Fundamentale Nachricht
18:14 Uhr, 04.12.2019

Olympia ante portas - Japan und Asien zurück im Fokus

In den kommenden Wochen ziehen die Kapitalmarktexperten von Jupiter Asset Management ein Resümee aus den vergangenen zwölf Monaten und wagen einen Ausblick auf das Investmentjahr 2020. Der dritte Teil der Ausblick-Serie kommt von Jason Pidcock und Dan Carter.

Über-TRUMPft: Werden Fundamentaldaten 2020 wichtiger als Politik?

von Jason Pidcock, Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income SICAV bei Jupiter Asset Management

Das Jahr 2020 wird höchstwahrscheinlich ein weiteres Jahr voller politischer Turbulenzen und Nachrichten, die die Aktienmärkte in hohem Maße beeinflussen werden. Neben dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im November nächsten Jahres wird es für Anleger schwierig, den damit verbundenen Nachrichtenfluss im Vorfeld der Abstimmung zu ignorieren. Dazu gehören unter anderem Amtsenthebungsuntersuchungen, Ankündigungen weiterer politischer Maßnahmen und natürlich die angespannte Situation im neuen kalten Krieg zwischen den USA und China. In Asien dürften vor allem die politischen Unruhen in Hongkong fortbestehen, die Region sollte sich verglichen zum Nahen Osten jedoch relativ ruhig und friedlich präsentieren.

Die Unsicherheit durch den globalen Handelskonflikt ist der Faktor, der das verarbeitende Gewerbe und handelsbezogene Dienstleistungen am meisten belastet. Eine zentrale Frage wird sein, wie das Weiße Haus ab Januar 2021 zum Freihandel steht. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein klarer Verfechter des Freihandels an die Macht kommen wird. Zum aktuellen Zeitpunkt scheint es, als bestehe eine 50/50-Chance, dass entweder Elizabeth Warren oder Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnen wird. Wahrscheinlicher ist, dass beide Kandidaten während des Wahlkampfs darum wetteifern, wer im Handelsstreit mit China den aggressiveren Hau-Drauf-Kurs fährt. Nach der Wahl wird davon wohl nicht mehr viel übrig bleiben. Manch einer hofft sogar, das drohende Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump werde derart aufschlussreich sein und seine Popularität untergraben, dass er sich gezwungen sieht, rechtzeitig ein Handelsabkommen mit China zu schließen, um die Wirtschaft vor den Wahlen anzukurbeln. Das scheint aber ein eher unrealistisches Szenario.

Eine Reihe von Politikern, die einen Rückgang des globalen Handelsvolumens vermutlich begrüßen würde, sind die Umweltschützer. Sie werden Marktteilnehmer veranlassen, auf strengere Gesetze und Vorschriften in allen Bereichen, die mit der Umwelt zusammenhängen, zu achten. Umweltsünder, Verpackungsunternehmen oder Produzenten minderwertiger Wegwerfkleidung (Fast Fashion), um nur einige zu nennen. Zugespitzt könnte man sagen, dass Greta Thunberg das weltweite Konsumverhalten so stark beeinflusst wie es zuletzt nur Karl Marx vermochte. Sogenannter Flugscham hat das Fliegen zum neuen Rauchen gemacht. Könnte es bald gesellschaftlich verpönt sein, die eigene Garderobe zu oft zu wechseln oder sogar sinnlos Bilder und Dateien elektronisch zu verschicken? Denn auch das verbraucht natürlich viel Energie.

Anleger haben somit relativ neue Faktoren zu berücksichtigen. Die gute Nachricht: Asien bietet ein breites und vielfältiges Anlageuniversum mit attraktiven Anlagemöglichkeiten zur Portfoliodiversifizierung. Gerade Unternehmen mit positiven Kapitalflüssen in der gesamten Region, unterstützt von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten, besitzen mittel- und langfristig ein vielversprechendes Anlagepotenzial. Die größten Unternehmen in Asien kommen auch aktuell noch bei Weitem nicht an die Dimensionen der führenden US-Konzerne heran – und eine Vielzahl dieser Unternehmen sind auf Wachstumskurs. Dieses Wachstumspotenzial wird jedoch unterschätzt, obwohl viele Unternehmen in der Region skalierbare Geschäftsmodelle sowie attraktive Dividendenrenditen und/oder Dividendenwachstum vorweisen können.

