Kommentar
14:26 Uhr, 01.12.2011

Optimismus volatil wie die Kurse

Fundamental hat sich seit der vergangenen Sentiment-Erhebung eigentlich nicht viel geändert. Denn für die Rettung der Eurozone ist bislang außer einer generell ablehnenden Haltung Deutschlands gegenüber Eurobonds, aber auch unbegrenzten Anleihekäufen der EZB nicht viel Greifbares herausgekommen. Statt dessen dreht sich das Karussell möglicher Lösungen langsam und gemächlich vor sich hin. Sei es, dass zu Wochenbeginn so genannte Elite-Bonds - eine gemeinsame Anleihe fiskalpolitisch gewissenhafter Mitglieder der Eurozone mit Top-Bonität - ins Spiel gebracht wurden. Oder die nicht verstummen wollen den Gerüchte, der IWF und Italien hätten über ein 400 Milliarden Dollar schweres Rettungsprogramm verhandelt. Kurzum: Der Befreiungsschlag für die Eurozone ist wieder einmal ausgeblieben.

Allerdings hat sich die Stimmung vor allem in den Medien während der vergangenen Tage zusehends weiter verschlechtert. So ist immer wieder die Rede davon, dass dem Euro nur noch wenige Tage blieben, um vor dem drohenden Kollaps gerettet zu werden. Genau genommen, geht es um die kommenden zehn Tage bis zum nächsten EU-Gipfel. Deswegen sollte man sich auch nicht wundern, wenn sich derlei negative Szenarien womöglich eines Tages und in erster Linie psychologisch verselbstständigen und letztlich zu einer Situation führen können, wo es nur eines ganz geringen Anstoßes bedarf, eine sich selbst erfüllende Untergangsprophezeiung auszulösen. Etwa in dem Moment, da große und wichtige Akteure nicht mehr bereit sind, auf Euro lautende Kredite zu vergeben oder statt des Euro ein anderes Zahlungsmittel verlangen.

Umso erstaunlicher ist auf den ersten Blick das Ergebnis der heutigen Umfrage der Börse Frankfurt, wo sich die Stimmung der institutionellen Anleger, gemessen an unserem Bull-Bear/Index, deutlich aufgehellt und auf den höchsten Stand seit zehn Wochen verbessert hat - intuitiv eigentlich eine Entwicklung, die nicht so richtig logisch erscheinen mag. Warum um alles der Welt, erwarten die Händler ausgerechnet vom nächsten, x-ten Treffen der EU-Finanzminister eine durchschlagende Lösung? Und das in einem Umfeld, wo selbst relativ "gute" Gipfel-Ergebnisse zuletzt eine immer kürzer werdende Halbwertszeit aufgewiesen hatten. Tatsächlich sind die Teilnehmer unseres Panels nicht trotz, sondern gerade wegen der Krise optimistisch gestimmt. Weil die Krise an einem Punkt angelangt ist, wo es als Alternative zu einem Zerfall der Eurozone einfach eine Lösung geben muss.

Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn diejenigen die sich seit Wochenfrist vom Bären- ins Bullenlager begeben haben, können größtenteils auf ordentliche Gewinne zurückblicken. Gewinne, die in erster Linie deswegen realisiert wurden, weil in vielen Fällen vermutlich die Jahresperformance noch aufgebessert werden musste. Bei der vergangenen Erhebung vermuteten wir daher, dass große Trends (nach unten) Mangelware bleiben würden. Angespornt durch den jüngsten Erfolg, dürften die neuen Bullen dieselbe Strategie nun an der Oberseite ausprobieren: Auch hier dürfte der Wunsch, Gewinne in einem volatilen Markt relativ schnell mitnehmen zu wollen, für einen baldigen Ausstieg nach einer relativ kurzen Aufwärtsbewegung sorgen.

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