Fundamentale Nachricht
10:41 Uhr, 24.02.2022

Ölpreisschock

Nun ist es also geschehen. Der Ölpreis hat in der Nacht auf Donnerstag im Zuge der Eskalation zwischen der Ukraine und Russland die schon oft prognostizierte Schwelle von 100 Dollar je Barrel überschritten.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 103,37500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London (Godmode-Trader.de) - Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet erstmals seit 2014 wieder mehr als 100 Dollar. Zuletzt zog der Brent-Preis weiter an und kostete 103,50 Dollar/Barrel. Das ist ein Anstieg von über fünf Prozent. Damit summiert sich das Plus beim Brent-Preis in diesem Jahr bereits auf gut 30 Prozent, nachdem sich der Kurs im vergangenen Jahr verdoppelt hatte. Die DZ Bank hält im Zuge des Konflikts sogar Preise von 120 Dollar für möglich.

Am frühen Donnerstagmorgen hatte der russische Präsident Wladimir Putin den Angriff der Ostukraine offiziell angeordnet. Die westlichen Verbündeten verurteilten Putins Aggression scharf und kündigten weitere Sanktionen an. Russland hat nach den Worten von US-Präsident Joe Biden vorsätzlich einen Krieg gegen die Ukraine begonnen.

Der Anstieg des Ölpreises auf über 100 Dollar kommt für die Weltwirtschaft, die sich von der Corona-Pandemie mehr schlecht als recht erholt, zur Unzeit. Er trübt die Wachstumsaussichten weiter ein und heizt die ohnehin schon hohe Inflation weiter an. Für die Ölexporteure bedeutet der Anstieg freilich weiter steigende Einnahmen und Profite. Die internationalen Notenbanken stürzt die Rally hingegen in ein Dilemma. Denn diese stehen vor der großen Herausforderung, den stärksten Preisdruck seit Jahrzehnten einzudämmen, ohne die Erholung von der Pandemie zu gefährden.

JPMorgan warnte jüngst, dass ein Anstieg des Rohölpreises auf 150 Dollar/Barrel den globalen Aufschwung fast zum Erliegen bringen und die Inflation auf über 7 Prozent ansteigen lassen würde, was mehr als das Dreifache der von den meisten Geldpolitikern angestrebten Rate wäre. Ein Ölpreisschock könnte die geldpolitischen Normalisierungspläne vieler Zentralbanken zum Scheitern bringen, so die Ökonomen von JPMorgan.

Da sich der Preisdruck als hartnäckiger erweist als angenommen, geben die Zentralbanken nun der Inflationsbekämpfung zunächst Vorrang vor der Nachfragestimulierung. Der überraschende Anstieg der Verbraucherpreise in den USA auf ein Vier-Dekaden-Hoch hat am Markt zu Spekulationen geführt, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins in diesem Jahr um bis zu sieben Mal anheben wird. „Der Ölpreisanstieg wird den Druck auf die Zentralbanken weltweit verstärken, ihren Straffungszyklus vorzuziehen und die Zinssätze aggressiver anzuheben, um die Inflationsrisiken einzudämmen", sagte Chua Hak Bin, Senior Economist bei der Maybank in Singapur, der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Diskutiert wird nun am Ölmarkt, ob die Ölstaaten die 100-Dollar-Marke als eine Grenze ansehen, ab der sie dann doch mehr Öl fördern als geplant. Giovanni Staunovo, Ölanalyst der UBS, bleibt skeptisch: „Die OPEC-Staaten weisen darauf hin, dass der Ölpreis durch geopolitische Gründe nahe 100 Dollar notiert und nicht aufgrund fundamentaler Faktoren.“

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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