Kommentar
18:00 Uhr, 23.09.2010

„Ozapft is – und eig`schenkt werd!“

Werden die Politiker irgendwann den Mut haben, den Banken einmal so richtig „eine einzuschenken“, wie man in Bayern passend zum Beginn der Jubiläumswiesn sagen würde? Nein, das werden sie nicht, und Sie werden auch gleich erfahren, warum das so ist.

Wobei das natürlich im übertragenen Sinne zu verstehen ist: Jemandem „eine einschenken“ heißt in Bayern soviel wie, dem betreffenden ordentlich die Leviten zu lesen, ihm die Meinung zu sagen und auf Normalmaß zurecht zu stutzen. Was die Banken angeht, wäre das eigentlich überfällig. Eigentlich.

Finanzminister Wolfgang Schäuble hat in dieser Woche eindrucksvoll gezeigt, was in diesem Zusammenhang von den Vertretern seines Standes zu erwarten ist: Anstatt den Banken bei seiner Rede vor 400 Vertretern der Branche gehörig den Marsch zu blasen, hat er die kritischen Passagen in seinem Redemanuskript einfach weggelassen. Man möchte ja niemandem auf die Füße treten, schon gar nicht den Banken. Das Handelsblatt hat das in dieser Woche dokumentiert. Nachfolgend einige interessante Passagen:

„Es gibt Anzeichen, dass das Zocken auf den Märkten schon wieder begonnen hat. Es ist gefährlich für den Zusammenhalt in der Gesellschaft, wenn sich bei immer mehr deutschen Unternehmen der Realwirtschaft der Eindruck verfestigt, dass Teile des Kreditgewerbes kein Interesse mehr an der Zusammenarbeit mit ihnen haben. Während die Gewinne aus immer riskanteren Finanzgeschäften bei den einzelnen Akteuren verbucht wurden, wurden die Verluste in der Krise sozialisiert“.
All dies hat der Finanzminister eben gerade NICHT gesagt. Statt dessen rang sich Wolfgang Schäuble zu einigen weichgespülten Floskeln durch, die den Bankenbossen höchstens ein müdes Gähnen entlockt haben werden. Etwa als er verkündete, der Bankensektor müsse wieder zu einer dienenden Funktion für die Realwirtschaft zurückkehren. Wer hätte das gedacht?

Die Frage, WARUM Schäuble den Bankern wichtige Passagen aus seinem Redemanuskript vorenthalten hat, ist einfach zu beantworten: Weil eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Statt dessen machen die Krähen lieber gemeinsame Sache – so wie Politiker und Banken. Und die willfährigen Medien werden gleich noch mit ins Boot genommen.

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/schaeuble-was-schaeuble-der-finanzelite-eigentlich-sagen-wollte;2653898
Unterdessen werden viele Finanzhäuser in den USA und in Europa nicht müde, Politiker und Aufseher mit lautem medialen Getöse davor zu warnen, mit den Reformen im Finanzsektor bloß nicht zu weit zu gehen.

Der jüngste Vorstoß fand erst kürzlich statt. Kurz vor den Beratungen in Basel, die neuen globalen Eigenkapitalstandards für Banken betreffend, wandte sich der Europäische Bankenverband EBF an Jean-Claude Trichet, den Präsidenten der Europäischen Zentralbank. Die europäischen Banken seien „sehr besorgt“ über die Folgen der Vorschriften für die Kreditvergabe, schrieb der Verband. Auch der führende US-Bankenverband kritisierte, die Vorgaben schränkten den Spielraum für Kredite ein.

Auf Seiten der Politik stoßen solche Bemerkungen nur offiziell auf Unverständnis. In der Realität werden die Dinge nicht beim Namen genannt, wenn es darauf ankommt, sondern beschönigt, vertuscht und verschwiegen.

