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13:26 Uhr, 04.03.2022

Putin fährt Russlands Wirtschaft mit Stechschritt gegen die Wand

Die Analysten von JPMorgan prognostizieren für das zweite Quartal einen Absturz des Bruttoinlandsprodukts der russischen Wirtschaft von 35 Prozent.

New York (Godmode-Trader.de) - Die ukrainische Wirtschaft hat Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem Angriffskrieg bereits zu großen Teilen ruiniert. Doch auf die heimische Volkswirtschaft leider enorm unter den Folgen der Invasion. Die westlichen Sanktionen sind in ihrer Gesamtheit „ungeheuerlich“, wie Sergey Markow, Sprecher der Duma, unumwunden zugab. Auch die Tatsache, dass sich immer mehr westliche Firmen aus Russland zurückziehen bzw. ihre Geschäfte und den Handel mit russischen Unternehmen auf Eis legen, macht sich bemerkbar.

Die Analysten von JPMorgan prognostizieren für das zweite Quartal einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts der russischen Wirtschaft von 35 Prozent. 2022 insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung um sieben Prozent schrumpfen. Die Entwicklung sei vergleichbar mit der Wirtschaftskrise 1998, der Finanzkrise 2008 sowie der Corona-Pandemie 2020, schrieb JPMorgan-Experte Shal in einer Notiz. So dürften die Exporte in diesem Jahr um 13 Prozent zurückgehen, die Binnennachfrage um zehn Prozent und die Importe um etwa 30 Prozent. Doch stehen diese Aussagen und seine Prognosen auf tönernen Füßen und sind nur als Momentaufnahme zu betrachten. Dauert der Krieg mit der Ukraine nun noch Wochen und Monate, sind die Zahlen Makulatur.

Die Ratingagentur S&P hat derweil ihre Bewertung für die Kreditwürdigkeit Russlands weiter in den Ramsch-Bereich gesenkt. Die Bonitätsnote werde von "BB+" auf jetzt "CCC-" zurückgenommen. „Die Herabstufung folgt auf neue Maßnahmen, die unserer Meinung nach das Risiko eines Zahlungsausfalls erheblich erhöhen werden", hieß es mit Blick auf die neuen westlichen Sanktionen laut Reuters. Die Ratingagentur warnte zudem vor weiteren Herabstufungen.

Einen weiteren Schlag versetzte die Versicherungswirtschaft dem russischen Wirtschaftskreislauf. Die großen Warenkreditversicherer ziehen sich wegen des Krieges aus Russland und der Ukraine zurück. „In dieser Woche haben die Kreditversicherer die Zeichnung neuer Risiken für die Ukraine und Russland eingestellt", sagte Nick Robson, vom Versicherungsmakler Marsh. Mit Kreditversicherungen sichern Unternehmen ihre Lieferungen, vor allem im grenzüberschreitenden Handel, gegen drohende Zahlungsausfälle oder -verzögerungen ab. Lieferanten verlangen ohne eine Kreditversicherung in der Regel Vorkasse oder liefern gar nicht.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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