Fundamentale Nachricht
16:09 Uhr, 08.06.2017

Ölpreise auf Jahre ohne Perspektive

Die Ölpreise könnten auf Jahre hinaus in einer Preisspanne rund um die Marke von 50 Dollar gefangen bleiben. Wesentlicher Faktor ist die US-Ölproduktion. Diese legt so stark zu, dass sie Bemühungen der OPEC um Förderbegrenzungen zunichte macht. Für die Preise ergibt sich durch die Gemengelage kaum Aufwärtspotenzial.

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Hamburg/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die seit Montag andauernde diplomatische Krise in Katar konnte dem Ölpreis keinen Schub verleihen. Saudi-Arabien, die VAE, Ägypten, Jordanien, Bahrain brachen überraschend ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar ab. Das Emirat wird beschuldigt, den Terrorismus zu finanzieren und zu unterstützen. Zudem wird dem Land eine Nähe zum Iran zur Last gelegt.

Es gab Zeiten, da hatte der Ölpreis auf Spannungen im Mittleren Osten mit nervösen Sprüngen nach oben reagiert. Davon war zu Beginn dieser Woche nichts zu sehen. Diese gaben nach einem kurzen Anstieg im Verlauf der Woche kräftig nach. Dies dürfte nach Ansicht der Analysten der HSH Nordbank einerseits darauf zurückzuführen sein, dass die Märkte nicht daran glauben, dass sich die diplomatischen Verstimmungen auf das Tagesgeschäft auswirken und somit Öl- und Gaslieferungen beeinträchtigen könnten. Andererseits dürfte bei einigen Investoren die Furcht aufkommen, dass ein Riss durch die OPEC - Katar ist ein Mitgliedsland - gehen könnte und die Umsetzung der Produktionskürzungen insgesamt auf eine harte Probe stellen könnte. Katar ist zwar ein wichtiger Lieferant von flüssigem Erdgas; der Anteil des Landes an der Ölförderung ist aber gering.

Nach Ansicht von Erik Norland, Ökonom bei der Chicagoer Warenterminbörse CME, dürften die Ölpreise auf Jahre hinaus in einer recht engen Preisspanne rund um die Marke von 50 Dollar gefangen bleiben. Grund sei, dass die Terminkurve für das amerikanische Leichtöl WTI außerordentlich flach sei, zitiert ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dieser Trend bestehe nun schon seit 13 Monaten. Seitdem liegt der Preis für WTI, aber auch für Brent zwischen 40 und 55 Dollar.

Wesentlich dafür sei die amerikanische Schieferölproduktion. Seit Ende Oktober 2016 steige diese kontinuierlich auf Mehr-Jahreshochs. Wahrscheinlich sei, dass die US-Ölproduktion spürbar anziehe, was die gesamte Förderkürzung Russlands und der OPEC im Grunde aufhebe. Darüber hinaus werde auch außerhalb der OPEC tendenziell eher mehr produziert. Auch auf mittlere Sicht fehle dem Ölpreis die Perspektive, so Norland weiter. Allerdings sei diese Prognose mit Unsicherheiten behaftet. Etwaige größere Produktionsausfälle in eine Land, wie zuletzt in Libyen gesehen, treiben die Preise jeweils sprunghaft nach oben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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