„Mit hohen Summen von Steuergeldern wurden Finanzinstitute gerettet und Finanzmärkte stabilisiert. Ich erwarte dafür keine Dankbarkeit, aber zumindest konstruktive Zusammenarbeit bei den Anstrengungen, solche Prozesse in Zukunft zu vermeiden“.
So steht es in Schäubles Redetext. Eigentlich. Gesagt hat er das aber leider nicht.

Das Beispiel zeigt sehr schön, wer die eigentlich Regierenden in unserem Lande sind. Es gibt genügend weitere Beispiele, die zeigen, dass es höchste Zeit wäre, die Banken einmal gehörig an die Kandare zu nehmen. So ist es etwa, nur ein Beispiel, eine bodenlose Frechheit, dass die Finanzhäuser sich an den Niedrigstzinsen der Zentralbanken eine goldene Nase verdienen, während sie ihre Kunden bei der Gewährung von Dispositionskrediten schröpfen. Und natürlich wird es ein frommer Wunsch bleiben, darauf zu hoffen, die Politik möge dem Treiben Einhalt gebieten.

http://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/stiftung-warentest-banken-schroepfen-ihre-kunden-beim-dispokredit;2654815
Wir haben auch kein Verständnis dafür, dass viele Kollegen, einerseits in dramatischen Worten vor dem weiteren Verlauf der Finanzkrise warnen – ihren Lesern gleichzeitig aber ganz ungeniert den Kauf von „künstlichen Finanzprodukten“ und Derivaten ans Herz legen. Von Zertifikaten etwa, deren Ausfallrisiko zunimmt, je höher das Ausfallrisiko des jeweiligen Emittenten ist. Seit der Lehman-Pleite kann niemand mehr sagen, er habe nicht gewusst, worauf er sich dabei einlässt.

Die Redaktion des Antizyklischen Börsenbriefs geht auch hier andere Wege. Anstatt über die Krise zu lamentieren und unseren Lesern anschließend künstliche Finanzprodukte an die Hand zu geben, tickende Zeitbomben, die im schlimmsten Fall wertlos werden können, konzentrieren wir uns auf den Kauf von Aktien.

Hier sind wir in Sachwerte investiert, und nicht in „Papiergeld“, das der Willkür der Finanzhäuser im Ernstfall schutzlos ausgeliefert ist. Kurse werden immer gestellt und nicht einfach einmal ausgesetzt, weil es der Bank gerade so ins Konzept passt. Wir zahlen bei Kauf und Verkauf überschaubare Gebühren, streichen in vielen Fällen eine ansehnliche Dividende ein und tragen ein Ausfallrisiko nur dann, wenn der betreffende Konzern pleite machen sollte. Bei den großen Titeln aus dem DAX oder dem Dow Jones können Sie so etwas praktisch ausschließen. Bei den zahlreichen Banken mit ihren tickenden Zeitbomben in den Büchern wäre ich mir da nicht so sicher.

Und wer glaubt, mit dieser Vorgehensweise könne man keine stattlichen Renditen erzielen, den laden wir gerne dazu ein, sich unsere umfangreiche Empfehlungsliste einmal näher anzusehen. 46 Verdoppler finden sich dort seit November 2008. Hinzu kommen unsere Schwergewichte aus DAX, S&P 500 oder Dow Jones. Mit einer ThyssenKrupp oder einer Siemens etwa konnten unsere Leser im Idealfall mehr als 100 Prozent Rendite erzielen. Dividenden nicht eingerechnet.

Es kommt eben nicht auf die Auswahl von risikoreichen „Scheinchen“ an, sondern auf den richtigen Einstiegszeitpunkt – und diese Hürde werden Sie auch bei noch so geschickter Auswahl Ihrer Derivate niemals umschiffen. Also können Sie auch gleich Aktien kaufen, anstatt Ihr sauer verdientes Geld via Gebühren, Ausgabeaufschläge und dergleichen den Banken hinterher zu werfen.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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