Kommentar
08:47 Uhr, 12.08.2016

Putin und Erdogan: Auf einmal best buddys?

Der Abschuss der russischen SU-24 durch türkische Kampjets liegt nur etwas mehr als ein halbes Jahr zurück und trotzdem sind Putin und Erdogan spätestens seit dieser Woche jetzt ganz offiziell „beste Freunde“ und wollen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder schnell normalisieren.

Klar ist, dass die Türkei und Russland unmittelbare gemeinsame Interessen haben:

  1. Die Türkei braucht dringend russisches Gas (2014 kamen 55 % der Lieferungen aus Russland).
  2. Ankara und Moskau wollen gemeinsam die TurkStream-Pipeline vorantreiben, um alternative Lieferwege zur Route über die Ukraine zu schaffen.
  3. Die Türkei will sich als strategischer Energieumschlagsplatz etablieren, um (noch mehr) Macht auf Europa ausüben zu können, während Russland dabei über TurkStream ein gewichtiges Wort mitreden will.
  4. Erdogan braucht die russische Geheimdienst-Expertise um sich an der Macht zu halten.

Auf der anderen Seite bleiben Russland und die Türkei jedoch im ganz großen Spiel weiterhin unerbittliche Gegner:

  1. In Syrien unterstützt Erdogan islamistische Kräfte, Putin verteidigt das säkuläre Regime.
  2. Russland steht weiterhin voll und ganz hinter den kurdische Separationsbewegungen.
  3. Die Türkei ist (immer noch) NATO Mitglied.
  4. Moskau sieht sich als die Schutzmacht des (orthodoxen) Westens und kann das aufziehende Kalifat Erdogan nicht gutheißen.

Das Verhältnis zwischen beiden Ländern ist also sehr ambivalent und die jüngste Annäherungen müssen meiner Meinung nach als taktisch eingestuft werden:

Russland hält seinen Erzfeind an der kurzen Leine weil er den Westen momentan für die größere Bedrohung hält, und die Türkei will ihre Position gegenüber dem Westen verbessern, indem sie diesem die geopolitische Abhängigkeit aufzeigt.

Von langer Dauer wird der Frieden bestimmt nicht sein. Oder doch?

Wenn Sie sich für Makrothemen mit Fokus USA interessieren sind Sie bei mir genau richtig. Ich lebe in den Vereinigten Staaten und beobachte dort sehr genau die Börsen-Szene.
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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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