanleihen an die RBNZ verkaufen.

Die neuseeländische Zentralbank unterstützt mit ihren Käufen die Regierung, die ein großes Fiskalpaket zur Eindämmung der Virus-Folgen aufgelegt hat. Der geldpolitische Ausschuss MPC betrachtete es dennoch als notwendig, das Anleihenkaufprogramm zu starten, weil sich die finanziellen Bedingungen in der vergangenen Woche wieder Erwarten kräftig verschärft haben. „Die erhöhte Risikoaversion hat zu einem Anstieg der Zinssätze für langfristige neuseeländische Staatsanleihen und der Kosten für die Refinanzierung der Banken geführt“, hieß es vom MPC. Die Senkung des offiziellen Kassensatzes (OCR) von 1 auf 0,25 Prozent am vergangenen Montag erwies sich demnach als wenig effektiv.

Die Bank Westpac NZ bezeichnete die Aktion der RBNZ als „einen notwendigen Schritt“. „Die Einschränkungen, die eine weitere ungehemmte Ausbreitung von COVID-19, verhindern sollen, dürften die wirtschaftliche Aktivität schwerwiegend beinträchtigen. Darüber hinaus hat die Dysfunktion am Anleihemarkt seit der Senkung des offiziellen Kassakurses der RBNZ um 75 Basispunkte am vergangenen Montag einen Anstieg der längerfristigen Zinssätze erlebt, was die Weitergabe an die Zinssätze im Privatkundengeschäft behindert", so die Ökonomen von Westpac.

Trotz der Notfallmaßnahme der RBNZ rechnet Westpac mit einem Rückgang des neuseeländischen BIPs von 3,1 Prozent in diesem Jahr. Hätte die Notenbank aber die Füße still gehalten, wäre der Einbruch mit Sicherheit schwerwiegender.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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