Einige der besten Investitionsmöglichkeiten in der Region sind in Taiwan zu finden, vor allem natürlich erstklassige Technologieunternehmen. Singapur verfügt über herausragende Angebote für die gesamte Region Südostasiens, während Australien von vielen internationalen Anlegern nach wie vor unbeachtet bleibt. Wir bleiben in diesen Märkten übergewichtet und bevorzugen weiterhin die Immobilienbranche (Vermietung statt Bauträgergeschäft) sowie die Glücksspielbranche.

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Japanische Aktien zurück im Scheinwerferlicht von Dan Carter, Fondsmanager, japanische Aktien bei Jupiter Asset Management

Die Vorbereitungen für Olympia in Japan laufen auf Hochtouren – 2020 wird das größte Sportereignis der Welt erstmals seit 1964 in Tokio stattfinden. Die Olympischen Spiele werden zweifellos für jede Menge Schlagzeilen sorgen. Der beste Zeitpunkt, um in dieses Anlagethema zu investieren, wäre aber in der Bauphase gewesen – und ist damit längst passé. Aber keine Sorge: Hinter den schlagzeilenträchtigen Sportmeldungen wird es noch andere Anlagethemen olympischer Größenordnung geben, die Investoren im Blick haben sollten.

Japanische Unternehmen sind günstig zu haben

Das erste ist die potenzielle Realisierung enormer latenter Unternehmenswerte. Dass japanische Aktien günstig sind, ist nichts Neues – ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt seit einem halben Jahrzehnt durchweg unter dem von US-amerikanischen und europäischen Aktien. In dieser Zeit haben sich ausländische Investoren vor allem von japanischen Aktien getrennt. Gleichzeitig hat es kaum Private-Equity-Akquisitionen ganzer Unternehmen gegeben. Kurzum war das Interesse an japanischen Unternehmen trotz ihrer scheinbar günstigen Bewertung gering. Das scheint sich jetzt gleich in mehrerer Hinsicht zu ändern: Sowohl Private-Equity-Firmen als auch aktive Investoren wittern Chancen, während Japans Unternehmen die Dinge in die eigene Hand nehmen, indem sie in so großem Stil Aktien zurückkaufen wie nie zuvor. Dieser Trend dürfte 2020 anhalten und könnte potenziell weitreichende Folgen haben.

Eine subtilere Phase des Handelskrieges

Die zweite Story, die Investoren im Jahr 2020 verfolgen sollten, ist die immer wichtigere Rolle des Handels in den strategischen Machtkämpfen zwischen den USA, China, Japan und anderen großen Wirtschaftsmächten. Nach dem lautstark ausgefochtenen, von vielen Tweets begleiteten Zollkrieg des Jahres 2019 könnte der Handelsstreit im Jahr 2020 in eine deutlich subtilere, wenn auch nicht weniger brutale Phase eintreten. Im Fall Japans wird es darum gehen, dass die Regierung die eigenen strategischen Unternehmen – vor allem diejenigen mit kritischen fortschrittlichen Technologien – vor räuberischen ausländischen Käufern schützen will. Die japanische Regierung muss hier vorsichtig agieren, um sicherzustellen, dass eine potenzielle Belebung des M&A-Marktes und ein mögliches Engagement aktiver Investoren nicht durch zu viel Bürokratie gehemmt werden.

Eine neue Art japanischer Unternehmen

Die dritte und letzte weitgehend unbekannte Story, die Investoren im Blick haben sollten, betrifft die ganz neue Art von Unternehmen, die in Japan an die Börse streben. Viele davon stehen für völlig neuartige Konzepte, die auf Informationen und nicht auf harten Vermögenswerten basieren und im Erfolgsfall extrem profitabel sein könnten. Diese Unternehmen sorgen für dringend benötigten frischen Wind am häufig als allzu farblos betrachteten japanischen Aktienmarkt. Unter diesen potenziellen Unicorn-Unternehmen sollten sich herausragende Anlagechancen finden lassen, aber ihr Erfolg ist nicht vorprogrammiert und es wird auch genug Flops geben. Eines ist zumindest sicher: Es wird interessant.

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