Ölpreis-Einbruch: Pfandbriefe bieten einen sicheren Hafen
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Der Rückgang des Ölpreises kann eine Kreditkrise für Ölsand-Förderer und Fracker zur Folge haben, von der vor allem wohlhabende Privatinvestoren, US-amerikanische und kanadische Banken sowie einige Hedge-Fonds betroffen sein dürften. „Diese Einnahmeverluste können in Norwegen mittels bestehender Reserven langfristig ausgeglichen werden. Russland gelingt dies eher nur kurzfristig und in Nigeria und Kolumbien werden die Reserven noch schneller aufgebraucht sein“, sagt Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management.
Niedrigere Einnahmen aus dem Erdölgeschäft führen dazu, dass Staatsfonds langlaufende US- und Schwellenmarktanleihen verkaufen, bevor sie sich auf globale Aktien konzentrieren. Die Nachfrage nach US-Anleihen mit einer zweijährigen oder noch kürzeren Laufzeit sollte bei ausländischen Investoren nachlassen. Dies lässt allerdings keine Rückschlüsse auf die Risikoaversion zu. Noch niedrigere Ölpreise würden zu einer Verschiebung von den Schwellenländern hin zu den Industrieländern führen, wobei die USA und Norwegen weniger in Betracht gezogen werden.
„Inmitten eines kollabierenden Aktienmarktes sollten sich Anleger in Erinnerung rufen, dass eine geldpolitische Lockerung, deutlich niedrigere Ölpreise und fiskalische Anreize sich letztendlich positiv auswirken“, sagt Galy. In Anbetracht des Ausverkaufs und einer hohen Volatilität seien Fixed Income-Produkte mit einer langen Laufzeit empfehlenswert. Dementsprechend bieten Pfandbriefe Anlegern einen sicheren Hafen.
Flexibel auf die erhöhte Volatilität reagieren
„Wir sehen uns mit einem Sell-Off konfrontiert, der in Wellen kommt – verstärkt durch eine Ölkrise und schließlich gedämpft durch eine Kreditkrise. Einige Hedge-Fonds, die zuletzt so günstige Fremdfinanzierungsmöglichkeiten und eine eng kalkulierte Volatilität vorgefunden hatten, sehen sich in den USA einer neuen Welt gegenüber, in der Banken ihre Bilanzen optimieren“, so der Senior-Makrostratege. Hedge-Fonds wie Staatsfonds werden ihr Risiko wahrscheinlich sehr aggressiv reduzieren. Der weitere Verlauf der Verbreitung des Coronavirus in Europa wird entscheidend dafür sein, wann die Volatilität nachlässt. „Der Quarantänezustand in Italien hat erhebliche Nachteile für die Wirtschaftstätigkeit des Landes und die fiskalische Nachhaltigkeit. Es bestehen auch Zweifel an der Reaktion in den Vereinigten Staaten. Diese Schockserie dürfte in den kommenden Monaten den Markt weiter durchdringen“, sagt Galy. „Angesichts der Volatilität bevorzugen wir flexible Lösungen. Wir setzen dabei auf Listed Real Estate- und Listed Infrastructure-Fonds. Gerade die nordischen Banken und die europäischen Kernbanken bieten in Zeiten großer Belastungen einen sicheren Hafen.“
Wird die Europäische Zentralbank (EZB) einen expansiven Kurs einschlagen?
Im Falle einer umfassenden Wirtschaftskrise könnte die EZB expansiv reagieren. Folgende Maßnahmen wären denkbar:
- Eine Senkung des Einlagensatzes um 10 Basispunkte und eine TLTRO ("Targeted Longer-Term Refinancing Operation" – gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte) mit langen Laufzeiten für die Banken. Es besteht wahrscheinlich keine große Nachfrage nach Bankkrediten, aber die Banken könnten die Laufzeit ihrer Finanzierung verlängern.
- Ein erneuertes, aber begrenztes Lockerungs-Programm mit einem größeren Credit Easing, das auf Pfandbriefe und Green Bonds abzielt. Außerdem wäre es denkbar, dass kleinere Unternehmen die Liquidität und das Kreditrisiko weitergeben.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Galy Pfandbriefe als Anlageoption.
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