Kommentar
20:21 Uhr, 25.05.2018

Ölpreis: Da ist endlich der Rückschlag

Die Ölpreisrally war ja nicht mehr mit anzusehen... Jetzt kommt der freie Fall, doch wie lange wird dieser anhalten?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Die Ölpreisschwäche der letzten Tage und insbesondere Freitag hat einen Grund. Die OPEC-Länder und Russland denken laut darüber nach, ob sie ihre Fördermengen erhöhen sollten, nachdem die USA die Iransanktionen wieder eingeführt haben.

Die Erwartung, dass die Sanktionen wieder in Kraft treten, hat den Ölpreis zunächst beflügelt. (Geo)Politik spielt beim Ölpreis immer eine große Rolle - immerhin kann sie, wenn es dumm läuft, Millionen Barrel pro Tag vom Ölmarkt fernhalten.

WTI Öl
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -

Die Sanktionen gegen den Iran könnten dem Ölmarkt bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag entziehen. Bei einem Markt, der sich gerade im Gleichgewicht befindet, ist ein Defizit dieser Größenordnung schwierig. Es hat Bedeutung. Deswegen stieg der Ölpreis auch bis vor kurzem.

Nun kommt die Trendwende. Keiner weiß so recht, was sich OPEC und Russland vorstellen, doch es könnten zwischen 300.000 und 1 Mio. Barrel/Tag mehr gefördert werden. Das drückt den Ölpreis entsprechend, denn man darf nie vergessen, dass die USA ihre Produktion weiterhin rasant ausbauen (siehe Grafik).

Die USA haben die offizielle Produktionskürzung komplett aufgewogen. Da unter anderem Venezuela sehr viel weniger fördert als es dürfte, übersteigt die tatsächliche Fördermengenbegrenzung das Ziel von 1,8 Mio. Barrel um 1 Mio. Barrel. Der Ölmarkt konnte also nur ins Gleichgewicht kommen, weil die OPEC ihr selbst gestecktes Ziel unfreiwillig um 50 % übertraf.

Es brauchte rein praktisch gesehen also eine 50 % höhere Fördermengenbegrenzung als geplant, um den Ölpreis nach oben zu hieven. So knapp kann das Angebot also nicht sein... zumal Öl aus dem Iran noch ein paar Monate ungestört fließen kann. Treten die Sanktionen in Kraft, ist noch gar nicht sicher, dass auch weniger Öl exportiert wird.

Die EU und China wollen am Atomabkommen festhalten. Auch der Iran will das. Es macht für den Iran aber nur Sinn, wenn sie auch weiterhin Abnehmer für ihr Öl finden. Wer das Atomabkommen am Leben erhalten will, muss dem Iran Öl abnehmen.

Es ist ungewiss, ob es eine höhere OPEC/Russland Produktion überhaupt braucht. Daher kommen die Meldungen über eine mögliche Fördermengenanhebung deutlich zu früh. Den Ölpreis drückt es, was für die OPEC auch ein guter Test ist, um zu sehen, was geschieht, wenn an den Förderquoten gerüttelt wird.

Jetzt wissen wir zumindest das. Der Markt braucht die Quoten nach wie vor. Das zeigt, dass der hohe Ölpreis mehr ein Werk der Politik war und nicht so sehr ein Zeichen eines sich dramatisch verknappenden Angebots.

Ich vermute, dass die OPEC nach diesem kleinen Desaster die Fördermenge erst einmal nicht anheben wird, sondern bei ihrem Treffen im Juni abwartet. Der Ölpreis dürfte sich entsprechend auch bald wieder fangen.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten