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12:59 Uhr, 10.03.2022

Ölmarkt: Die Verbündeten Amerikas setzen sich nicht durch

Rystad Energy erwartet, dass der Ölpreis in diesem Sommer auf 240 Dollar je Barrel springt, wenn die westlichen Länder weitere Sanktionen gegen russische Ölexporte verhängen. Der Zusammenbruch des Angebots wäre die größte potenzielle Ölversorgungsknappheit seit dem Golfkrieg 1990, als sich die Ölpreise verdoppelten.

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    Kursstand: 116,81500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Washington (Godmode-Trader.de) - Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) schlagen sich offenbar auf die Seite der USA. In Richtung der weiteren Mitgliedern der Ölallianz OPEC+ werde man eine Ausweitung der Ölförderung fordern, sagte Yousef al-Otaiba, der Botschafter der VAE in Washington, wie die Financial Times am Mittwoch berichtete. „Wir befürworten Produktionssteigerungen und werden die OPEC ermutigen, höhere Fördermengen in Betracht zu ziehen“, so al-Otaiba.

Einige Stunden später schon milderte der Energieminister der VAE, Suhail Al-Mazrouei, die Botschaft auf Twitter ab. Er erklärte, die VAE hielten sich an das OPEC+-Abkommen. Es hatte sich bereits angedeutet, dass der Vorschlag des VAE-Botschafters auf Widerstand stoßen würde, da der irakische Ölminister gegenüber Bloomberg erklärte, die Gruppe fördere genug Öl und eine Ausweitung könnte dem Markt schaden. Nach Informationen von Bloomberg hatten die VAE die anderen OPEC+-Mitglieder nicht konsultiert, bevor der Botschafter seine Erklärung abgab.

Die Volte des Botschafters VAE verdeutlicht die Angespanntheit am Ölmarkt. Die Debatte über ein Ölembargo russischen Rohöls hatte die Preise stark in die Höhe getrieben. Dass die USA und Großbritannien ihre Drohungen dann wahrmachten, nahm der Markt ohne Reaktion hin.

Die Ölpreise kamen am Mittwoch nach den Aussagen des Botschafters deutlich zurück. US-Außenminister Anthony Blinken begrüßte erwartetermaßen die Ankündigung. Laut Blinken ist die Unterstützung für eine höhere Produktion „eine wichtige Sache, um die globalen Energiemärkte zu stabilisieren". Es sei von entscheidender Bedeutung, „um sicherzustellen, dass die Energieversorgung auf der ganzen Welt im Überfluss vorhanden ist."

Das Ölkartell OPEC und die Allianz OPEC+ mit 10 weiteren Mitgliedern, auch Russland, hat sich bisher als widerspenstig gegenüber Forderungen einer höheren Produktion gezeigt. Die OPEC+ argumentiert, dass der jüngste Preisanstieg auf fast 140 Dollar pro Barrel in London eher auf geopolitische Spannungen als auf einen echten Versorgungsengpass zurückzuführen sei.

Der irakische Ölminister Ihsan Abdul Jabbar Ismaael blieb am Mittwoch nach den Äußerungen des Botschafters der VAE bei dieser Linie. Ismaael betonte gegenüber Bloomberg, es bestehe keine Notwendigkeit, den Kurs zu ändern. „Wir sind der Meinung, dass die von der OPEC+ vorgenommenen Erhöhungen ausreichen, um die Nachfrage zu decken. Zusätzliche Freigaben könnten dem Markt sogar schaden".

Jeder Vorschlag zur Produktionssteigerung, insbesondere wenn er als Unterstützung für die Bemühungen der westlichen Länder betrachtet wird, sich von russischem Rohöl zu lösen, kann zu Spannungen innerhalb der OPEC+ führen. Scott Modell, Geschäftsführer der Rapidan Energy Group, einer in Washington ansässigen Beratungsfirma, bestätigte gegenüber Bloomberg: „Wenn die VAE einen Alleingang machen und die Produktion erhöhen, würde dies die Einheit der OPEC+ erschüttern, einen Preis, den Abu Dhabi wahrscheinlich nicht zu zahlen bereit ist".

Rystad Energy erwartet laut Bloomberg, dass der Brent-Preis in diesem Sommer auf 240 Dollar je Barrel springt, wenn die westlichen Länder weitere Sanktionen gegen russische Ölexporte verhängen. Der Zusammenbruch des Angebots wäre die größte potenzielle Ölversorgungsknappheit seit dem Golfkrieg 1990, als sich die Ölpreise verdoppelten, so Rystad.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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