Kommentar
15:19 Uhr, 09.12.2010

Optimismus ja, Euphorie nein

Offensichtlich scheinen sich die Börsianer in einer anderen Welt zu bewegen als der Rest der Welt. Nicht nur, dass der DAX während des Berichtszeitraums die 7.000er Marke mit Bravour überwunden hat. Vielmehr ist diese Rallye auch noch von relativ hohem Optimismus begleitet worden. Denn die jüngste Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt zeigt, dass sich die Stimmung - gemessen an unserem Bull/Bear Index - noch einmal verbessert und somit den dritthöchsten Stand dieses Jahres erreicht hat. Interessant in diesem Zusammenhang scheint uns indes, wie sich der Stimmungsindex dieses Mal zusammensetzt: Das Jahreshoch ergibt sich nämlich nicht bei den Bullen, sondern ist dem niedrigsten Stand im Bärenlager seit Januar 2009 geschuldet. Damals stand der DAX übrigens bei heute fast lächerlich anmutenden 4.400 Zählern.

Dabei kann man nicht behaupten, dass sich die Probleme innerhalb der Eurozone verringert hätten. Immerhin scheint aber der Vorschlag von Euro-Gruppen-Chef Jean- Claude Juncker und dem italienischen Finanzminister Giulio Tremonti zur Einführung eines sogenannten Euro- Bonds für etwas Ruhe gesorgt zu haben. Obwohl diese Idee nicht ganz neu, vor allem jedoch derzeit nicht durchsetzbar scheint. Auch gegen andere Vorschläge zur Krisenbewältigung, etwa den Vorstoß Belgiens und des IWF, den europäischen Rettungsfonds aufzustocken, sperrten sich wieder einmal einige Länder, allen voran Deutschland.

Auch der Kompromiss in den USA zwischen US- Präsident Barack Obama und den Republikanern hätte bei den Aktienfreunden etwas Unruhe auslösen können. Dabei sollte eigentlich die Verlängerung der Bush′schen Steuererleichterungen Anlass zu Bedenken geben. Eine Verlängerung, die für sich genommen übrigens mental bei der US-Bevölkerung nicht ankommen wird, weil sich im Vergleich zum Vorjahr bei den verfügbaren Einkommen nichts ändert. Allerdings wurde in die Vereinbarung eine nicht unwesentliche Veränderung bei den Sozialversicherungsbeiträgen eingearbeitet. Letztere werden nämlich (zunächst) im Jahr 2011 deutlich gesenkt, was viele Ökonomen dazu veranlasste, ihre Wachstumsprognosen zu erhöhen. Denn es spricht vieles dafür, dass dieses Extra-Geld dem Einzelhandel zugutekommt. Übersehen wird jedoch, dass dieser Kompromiss per Saldo noch einmal 1 Billion USD in den kommenden beiden Jahren kosten wird.

Selbst wenn der derzeitige Optimismus unter den Befragten unseres Panels vergleichsweise hoch ist, ist jedoch zu bezweifeln, dass sich dahinter auch richtig große Engagements verbergen. Womit der DAX sicherlich nicht ganz so verletzlich wie zu anderen Zeiten des Jahres sein dürfte. Vielmehr bekommen wir derzeit eine typische Jahresendrallye zu sehen, bei der die übrig gebliebenen Schieflagen des Jahres ausgekehrt wurden. Daraus eine überbordende Euphorie der Daxianer abzuleiten, würde aber der derzeitigen Marktlage nicht gerecht werden. Die Bären haben sich zwar zurück- gezogen, aber nicht - wie dies für eine Endphase im Aufwärtstrend typisch wäre - eine Notbremse gezogen.

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